Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
Unterschrift lautete R. Shane.
    Ein Engel war allerdings weit und breit nicht zu sehen, und ich bin ganz sicher, ich hätte ihn bemerkt, wenn einer dagewesen wäre. Einen lauernden Dämon kann man übersehen, einen Engel aber nicht. Ich drehte den Zettel um und las: «Eine Mahlzeit pro Tag, bitte reichlich» — nun, das verstand sich von selbst. «Und wenn Sie dafür sorgen könnten, daß er gelegentlich deckt, nur der Übung halber?» Ich nehme an, nicht nur Schäferhunde brauchen das, aber ich fand es entschieden zuviel verlangt und wußte nicht, ob ich mich ärgern oder lachen sollte. Aber Ärger zieht die Mundwinkel nach unten, Lachen nach oben. Wenn man über vierzig ist, hat man keine Wahl.
    Also lächelte ich und sagte, nur um zu sehen, was geschehen würde: «Dann deck mal schön, Toby. » Er starrte mich an. Dann klappte er mißbilligend das Maul zu und setzte sich.
    Hetty Hebgrabens Auto kletterte den Weg zum Haus hoch. Es war klein und schick, blitzblank und neu, sportlich und offen. Durchs Rückfenster glotzten keine Schafe, und es war ganz anders als die komischen alten Tierarztkisten aus Fernsehserien. Aber Hetty war ja auch kein komischer alter Tierarzt. Sie war genau die Sorte Frau, die ich mag, und es gibt Zeiten, in denen ich lieber mit so einer Frau zusammen bin als mit irgendeinem Mann.
    «Hi!» Sie sprang heraus und nahm einen nüchternen schwarzen Aktenkoffer vom Beifahrersitz. Ihre Füße steckten in eleganten, hochhackigen Sandalen, aber ich sah, daß auf dem Rücksitz Gummistiefel lagen. Sie trug eine Leinenhose und ein loses Baumwollhemd. Ihr Haar war kurz und blond und an den Ohren gelockt. Wir gingen ins Haus und sprachen über Willy.
    Toby blieb uns auf den Fersen. Wie viele andere übergroße Hunde schien er sich wegen seiner Größe schrecklich zu schämen. Er senkte den Kopf, stapfte bekümmert einher und ließ Ohren und Schwanz hängen. Womöglich hatte er auch nur Heimweh. Auf jeden Fall litt er unter irgend etwas. Ich tätschelte den breiten, knochigen Kopf und kraulte ihn mit einer Hand in einem fort hinter den Ohren. Er erinnerte mich an eine Schulfreundin namens Paula (wir nannten sie Telegrafen-Paula), die mit sechzehn Jahren 1,79 Meter groß war.
    «Glauben Sie, er hat etwas?» fragte ich Hetty und warf einen besorgten Blick auf Toby.
    «Flöhe», sagte sie sachlich.
    Ich sprang hoch, als ob mich soeben einer gebissen hätte. «Flöhe!!?» Und dann: «O nein... Keine Flöhe!» Sie zuckte mit den Schultern. «Sehen Sie selbst.» Ihre Hand blieb, wo sie war, drückte die kurzen Haare gegen den Strich. Ich konnte sie sehen, sie hüpften wie russische Bodenturner.
    «Mein Gott!» rief ich, als ob sie eine Lösegeldforderung für den Tauflöffel gestellt hätte. «Er wird sie an alle anderen weitergeben!»
    «Wenn er es nicht schon getan hat, und die Daunendecke nicht zu vergessen», stimmte Hetty zu. Sie schien es fast zu genießen. Ich muß sagen, daß meine Sympathie für sie etwas nachließ.
    Aber sie streckte die Hand aus und tätschelte meine. «Ich werde etwas dagegen tun.» Um mich zufriedenzustellen, würde es wenigstens eines Voodoo-Zaubers bedürfen. «Läusepulver und Ungezieferhalsbänder. Wird höchstens ein Pfund pro Tier kosten. Schwere Fälle, die stark befallen sind, sollten ein Alugan-Bad bekommen. Das ist ein zuverlässiges Mittel gegen alle Läuse und Flöhe, die sie bestimmt haben. » Sie sah das Gesicht, das ich machte. «Ein Hundehotel ist mehr als Gutenachtstreicheln.»
    «Mäuse und Flöhe?» rief ich. Ich war verständlicherweise ein bißchen durcheinander. Die Flöhe waren schlimm genug...
    «Ungeziefer und Parasiten sind nur andere Formen des Lebens», wandte Hetty nüchtern ein. «Ich verstehe nicht, warum alle Leute eine Gänsehaut dabei kriegen. Na ja, sie sind vielleicht nicht sehr angenehm, und es macht mehr Spaß, Goldfische zu beobachten, aber verstehen Sie, sie sind auch lebendige Wesen und haben ein Recht zu leben. » Ich kam mir auf einmal vor wie ein sadistisches Biest. «Dumme Vorurteile des Pöbels!» fügte sie tröstend hinzu.
    Auf der Treppe sagte sie: «Die meisten Hunde bekommen ab und zu Flöhe. Oder irgendwelche Milben. Es ist ein natürliches Risiko für jeden Hund, der normal lebt. Nur die Tiere, die immer im Haus eingesperrt sind und nichts von Feldern und Wäldern und Freiheit wissen dürfen, haben nie welche. Wenn ich höre, daß jemand behauptet, sein Hund habe nie einen Floh gehabt, tut mir das arme Tier leid. Wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher