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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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jemandem ist. Ich wagte ein respektvolles Kraulen pro Stück. Die beiden langen, eleganten Köpfe fuhren zurück, die großen feuchten Augen flehten mich an, die exquisite Frisur nicht zu zerstören. Ihr attraktiver Besitzer fügte hinzu: «Und ich bin Ross Washington. » Er reichte mir die Hand. Sie war groß und viereckig, und wenn ich Handleserin gewesen wäre, hätte ich gesagt, er solle sein Leben, ob lang oder kurz, am besten mit mir verbringen.
    «Kommen Sie doch rein», sagte ich. «Das Spiel kann warten. » Ich meinte Tennis, aber es klang irgendwie zweideutig. Ich machte es noch schlimmer, indem ich fortfuhr: «Ich spiele wahnsinnig gern vor dem Frühstück.» Er zog eine Augenbraue hoch. Ich beschloß, das Thema zu wechseln.
    «Wir wollten gerade Kaffee machen», sagte ich huldvoll, denn ich war sicher, er müsse seine Maschine erwischen und würde deshalb ablehnen. «Möchten Sie eine Tasse?» Aber er nickte und lächelte und folgte mir zu meinem Entsetzen in die große unaufgeräumte Küche mit dem bröckelnden Putz und den Ratschlägen auf braunem Packpapier.
    «Suchen Sie sich einen Stuhl», schlug ich vor. Es war nicht leicht. Sie waren alle mit Hunden besetzt.
    Er setzte sich auf den Tischrand, während ich sechs Becher vom Regal holte und eifrig nebeneinander aufreihte, als erwartete ich die örtliche Tennismannschaft. Er schien vertrauenswürdig zu sein, aber man kann einen Sittenstrolch nicht an seinen Augen erkennen. Ich wette, manche von ihnen sind blauäugig, sonnengebräunt, blond wie eine Dachsrute und haben ein Lachen wie ein durchdrehender Mixermotor. Ich tat etwas Pulverkaffee in die Becher und goß kochendes Wasser hinzu, während wir über das Wetter redeten. Ich reichte ihm einen Becher und schubste Rosie vom Großmutterstuhl.
    «Wohin fliegen Sie?» fragte ich und nickte auffordernd zu dem freigewordenen Stuhl hin. Ich bemerkte ein paar Haare, aber es war zu spät, um sie noch schnell wegzuwischen. Ich mußte gewisse Dinge einfach noch organisieren. Einen Raum für den Empfang von Kunden einrichten; richtigen Kaffee kaufen; Tassen benutzen. Und jeden Tag einen Büstenhalter tragen statt nur dann, wenn ich in die Stadt fuhr. Und einen Schlapphut an die Flurgarderobe hängen.
    «New York, nach Hause. »
    Automatisch sagte ich, was man zu sagen pflegt, wenn jemand im Begriff ist, alles für eine Reise ins Unbekannte aufs Spiel zu setzen: «Sie haben’s gut» und schob ihm den Zucker hin.
    «Wieso?» Bob und Bill waren zusammengeschrumpft wie zwei Fallschirme aus großer Höhe, langsam und vom Wind gebläht. Sie bildeten jetzt einen Haufen am Boden, ohne etwas von ihrer Eleganz und Schönheit eingebüßt zu haben. Meine eigenen drei Hunde saßen kerzengerade da und waren eifersüchtig auf die Afghanen - wie Dorfschüler auf Eton-Zöglinge. Der Klassenkampf flammt überall in kleinen Nischen der Unsicherheit auf.
    Ich sagte: «In New York ist doch viel los!» Er sah sich in der Küche um und griente. «Schätze, hier ist auch ganz schön was los», sagte er auf seine nette amerikanische Art. «Außerdem... Wer möchte überhaupt, daß was los ist?»
    «Ich.» Die vier anderen Becher verdampften langsam ihre Hitze. Als er seinen ausgetrunken hatte, reichte ich ihm abwesend einen anderen und nahm ebenfalls einen zweiten. Ich hatte die Tennismannschaft total vergessen.
    «Nun», sagte er, «ich nicht. Ich wäre lieber hier. Genau an diesem Fleck. »
    Von oben hörte ich Willy und Teddy, die vielleicht auf das Morgengebet warteten. Oder auf eine weitere Runde Schokodrops-Werfen. Sie kläfften kurz und befehlend, und es klang, als ob sie mit Stiefeln durchs Schlafzimmer schlurften. Mattie reckte sich plötzlich und ging hinaus, passierte die Afghanen mit gesenktem Kopf und abgewandtem Blick - das Mittelmaß schleicht an der Majestät vorbei. Ihre Verlegenheit wurde nur durch meine in den Schatten gestellt. Wie konnte jemand dieses monströse Mausoleum von Viktoriana einem todschicken Karrieregirl in einer New Yorker Wohnung mit Klimaanlage, Fernheizung und elektrischen Jalousien vorziehen?
    «Aber es ist doch schön, wenn man wieder nach Hause fährt. Zurück zur Familie und so», sagte ich und erschrak wieder, weil ich immer spießiger klang.
    Aber er sagte nur: «Keine Familie. Ein-Zimmer-Wohnung mit Reinigungsservice, Nordseite des Häuserblocks.» Schweigen. Wir sahen auf seine beiden Hunde. Ihre großen braunen Augen waren ganz Pein ob der ungepflegten Umgebung. Afghanen sehen in jeder

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