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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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hatte eine schreckliche Angst, er könne sich irren. Ich dachte, wie furchtbar der letzte Abschied für zwei Wesen sein mußte, die einander so liebten.
    «Keine Angst», versprach ich. «Ich werde so für ihn sorgen, daß Sie ihn wohlbehalten wieder abholen können.» Ich meinte natürlich: Daß Sie ihn lebend wieder abholen können, aber das konnte ich schlecht sagen. Ich konnte nicht mal sicher sein, ob ich es schaffen würde.
    «Ich komm bald wieder, Junge», murmelte der Colonel und räusperte sich zweimal. Er steckte die Hände in die Taschen. Es war ein solcher Stilbruch, daß ich wußte, er war derart erschüttert, daß er es nicht mehr mit der gewohnten Selbstdisziplin überspielen konnte.
    Rover stand schwerfällig und mühsam auf und wartete auf die letzte Liebkosung. Es tat mir weh, als ich sah, wie sehr er sich anstrengte, wie flehend er blickte. Aber der Colonel zögerte, biß die Zähne zusammen, und sie tauschten eine stumme Botschaft aus. Dann wandte er sich ab und ging zurück zum Auto. Ich wußte, eine Berührung, und er wäre vielleicht weich geworden und hätte seinen eisernen Willen aufgegeben. Er sah sich kein einziges Mal um, und der Wagen fuhr die Einfahrt hinunter und durch das Tor auf die Straße.
    Rover und ich sahen ihm nach und stellten uns Fragen.
    Der Verschlag stand mitten in der Küche. Rover stellte sich daneben, ein frischgebackener Rekrut, der auf die Spindinspektion wartete. Treacle kam angetrottet und knörzte ihn freundlich an. Sie hätte Mutter Oberin bei der Begrüßung neuer Patienten auf der Geriatrie sein können. Treacle hätte eine großartige Mutter Oberin abgegeben. Freundlich, aber sehr resolut, was die Hausordnung betraf, und nicht zu viel Aufhebens um ihre Schutzbefohlenen. Kein anderer Hund durfte sich je unter meinen Stuhl in der Küche legen. Daneben - ja. Dahinter - okay. Sogar darauf, wenn ich nicht darauf saß. Aber unter gar keinen Umständen darunter.
    Rover kletterte in die Kiste und legte sich seufzend hin. Ich konnte sehen, daß er schwer atmete und zitterte und empfand um erstenmal Panik. Auf was um alles in der Welt hatte ich mich da eingelassen? Pflanzen welken dahin und werden nicht weiter beachtet. Menschen werden schnell ins Krankenhaus gebracht, wo sich andere um sie kümmern, aber geliebte Haustiere blieben, damit ich sie beschützte. Und ich war mir durchaus bewußt, daß sie in den meisten Fällen wichtiger waren als die Ernte und manchmal sogar wichtiger als ein Verwandter.
    «Sieh mal», erklärte ich, «ich muß dich leider woandershin schieben, weil ich sonst dauernd über die Kiste stolpere.» Ich bückte mich und zog sie zur Wand unter das Fenster. Rover knurrte. Kaum hörbar, sogar entschuldigend, aber genug, um Mißbilligung zu zeigen. Aus naheliegenden Gründen war dieser Platz gegenüber der Tür und dem Eingang nun seiner, bis sein Herr zurückkam und ihn abholte. Rover hatte keinen Zweifel, daß sein Herr wiederkommen würde, sie hatten sich verstanden, und er war entschlossen aufzupassen und bereit zu sein, wenn die vertrauten Schritte sich näherten.
    Also ließ ich ihn dort. Die Kiste war zwar ein bißchen lästig, aber was machte das schon? Ich füllte den Wassernapf und stellte ihn in Reichweite hin, noch ein Hindernis auf dem Parcours. Aber ich hätte alles auf mich genommen, damit Rover glücklich war.
    Mir fiel ein, daß ich Adams Mutter wegen Lady anrufen mußte. Adam war gestern abend dagewesen, den Tränen nahe. Mrs. Hollingbury, erzählte er, packe seine Koffer, er solle schon zwei Tage vor Ferienende zur Schule zurückfahren. Mami hatte ein verlängertes Wochenende bei Freunden noch weiter verlängert und war noch nicht wieder da, und er wagte es nicht, Lady zu Hause zu lassen, wenn niemand da sei, der sich um sie kümmere. Sie sahen mich beide so flehend an, daß mir nichts anderes übrigblieb, als die Ingwerplätzchen zu holen und den Handel zu 20 Pence die Woche perfekt zu machen (Adam hatte mir wieder sein gesamtes Taschengeld geboten, aber wir kamen schließlich überein, daß ich 20 nehmen würde, damit er 30 behielt). Lady sollte bis zu den Sommerferien bleiben, und ich würde mit Mami reden, sobald sie zurück sei.
    Lady fühlte sich sofort heimisch. Sie machte einen äußerst zufriedenen Eindruck. Sie lugte durch ihren dichten Pony, ihre Augen leuchteten, und ihre schwarze dicke Nase, die aussah wie eine eingelegte Walnuß, feucht und verrillt, zuckte aufgeregt. Ihr ganzes Hinterteil wackelte. Es stimmte mich

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