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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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schlürfte einen oder zwei Becher Kaffee, während Mattie auf meinen Füßen lag und Teddy neben Rover in der Kiste unter dem Fenster saß. Treacle hatte ihre Wache unterbrochen, um einen Gang durch den Garten zu machen. Die anderen lagen wunschlos glücklich herum. Vielleicht sollte ich mir doch keine Sorgen machen. Ich fing an, alles in einem Brief an Pa festzuhalten.
    Als das Telefon klingelte, und ein Mann fragte, ob ich einen Boxer fürs Wochenende einschieben würde, kicherte ich nervös und sagte, ich könne es kaum erwarten.
    Die Lage normalisierte sich wieder.

Und dann bekam Willy einen Anfall.
    Ich hatte beschlossen, schnell ins Dorf zu flitzen und einzukaufen. So manch ein Neandertaler muß genauso gefühlt haben, wenn der Stamm von Hunger bedroht war. Ich wollte die Hunde in den Zimmern einsperren, wo sie ihre Nachtlager, ihr Wasser und ihre Freunde hatten. Ich wollte ein letztes Mal den Wagen nehmen und ihn volladen wie für eine Belagerung, und selbstverständlich würde ich eine Verbeugung zum Haus hin machen. Meine Mutter hatte sich immer an der Pforte umgedreht und sich vor dem Haus verbeugt, das sie für ein oder zwei Stunden allein ließ, denn sie war fest überzeugt, daß dann nichts passieren konnte. Und tatsächlich passierte nie etwas!
    Nach einer bewölkten Nacht, in der es ein bißchen geregnet hatte, kam jetzt die Sonne durch. Der Tag war risikofreundlich. Ich würde nicht die grünen Jeans anziehen, die sauber waren. Ich würde ja doch nur gottverlassene Landstraßen fahren. Ich würde in sicherem Abstand von Ladenmarkisen bleiben (meine Tante wurde von einer getroffen, die mitten am Nachmittag herunterfiel und sie so beschädigte, daß sie einen Mann heiratete, der in einem Chor die Altstimme sang und sich gegen Katarrh Frühlingszwiebeln in die Nasenlöcher steckte) und mich von Gerüsten und steilen Böschungen fernhalten. Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Ich hatte nicht etwa Angst um mich, sondern um die Hunde.
    Ich zog mich bei geöffneten Balkontüren an und dachte, wie herrlich alles im Grunde war - herrlich auf eine kleine, bescheidene Weise. Ich dachte daran, daß der Mensch seit frühesten Zeiten im Hund den besten Ersatz für den selten idealen Partner gefunden hatte. Vielleicht, dachte ich, würde die Menschheit auf den richtigen Weg zurückfinden, wenn jedermann ein Haustier hätte, wie eine Notration im Krieg, das er lieben und umsorgen könne.
    Teddy stand auf dem Balkon, steckte den Kopf zwischen zwei Gitterstäben hindurch und paßte auf, daß wir nicht von Vandalen heimgesucht würden. Maribou und Bustle hatten sich selig zu einem großen Schwanenflaum zusammengerollt. Ich wollte gerade zu Rover hinunterlaufen, dem immer meine erste Sorge galt, als Willy einen leisen, erstickten Ton von sich gab und anfing zu zittern.
    Das Zittern wurde immer heftiger, und dann sackte sie in sich zusammen und rührte sich nicht mehr. Ich dachte, sie sei tot, aber sie begann wieder zu zittern und zuckte konvulsivisch.
    Ich rannte zu ihr und nahm sie auf den Arm, aber sie reagierte nicht. Ihr Maul stand halb offen. Speichel tropfte auf meinen Ärmel. Ich war außer mir vor Schrecken. In diesem Augenblick traten die Probleme, all die Verantwortung des neuen Broterwerbs in ihrem ganzen ungeheuerlichen Ausmaß zum Vorschein. Ich legte Willy behutsam aufs Bett und lief zum Telefon. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Ich mußte bei meiner Tierärztin den Eindruck erwecken, daß ich in Krisen einen klaren Kopf behielt. Katastrophen mit Fassung nahm. Ich war kurz, kühl, unbewegt. Ich täuschte und verblüffte mich selbst. Manchmal tue ich das...
    Hetty Hebgraben sagte: «Es ist ein Anfall.»
    «Sicher», antwortete ich, als hätte ich es die ganze Zeit gewußt. Ich mußte mich am Telefon festhalten, weil ich zitterte wie eine alte Klapperkiste auf einem Feldweg.
    «Hat der Besitzer Sie gewarnt?»
    «Nein», sagte ich. «Der Hund wurde von jemand anders gebracht. »
    Sie sagte beruhigend: «Hören Sie, keine Angst.» Wer sagte denn, daß ich Angst hatte? Zugegeben, mein Mund war ausgedörrt, meine Kehle tat weh, und ich bebte wie Espenlaub. Aber wer sagte, daß ich Angst hätte?
    Ich sagte beiläufig: «Kann ich etwas tun?» Zum Beispiel Teddy bitten, niederzuknien und bei Gott ein gutes Wort für uns einzulegen?
    «Eigentlich nicht. Sie müßte es jeden Augenblick überstanden haben und wieder genau wie sonst sein. Möchten Sie, daß ich nachher vorbeikomme und sie mir

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