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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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mich schließlich zu erheben und mit jenem breitkrempigen Strohhut schwerelos von Baum zu Baum zu tänzeln und die reifen Früchte zu pflücken, und dabei würde ich mich dann und wann umdrehen und dem verliebten jungen Sportsmann, der plötzlich hinter der Hecke erschienen war, schelmisch zulächeln. Glückliche Erntezeit.
    So setzte ich mich den Winter über hin und las und wurde viel zu dick, um schwerelos zu tänzeln, und schreckte für den Rest des Jahres alle etwaigen sportlichen jungen Verehrer ab. Im Frühling dann von Apfelblüten keine Spur, auf den Bäumen nichts als keifende Stare.
    Hunde waren zweifellos aussichtsreicher. Man braucht sie nicht zu binden oder auszuschneiden oder zu spritzen. Sie brauchen keinen Dünger, und wenn doch, machen sie ihn selbst. Außerdem mag ich Hunde, was ich von Lilien oder Minze nicht sagen kann.
    Hier stand ich also, optimistisch wie immer, und Bella nahm Bustle von ihrem vollen Busen und drückte sie an meine unzureichende halbleere Bluse. Ich geriet ein wenig ins Taumeln. Bustle wog so viel wie ein vierjähriges Kind. Ich war nicht sicher, ob es ein Vertrauensbeweis war oder ob Bella einfach der Arm weh tat. Doch als ich fühlte, wie Bustle an mir hochwuselte, das warme, weiche Fell, die braunen Augen, sogar das Chanel Nr. 5, wurde mir klar, daß ich niemals imstande sein würde, einen Hund seinem Besitzer zu entreißen und in diese freudlosen Zwinger zu sperren. Mir sank das Herz. Egal, was kommen würde, ich fühlte mich verpflichtet, Heim und Herd mit ihnen zu teilen, sogar das Bett, wenn es das war, was sie von zu Hause gewohnt waren.
    Einige waren es zum Glück nicht gewohnt. Es waren die größeren, das heißt, ein paar von den größeren, und selbst die... Das Dumme war, daß es ansteckend wirkte, daß sie es mit der Zeit als ihr Recht betrachteten und daß es zuletzt Zeiten gab, in denen ich Angst vor dem Kampf um eine Ritze hatte, wo ich schlafen konnte. Nachdem Bustle sich einen großen Zipfel der Daunendecke angeeignet hatte, brachte man mir jedenfalls Kisten und Körbchen samt dazugehörigen Wolldecken, Bällen und Knochen, und im Nu waren alle Ecken und Winkel und Schränke damit vollgestopft. Doch die Besitzer folgten mir abends weiter ins Schlafzimmer.
    Es erinnerte mich an ein Haus, in dem wir früher mal gewohnt hatten, an der Küste von Cornwall, mit einem herrlichen Blick über eine weite blaue Bucht. Wir hatten jeden Sommer so viele Gäste, daß selbst auf dem Dachboden kein Fußbreit mehr frei war. Nicht daß sie mir abends ins Schlafzimmer folgten — sie waren gewöhnlich viel zu sehr damit beschäftigt, Rommé und Scrabble zu spielen, zu flirten oder sich zu zanken und zu essen. Wir waren ungeheuer beliebt. Freunde, von denen wir seit Jahren nichts gehört hatten; Leute, denen wir nur einmal begegnet waren; Bekannte von Leuten, an die wir uns kaum noch erinnern konnten; und es kamen sogar Typen, die sagten, sie hätten gedacht, wir seien jemand anders, und dann blieben, um herauszufinden, wie sehr sie sich geirrt hatten. Sie lagen an unserem Strand, liebten sich in unseren Betten, aßen alles aus unserer Kühltruhe, borgten und zerbrachen unsere Tennisschläger, nahmen unsere Bikinis und unsere Mäntel, unsere Unterwäsche und unser Geld und fuhren dann sonnengebräunt, mit zwei Dutzend frischen Eiern und einem halben Liter dicker Sahne nach Hause. Ah! Hätte ich bloß damit Geld gemacht! Statt dessen blieb ich jedesmal mit einem Haufen schmutziger Wäsche, einem leeren Kühlschrank und einer hastig zugesteckten Schachtel After Eight in der Hand zurück, nachdem sie mir angeboten hatten, ich könne ruhig mal in ihrer Souterrainwohnung in Fulham übernachten, wenn ich in die Stadt käme. Ich denke, es wär die Erinnerung an jene selbstlosen Sommer, die all meine späteren unternehmerischen Wagnisse in Gang setzte.
    Aber Hunde sind anders als Menschen. Sie schlingen nicht deinen Hackbraten runter, um sich dann satt zurückzulehnen und dir zu erzählen, wie du ihn «das nächste Mal» richtig machen mußt. Sie trödeln nicht im Badezimmer, schlafen nicht auf dem Sofa, lesen nicht auf der Toilette und rauchen nicht im Bett, und wenn sie es tun, kann man sie anschreien, ohne daß beim Frühstück dicke Luft ist. Das war so ziemlich das einzige, was ich damals mit Sicherheit wußte. Hunde lutschen keine Zitronen aus, stibitzen keinen Sherry und haben die angenehme Gewohnheit, faul auf dem Fußboden zu liegen, so daß man über sie hinwegsteigen (und
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