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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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Es ist einfach herrlich, du würdest nie wieder weg wollen. Du könntest dich von der Natur inspirieren lassen, von den Flugzeugen und...»
    «Ich bin allergisch gegen Flugzeuge», brummte sie, während das Becken auf den nackten Fußboden knallte und unter die Anrichte rollte.
    «Das ist doch nicht das Radio, oder?» Aber auf zeitgenössische Magie stieg sie nicht ein.
    «Nein, es ist Fraction. Eine neue Gruppe, der ich helfe. Fraction in Action, zwei Geigen und ein...» Ihre Stimme wurde unhörbar.
    Ich sagte: «Es liegt unter der Anrichte.» Die Geigen jaulten lauter. Ich fügte schreiend hinzu: «Ich ruf wieder an, wenn du mehr Zeit hast», und legte auf. Marsha würde mir nicht übelnehmen. Sie würde es kaum bemerken. Komisch, wie zwei Leute, die Welten voneinander entfernt sind, ich so praktisch veranlagt und sie so mystisch, eine dauerhafte Beziehung haben können, die auf Zuneigung und gegenseitigem Verständnis beruhen. Mein Mann hat mal gesagt, wir seien wie Hexe und Aschenbrödel, aber das war, als wir uns gegen ihn zusammengetan hatten, weil er behauptete, der kleine und abgetretene Läufer, den er auf dem Trödelmarkt gekauft hatte, sei ein echter Aubusson.
    Draußen zeigte die Sonne durch die Zweige eines schlanken Zwetschgenbaumes wie mit Fingern auf mich. Das Haus konnte warten. Ich mußte das Betriebsgelände inspizieren. Wenn die Zwinger mir Geld bringen sollten, waren sie wichtiger als Schöner Wohnen.
    Die Hundehütten waren klamm und rochen modrig, denn sie hatten jahrelang leergestanden. Außer dem eigentlichen Eingang besaßen sie noch eine zweite Öffnung - man konnte das Dach abheben. Ich hob also mit einiger Mühe die Dächer ab, damit Sonne und frische Luft hineinkamen, und wünschte, man könnte bei einem Haus das gleiche tun. Ich setzte mich auf das Krankenrevier und machte mir Notizen. Im Schuppen gab es einen elektrischen Anschluß, einen Ausguß, eine Bank mit Regalen darüber und einen Kalender von 1969, auf dem zwei für einen Tanztee kostümierte Hunde Tango tanzten.
    Es gab zwölf Einzelzwinger, vier doppelte und drei kleinere, mit Brettern abgeteilte Gehege, sicher fr tollwutverdächtige und Fälle akuter Welpenpusteln. Von einem Auslaufgehege führten Zaungänge in jeden einzelnen Zwinger, und da der Boden überall abschüssig war, brauchte ich mich nicht um Entwässerung zu sorgen.
    Hunde waren nicht so empfindlich wie Lilienbeete und wertvoller als Koriander und Basilikum. Die Schnellstraße führte zur Küste, und an der Küste standen Hotels, die keine Hunde nahmen. Sie konnten die verzweifelten Besitzer an mich verweisen. Diese würden ihre Lieblinge auf der Hinfahrt vorbeibringen und bei der Rückfahrt wieder mitnehmen. Schlau rechnete ich mir aus, ich könnte Herrchen oder Frauchen vorschlagen, während des Urlaubs ab und zu vorbeizukommen und den alten Bello für einen Spaziergang auf der Meerespromenade abzuholen. Ich staunte über mein Glück, und die Möglichkeiten raubten mir den Atem. Doch wie um alles in der Welt würde ich mit dem Ansturm der Hunde fertig werden, die sich in London aufmachten, um die Schnellstraße bei Abzweigung Nr. 7 zu verlassen und zu uns hochzuhecheln?
    Es schien schon loszugehen, denn ich hörte ein Auto auf der Zufahrt. Ich sprang vom Dach des Krankenreviers, strich mir das Haar glatt, setzte mein herzliches Begrüßungslächeln auf und ging hinaus.
    Es war das Postauto. Ich lächelte weiter, denn Postboten sind wichtig in einer ländlichen Gemeinde: Ihr Bericht kann über Sein oder Nichtsein entscheiden. Ich wartete, bis er. sich genähert hatte, dann streckte ich die Hand aus, und wir machten uns miteinander bekannt. Der Postbote sagte, er heiße Humphrey.
    «Wie Sie sehen, ist das Hundehotel noch ganz klein», sagte ich, doch ich plane bereits, den Betrieb nach allen Seiten zu vergrößern. Humphrey stellte seine Tasche auf die Kühlerhaube und wühlte auffallend lange in den Briefen, um etwas für mich zu finden. Eines seiner Augen mußte aus Kunststoff sein, denn es bewegte sich überhaupt nicht, während das andere doppelt so schnell hin und her blickte wie die Augen normaler Sterblicher - vielleicht als Ausgleich oder um zu prahlen, wie ein Kind mit gesunden Beinen vor einem, das an Krücken gehen muß. Das künstliche Auge schien meine Wenigkeit ohne große Begeisterung zu mustern. Ich verlagerte mein Gewicht von einem bloßen Fuß auf den anderen und wünschte, ich hätte mich für den wichtigen Anlaß besser angezogen. Der Besitz
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