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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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ansehe?»
    «Das wäre vielleicht das beste», stimmte ich zu. Wenn sie es nicht vorgeschlagen hätte, hätte ich darauf bestanden.
    «Werden Sie da sein?» Ich würde nie wieder einen Schritt aus dem Haus tun. Willy lag bewegungslos da und atmete, aber sie sah so tot aus, wie ein Hund nur aussehen kann.
    «Ja, ich bin da», versicherte ich. Und dann brach die Fassade der Gelassenheit und Kühle plötzlich in sich zusammen. «Kommen Sie bitte schnell! Ich habe schreckliche Angst, daß was Schlimmeres passiert. Sie könnte vielleicht sterben...»
    Sie lachte. «Es wird nichts passieren, ehe ich da bin. Das wagen sie nicht! Vielleicht ist sie epileptisch. Das gibt’s auch bei Hunden. Aber sie rappelt sich bestimmt gleich wieder auf. Sorgen Sie dafür, daß sie es kühl hat und nicht gestört wird, und stellen Sie ihr Wasser hin. Lassen Sie sie schlafen, wenn sie möchte. »
    «Einen Moment, bitte», sagte ich, legte den Hörer hin, ging zu Willy und kniete mich neben ihren leblosen Körper hin. Sie machte die Augen auf und wedelte schwach mit dem Schwanz. Ich legte mein Gesicht an ihre lockige Kehle, und meine Tränen benetzten ihr Fell. Dann lief ich zurück.
    «Es scheint ihr schon besserzugehen, aber kommen Sie bitte trotzdem so schnell wie möglich.» Sch... auf die Kosten, dachte ich. Rechnungen warten, aber die Willys dieser Welt machen manchmal einen Satz in die nächste.
    «Ich werde in etwa einer Stunde da sein. Ich muß vorher noch ein paar Dinge besorgen.»
    Ein paar Dinge besorgen, das konnte Einkaufen heißen... Essen. Mein Magen knurrte um Hilfe und zog sich schmerzhaft zusammen.
    «Ich bitte wirklich nicht gern darum, aber wenn man am Verhungern ist, vergißt man seine Kinderstube. Könnten Sie mir ein oder zwei Brote mitbringen und vielleicht noch ein Paar Würstchen?» Es klang vermessen - konnte man sich nicht mit Wasser und Brot bescheiden?
    Als ich Willy später Cornflakes und Milch brachte, sah sie mich an, als wollte sie um Verzeihung bitten. Sie wedelte mit ihrem kleinen Stummelschwanz und lächelte. Ich umarmte sie. Die anderen waren hinausgegangen, und sie lag am Fenster in ihrem Korb, im Schatten der Vorhänge. Es wurde allmählich ein sehr heißer Tag.
    «So», sagte ich, «versuchen wir, das nicht wieder zu tun, ja?» Sie setzte sich auf und reckte sich. Dann gähnte sie. Sie schlappte die letzten Cornflakes auf und trank die Milch aus. Sie hatte bereits Unmengen von Wasser getrunken, genug, um eine Badewanne zu füllen.
    Die anderen kamen und gingen, ohne uns zu beachten, bis auf die großspurige Bustle, die es für notwendig hielt, herzukommen und nachzusehen, was los war. Bustle wäre sich noch ausgeschlossen vorgekommen, wenn man sie von der Arbeit eines Bombenentschärfungsteams ferngehalten hätte.
    Schwach und schlaff vor Erleichterung ging ich nach unten. Frilly hatte sich zwischen Rovers Vorderpfoten gekuschelt. Sie kannte keine Vorsicht. Ihre neun Leben waren ihr genug. Sie mußte immer oft sein, wo etwas los war, und wenn nichts los war, half sie oft ein bißchen nach. Aber Rover hatte gern Gesellschaft; sein eines Auge war offen, und eine seiner alten Pfoten ruhte leicht auf dem Rücken der Katze. Endlich konnte er wieder Beschützer sein.
    Als ich in die Küche ging, hörte ich ein Auto wegfahren. Oben konnte man die Haustürklingel nicht hören, und ich befürchtete, den Hundefutterlieferanten verpaßt zu haben. Womöglich würden wir nun alle diese Woche hungern müssen. Ich riß die Hintertür auf und hätte beinahe einen Irischen Schäferhund erdrosselt. Seine Leine war an den Türgriff gebunden. Der Ärmste - er war fast so groß wie ich - wurde so unvermittelt hochgerissen, daß wir zusammenprallten. Doch diejenige, die hinfiel, war ich.
    Einen Augenblick saß ich benommen da, und er war über mir.
    «Wer zum Teufel bist du?» fragte ich wütend. Er hatte eisgraue Haare und sah aus wie ein alter Grislybär, der allen Förstern entkommen ist. Seine Beine waren fast unnatürlich gerade, und er hatte einen durchtrainierten, kraftvollen Körper mit einem Sparschwanz. Keine Afghanenmähne, keine Lhasa-Fransen. Sein Kopf war schlank und umwerfend schön.
    Riesige, dunkle Augen starrten mich an. Ich stand auf. Riesige weiße Zähne bleckten mich an. Ich nahm mich zusammen. An der abgestorbenen Tanne, die in die rostende Wanne hing, lag ein Zettel.
    Ich las: «In Eile. Nehmen Sie bitte Toby und Angel. Versuche, vom Flughafen anzurufen. Sonst am 29. zurück. Vielen Dank. » Die

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