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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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und, bildlich gesprochen, die Mauern zu errichten und das Dach zu decken. Dann brauchte ich mich nur noch über den Profit zu freuen.
    Natürlich kam nicht immer Profit dabei heraus, aber man konnte es wenigstens versuchen. Ich habe mal gehört, wie mein Mann einem Freund sagte, falls wir jemals ins Gefängnis kommen sollten, würde ich garantiert einen Weg finden, Häftlinge bei mir aufzunehmen und sie für Kost und Logis bezahlen zu lassen, und in dem unwahrscheinlichen Fall, daß er das Priestergelübde ablegte, würde ich am Weihwasserbecken stehen und eine Leihgebühr für Kniekissen verlangen. Nicht daß ich eine Krämerseele hätte, aber ich bringe es einfach nicht fertig, eine Gelegenheit zu verpassen, und hier waren es zufällig fertig eingezäunte Zwinger mit soliden Eisenpforten und schön gezimmerten Hundehütten gewesen. Laufgänge und Tore auf eine Auslaufwiese. Um das eigentliche Gehege hohe Backsteinmauern, die nicht mal der gewaltigste Schäferhund überwinden konnte. Ich brauchte nur noch einzuziehen und bekanntzumachen, daß Hunde willkommen seien, eine Kiste Chappi zu bestellen und mich mit dem nächsten Schlachter anzufreunden. Es würde zumindest lohnender sein als Kräuter. All das Säen und Gießen und Jäten und dann noch Trocknen und Bündeln, und viele gingen vorher ein, und kein Mensch kaufte was, nein, es hatte mir nichts eingebracht als eine unüberwindliche Abneigung gegen Salatsaucen.
    Ich versuchte, Lilien für Beerdigungen zu verkaufen, ehe der Tod den Sex als Modethema ablöste und in aktuellen Fernsehsendungen und Ratgeberkolumnen der Groschenblätter freimütig diskutiert wurde, und alle, die nicht unmittelbar betroffen waren, sich über Sterbehilfe und humanes Sterben informierten. Aber seinerzeit war der Tod eben noch nicht in , und als meine Lilien verlockend unter Plastikfolie posierten, kamen die Marktstrategen mit ihren Plastikblumen («Zur ewigen Ruhe die ewige Blume»), und das Echte war nicht mehr gefragt. Sogar der örtliche Blumenhändler sagte mir ziemlich unverblümt, mein Binder habe wohl zwei linke Hände und keinen grünen Daumen. Da ich nicht nur Züchter, Vertriebschef und Buchhalter in einer Person war, sondern auch jätete, schnitt und die Sträuße band, war ich natürlich entrüstet. «Es sind die Trauergäste, verstehen Sie?» erklärte er, als er mein Gesicht sah. «Die fühlen sich blamiert. Jeder meint, sie hätten an den Blumen gespart.»
    Mit den Tomaten war es mir nicht viel besser ergangen. Ich hatte nur zwei Gewächshäuser, beide nicht beheizt, und keine Frühbeete, so daß meine Tomaten genau zu der Zeit reif wurden, als vor jedem Haus und an jeder Gartenmauer üppige tiefrote Früchte prangten. Im Laden brachten sie so wenig, daß ich nicht mal die Kosten für den Kunstdünger hereinbekam, und weil wir dann wochenlang von irgendwelchen Tomatenpampen lebten, bekamen wir alle Bindehautentzündung.
    Und damit wäre ich bei meinem Gastspiel als Obstbäuerin. Wir hatten ein ausrangiertes Kloster mit einer großen Obstwiese gekauft, die offensichtlich als Anschauungsmaterial für den Kampf gegen irdische Versuchungen gedient hatte, denn die Bäume waren in einem jämmerlichen Zustand. Um die gleiche Zeit erstand ich bei einer Auktion das Los 88. Ich glaubte, es handle sich um das «Konvolut von Sattelklammern und Schleier», doch es stellte sich als «Konvolut von Büchern und politischen Schriften» heraus. Dieser Irrtum hätte jedem unterlaufen können. Die
    politischen Schriften waren alle auf deutsch oder gaben Tips,
    wie man Premierminister wird, und von den Büchern war nur ein einziges einigermaßen verständlich: st anbauen leichtgemacht. Kein Wunder, daß ich es für mein lächerlich geringes Gebot bekam, das ich überhaupt nur aus Neugier auf die Sattelklammern abgegeben hatte. Aber man wertet so etwas als Zeichen von oben, und zusammen mit der großen Obstwiese, die uns bald in den Schoß fallen würde, war es geradezu ein Wink mit dem Zaunpfahl. Gott weiß, daß ich ein schlichter Mensch bin und alles glaube. Gott weiß sicher auch, daß es ein bißchen vermessen war,, doch als ich die Farbtafeln mit Granny Smith bewundert hatte, schien es kinderleicht. Ich brauchte nur den Winter über Kapitel 1 bis 12 zu lesen, Golden Delicious zu essen und mich an den Apfelbaumscheiten zu wärmen, die im Kamin brannten. Im Frühling würde ich die Apfelblüte bewundern und von meiner Sitzecke unter den Fliederbüschen aus Zusehen, wie es Sommer wurde, um
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