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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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traurig, daß sie nur außerhalb ihres Zuhauses Freiheit fand. Natürlich vermißte sie Adam, aber sie war nicht der erste Hund, der mich davon überzeugte, daß ein sechster Sinn ihnen sagte, ihr Besitzer werde zurückkommen.
    Sobald der Colonel fort war, wählte ich Adams Nummer. Und sprach mit Mrs. Hollingbury. Sie war gelassen, höflich, ein bißchen distanziert und sagte, sie erwarte Mrs. Adair, Adams Mutter, in ein paar Tagen zurück. Ob sie etwas ausrichten könne? Helfen könne? Ich hielt es für das beste, Lady nicht zu erwähnen.
    Sie schrieb meine Nummer auf. Mrs. Adair würde mich anrufen, wenn sie einen Moment Zeit hätte, und falls es um einen Beitrag für ein Dorffest ginge, könnten wir uns auf ihre Großzügigkeit verlassen.
    Aber nicht auf ihre mütterliche Fürsorge, dachte ich brutal.
    Lady war der perfekte Gast. Zurückhaltend, anspruchslos, sie aß meine Cornflakes ebenso gern wie Mrs. Adairs Kaviar. Nur wenn das Telefon klingelte, verwandelte sie sich in eine Furie: Mit markerschütterndem Kläffen sauste sie zum Apparat, warf unterwegs einen oder zwei Hunde und alles andere um, was im Weg stand, einschließlich mich. Ich brauchte eine Woche, ihr beizubringen, daß sie nur Laut geben mußte, statt gleich anzugreifen. Ich schaffte es, indem ich ihr in dem Augenblick, in dem sie zum Kriegsruf anhub, blitzschnell ein Ingwerplätzchen ins Maul schob, und nach meinen ersten überraschenden Gegenangriffen warf ich es ihr zu, um ihre Aufmerksamkeit abzulenken, und schließlich bot ich ihr eins an, während ich zum Telefon ging, um abzuheben. Zuletzt brauchte ich nur noch «Brav» zu murmeln, während sie mit gespitzten Ohren dasaß und die Keksdose anstarrte. Es war unorthodox, aber wirksam.
    Wenn es donnerte, bekam sie jedesmal Angst, aber vielen anderen ging es genauso. Sie fingen an zu zittern und verkrochen sich mit eingezogenem Schwanz unter Tischen und Stühlen oder in ihren Körben. Ich weiß noch, daß einer den Kopf unter die Wolldecke steckte. Nur Maribou liebte Gewitter - übrigens als einziger Hund, von dem ich jemals gehört habe -, und sie begann buchstäblich zu tanzen, wenn Blitze den Raum erhellten. Sie hatte vor nichts Angst, aber da sie mit Mrs. Flutey zusammen lebte, war das verständlich.
    Das einzige Niesen, das Lady erschreckte, war mein eigenes, so daß ich mir alle Mühe gab, das Problem im Keim zu ersticken. Sie schien es mit einem letzten Keuchen oder dem rasselnden Atem eines Sterbenden oder irgendeiner Todesgefahr zu verbinden, und nur bei Leuten, die sie kaum kannte, machte es ihr nichts aus.
    Die Afghanen lagen herum und waren schön. Rover behielt die Tür im Auge und träumte von der Rückkehr seines Herrn. Teddy machte das beste aus der Situation und half Treacle bei ihren Aufgaben als Hüterin des Hauses, begrüßte neue Gäste und sagte mir ziemlich vorwurfsvoll Bescheid, wenn das Wasser im Napf zur Neige ging. Willy beobachtete Rosie — aus sicherer Entfernung —, wenn sie zwischen den Narzissen Jagd auf Tiger machte, und die anderen balgten sich ein bißchen oder belästigten den Kaminvorleger, um die Zeit totzuschlagen, so ungefähr wie der Hund Montmorency in Jerome K. Jeromes unvergeßlicher Geschichte Drei Mann in einem Boot mit den Teelöffeln spielt, während er darauf wartet, daß die Fahrt endlich beginnt.
    Im Augenblick waren wir eine zufriedene kleine Gemeinschaft. Mattie und ich spielten die Elternrolle, und Frilly hatte die Funktion des unbändigen Jüngsten, das dann und wann für Aufregung sorgt. Ich glaubte, der Ewigkeit eine Sekunde des Glücks abgerungen zu haben.

Aber wenn nun keine Kunden mehr kämen? Sollte ich ein neues Reklameschild neben dem Tor und vielleicht noch ein etwas größeres Schild direkt an der Schnellstraße aufstellen lassen? «Laßt Eure Lieben bei den » oder so ähnlich. Das klang freilich eher nach Bestattungsinstitut als nach einem zweiten Zuhause. «Laßt Eure Lieben bei den — Ferienheim für Hunde» wäre unmißverständlicher, aber bei der Geschwindigkeit, die sie auf der Überholspur fuhren, würden sie wahrscheinlich nur die ersten drei Worte lesen und die richtige Abfahrt verpassen. Wie wär’s mit « Zur - Ferienheim für Hunde» ? Aber Stechpalme klang entschieden stachlig, winterlich, ungemütlich. Ich sollte einfach «Ferienheim für Hunde» schreiben. Das Problem lenkte mich wenigstens von meinen Geldsorgen ab, vertrieb das Selbstmitleid und verhinderte Tränen. Ich

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