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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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neuen Situation eine Rolle, die sie zu spielen in der Lage sind. Sie chargieren gern und genießen es, wenn sich ein Drama anbahnt, und dies war eine große Gelegenheit. Die beiden machten Laientheater, und Bob übernahm die Hauptrolle.
    «Sie müssen eine wahre Hundenärrin sein», sagte Ross Washington bewundernd. «Oder wäre das ein Handikap für Ihre Arbeit?» Er war reif für den dritten Becher.
    «Es reicht nicht, wenn man solch einen Beruf nur mag », sagte ich. «Man muß besessen sein, so sehr, daß man weint, wenn man etwas über eine ausgestorbene Tierart liest. »
    Er lachte, und plötzlich klang es überhaupt nicht mehr wie ein durchgedrehter Mixermotor, und seine blitzenden Zähne waren vollkommen, ohne Gold und Lücke. Die Geräusche über uns waren verstummt. Die Stille war besorgniserregender als der Lärm, aber ich schaltete entschlossen ab. Ein jegliches hat seine Zeit unter der Sonne, und dieser Augenblick bedeutete vielleicht eine Wende in meinem Leben und — was mir momentan wichtiger erschien - ein Rettungsanker in der Monotonie, die mir womöglich bevorstand.
    Als er endlich aufstand, um zu gehen, registrierte ich eine gewisse Spannung und sechs leere Kaffeebecher auf dem Tisch. Wir standen zusammen auf der Veranda, und ich dachte kurz, er würde mir gleich den berühmten schnellen Kuß geben, der bei einem bleibt, wenn man wieder allein ist. Es würde eine jener vorübergehenden Launen befriedigen, wie ein Eis-Lolly statt Torte am Sonntag, wenn man gerade eine Hungerkur macht. Ich bin wirklich keine Nymphomanin, aber ich bin auch kein Eis-Lolly. Merkwürdig, wie man als Sexersatz an Essen denkt. Vielleicht erklärt das die Obsession der Hunde für Knochen. Aber wir wahrten beide die Anstandsformen - wie die meisten Leute, außer in Romanen -, und das Ungeschehene, das einen solchen Reiz ausübt, schwang zwischen uns in der Luft.
    Bob und Bill äußerten nicht das geringste Interesse für das, was im Keim erstickt worden war. Bob war schwarz und hatte dunkle, kummervolle Augen, und Bill war bernsteinfarben und hatte eine sehr aristokratische Schnauze, die am Ende leicht nach unten abknickte, was Geringschätzigkeit andeutete. Sie schienen jede Minute mit der Erhebung in den erblichen Adelsstand zu rechnen. Sie nahmen ihre Mahlzeiten im Eßzimmer ein, unter dem polierten ovalen Tisch mit den Klauenfüßen aus Messing. Sie hatten eine sonderbare Art, sich hinzulegen, um in aller Muße zu essen — ich hatte das noch nie bei einem Hund beobachtet. Die übrige Zeit verbrachten sie im Wintergarten, wo sie sich der Länge nach auf Korbsesseln mit Kissen aus den alten Tagen des Empires ausstreckten.
    Ich verbrachte einige Zeit damit, im Wintergarten Ordnung zu schaffen, indem ich eine Reihe von Topfpflanzen hinausschleppte, die von vielen Sommern zu Tode gesengt worden waren. Der geschrubbte Boden erwies sich als Mosaik mit eisvogelblauen und rotgoldenen Tüpfelchen. Die endlosen Glasflächen blitzten, als ich sie mit dem Gartenschlauch abgespritzt und überpoliert hatte. Die Diele war hell und kühl. Sie brauchte lediglich eine Staubsaugerrunde und ein paar Pflanzen auf der langen Konsole mit der Marmorplatte; die alte Krokodilhaut machte sich sehr gut in der Mitte. Die Malerarbeiten konnten warten. Ich hängte eingerahmte Landkarten, illustrierte Gedichte, Verleihungsurkunden und Plaketten, Teilnahmebescheinigungen von viktorianischen Sonntagsschulen, Zeugnisse und kolorierte Adressen auf. Meine Tochter bemerkte einmal trocken, es sehe aus wie in einer U-Bahn-Station, und man hatte tatsächlich etwas zu gucken, während man auf das nächste Ereignis wartete.
    Mein Schlafzimmer hatte Fenstertüren auf dem Balkon, wo ich mich zuerst als Greta Garbo in Monte Carlo gesehen hatte, aber jetzt wurde ich mir bewußt, daß ich die Bettvorleger-Minna war, die Hundehaare auf die Begonien schüttelte. Mein Bett war zweieinhalb Meter im Quadrat und mindestens zweihundert Jahre alt und hatte angeblich zahlreichen Königinnen und ihren Gefährten gedient. Wir nannten es «Die Spielwiese», aber dazu wurde es inzwischen nur noch von Teddy und Willy und Bustle benutzt.
    Das Wetter war zu schön, um beim Auspacken von Umzugskisten versäumt zu werden. Ich war sogar froh, als Humphrey die Post brachte. Es war ein echter Grund, nach draußen zu gehen. Ich lehnte am schmiedeeisernen Bogen mit den Kletterrosen, als er am späten Nachmittag des nächsten Tages kam. Ein Scheich hatte sich nicht blicken lassen, niemand

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