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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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dahinraffe.
    «Ich bin sicher, daß Sie alle Spitze sind», versicherte ich ihr. «Ich meine, ich hätte gern kurz mit...» Aber sie hatte mich schon wütend irgendwohin weiterverbunden.
    Ich wartete und wartete. Dann legte ich auf, mindestens ebenso wütend. Ich mußte mich einfach damit abfinden, daß sie mich schmoren ließen, es sei denn, ich fuhr hin und warf mich vor ihnen in den Staub. Vielleicht, dachte ich, sollte ich einen meiner berühmten Briefe schreiben. Ich schreibe sie immer an Geschäfte, die mich übers Ohr gehauen haben, an Dienstleistungsbetriebe, die mich sitzengelassen haben, und an Ärzte oder Steuerberater, die meine Rechte als honorarzahlende Kundin verhöhnen. Sie fangen stets so an: «Sehr geehrte Herren! Ich bin Journalistin und recherchiere momentan für eine Serie über gerechtfertigte Verbraucherbeschwerden/spezifische Fälle von augenfälligen Diskrepanzen im Preis-Leistungsverhältnis...» Sie machen ihnen gewöhnlich so viel angst, daß sie sofort antworten und manchmal sogar Schadenersatz leisten. Wenn nicht, schicke ich einen zweiten Brief, der so anfängt: «Sehr geehrte Herren! In meiner Eigenschaft als Journalistin habe ich nunmehr vor, unsere kleine Meinungsverschiedenheit und Ihr konsumentenfeindliches Verhalten in einem Artikel zu schildern, dem ich folgenden Titel geben will...» Und dann bitte ich (sehr, sehr höflich) um ein paar diesbezügliche Einzelheiten, zum Beispiel, wie viele tausend andere Kunden darum kämpfen mußten, daß ihre berechtigten Forderungen wenigstens zu einem Bruchteil anerkannt wurden. Ja, die Macht der Presse! Ich brauchte nie mehr, als diese beiden Briefe zu schreiben, damit die Angelegenheit zumindest schnell untersucht wurde.
    Ich schrieb gewöhnlich an den Leiter der Kundenberatung oder an den Geschäftsführer oder sogar an den Geschäftsführenden Direktor, wenn alle anderen mich ignoriert hatten. Einmal ging ich bis zum Vorstandsvorsitzenden, nachdem bei einem neuen Fernsehgerät schon nach zehn Tagen schauerliche Bildverzerrungen auftraten. Der Händler gab schlicht auf und behauptete, bei BBC 1 habe man eben diesen Winter lange Nasen und spitze Füße. Spieler auf der Bühne oder dem Sportplatz liefen abrupt in die Kulissen oder ins Aus, wie Tinte, die aufs Papier gespritzt wird, hinunterrinnt und einen Fleck hinterläßt. Nach der siebzehnten Verzerrung schrieb ich den ersten Brief und bekam zur Antwort, die Störungen könnten auf schlechten Empfang auf Grund lokaler Besonderheiten zurückzuführen sein. Ich rief den Geschäftsführenden Direktor an, aber sie sagten, er habe keine Ahnung, und die übrige Firmenleitung auch nicht. Also wandte ich mich an den Vorstandsvorsitzenden und schrieb Streng persönlich! auf den Umschlag.
    Er antwortete nicht nur, er schlug ein Zusammentreffen vor. Er spendierte mir einen Sherry aus seinem Barschrank, ein Mittagessen im Savoy und einen brandneuen Fernseher, nachdem seine eigenen Leute meinen untersucht und festgestellt hatten, daß er genauso vermurkst war, wie ich gesagt hatte.
    Der Brief ans Krankenhaus war ein bißchen respektvoller. Ich konnte nicht riskieren, daß sie den Patienten darunter leiden ließen. Sie würdigten mich nicht einmal einer Empfangsbestätigung, aber er half mir jedenfalls, Dampf abzulassen, und ich hatte das Gefühl, etwas getan zu haben. Ich vertraute ihn Humphrey an, der sein gutes Auge benutzte, um die Adresse zu lesen, während das Plastikauge durch mich hindurchsah. Man gewöhnte sich daran, aber ein gewisses Unbehagen blieb, wie bei der Steuererklärung.
    Um mich abzulenken, sage ich: «Schöner Tag heute. Ich wette, wir kriegen einen tollen Sommer.»
    «Sehen Sie den Vogel da?» Er ruckte den Kopf zu seiner linken Schulter. Ich folgte der Richtung seines Ohrs.
    «Nein», sagte ich.
    «Das ist ein Waldsänger. Sie sagen bestimmt Großbrust dazu. »
    Noch nie im Leben hatte ich das zu irgend jemandem gesagt. Ich protestierte. «Nein, wirklich nicht. Sie irren sich. »
    «Nie, Miss, nie. Ich hab auf Großbrüste geachtet, seit ich ein kleiner Junge war. Ich erkenne sie auf den ersten Blick. Und sie bedeuten Frost, so wahr ich ein Collie bin. » Ich sah ihn an. Selbst im Traum konnte er kein... ach so, es war sicher sein Familienname. Auch eine Herausforderung. Ich mußte Zurückschlagen.
    «Na ja», sagte ich liebenswürdig. «Wir werden sehen. Was mich betrifft, so hab ich heute morgen ein Blaues Stachelschwein gesehen, und das bedeutet eine Hitzewelle, so wahr ich

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