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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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sagte, wir sollten darauf achten, und wir starrten uns an. Sie warf mir fast vor, meine Fürsorgepflicht zu verletzen, und ich warf ihr fast vor, zu geschäftstüchtig zu sein.
    Ich nahm Rover mit nach draußen, um ein bißchen frische Luft zu schnappen. Hetty sah in seine Ohren, um ein neues Problem zu finden. Sie hatte sich bereits mißbilligend über seine Lethargie geäußert. Sie fügte hinzu: «Wenigstens hat er im Augenblick keine Strahlfäule. »
    Überrascht sagte ich: «Sie kennen ihn?» Jemand hatte sich heimlich neben der Gartenbank erbrochen. Ich führte meine kleine Gesellschaft sicher daran vorbei.
    «Er ist ein Patient von mir. Der Colonel ist ein alter Schatz. Vernarrt in Rover, regelrecht vernarrt. Ich kann kaum glauben, daß er sich von ihm getrennt hat. Er wollte ihn nicht einmal bei mir lassen, als ich seine Gallenblase herausnahm.» Ich nehme an, sie meinte Rovers Gallenblase. Er sah in der Tat aus, als sei er nicht mehr ganz komplett.
    «Er ist nach Witterding gefahren», sagte ich.
    Mattie fraß irgend etwas Unbekömmliches vom Feld. Wenn sie schmollte, haute sie immer ab und suchte etwas, das sie krank machte. Es sicherte ihr Mitgefühl und Aufmerksamkeit. Mattie war ein Hypochonder: Sie mußte sich und andere aufregen, egal womit. Sie konnte völlig unvermittelt die Stimme verlieren, lahmen, Zuckungen bekommen oder am ganzen Körper Ausschlag kriegen. Es beunruhigte mich nicht weiter: ein paar tröstende Worte, und sie genas blitzartig, aber ich haßte die Aasfetzen von Mäusen, Ratten oder Maulwürfen, die sie immer genau neben mir ablegte oder von sich gab. Abgewandten Blicks nahm ich ihr einen halben Kaninchenkopf aus dem widerstrebenden Maul. Ich fragte mich, wohin meine Euphorie von vorhin entschwunden war.
    «Nach was für ’n Ding?» erkundigte sich Hetty und untersuchte Rovers Zähne.
    «Wo lasse ich so was, wenn die Heizung noch nicht in Gang ist?» Ich hielt den Kopf auf Armeslänge von mir entfernt. «Witterding. Ich weiß auch nicht, wie man dort verwittert. Aber der Colonel will’s wohl schnell hinter sich bringen. Soll ich ihn einwickeln und in den Mülleimer tun?» Ob Müllmänner noch nach Trophäen wühlen?
    «Ich glaube, seine Frau ist dort», sagte Hetty nachdenklich. «Hinter die Hecke. »
    Ich warf den Kaninchenkopf über die Hecke, obgleich ich wußte, daß er irgendwann zurückkommen würde. Aber bis dahin käme ich vielleicht auf eine bessere Idee, wohin damit. Verzögerungstaktik.
    «Rover war ihr bedingungslos ergeben - mehr als der Colonel, glaube ich. Seitdem sie fort ist, geht es mit ihm bergab.»
    Mattie schnüffelte bereits hinter der Hecke, und ich war total durcheinander. War der Hund der Frau des Colonels ergebener als der Colonel? Und warum war sie fort? Und mit wem ging es bergab? Meine Aufmerksamkeit war inzwischen geteilt, denn jetzt hatte Rosie den Kaninchenkopf, und Teddy, Mattie und Treacle waren ihr kläffend auf den Fersen.
    «Ich kann Ihnen nicht ganz folgen...» sagte ich.
    «Die Frau des Colonels», erklärte Hetty übertrieben geduldig, «ist in einem Pflegeheim in Witterding für altersschwache Patienten. Ich bezweifle, daß sie je wieder herauskommen wird. »
    Ich vergaß den Kaninchenkopf. «Der arme alte Mann», murmelte ich. Dann dachte ich wieder an Rover und fügte hinzu: «O Gott! Er wird doch nichts Ernstliches kriegen, während er hier ist?»
    «Er ist sehr alt. Mit einem Bein im Grab, sagt man wohl. » Ich wünschte, sie hätte es nicht gesagt. «Sein Herz schlägt immer schwächer, wie eine erschöpfte Batterie. Es hängt davon ab, wie lange er noch hier ist... »
    Sie brachte mich um den letzten Rest meiner inneren Ruhe. Ich war entsetzt. Zum Glück schleifte Maribou gerade ein ziemlich scheußliches weißes Kaninchenfell um die Ecke. Es mußte seit Monaten irgendwo gelegen haben. Mrs. Flutey wäre in Ohnmacht gefallen.
    «Hat hier zufällig vorher ein Zauberer gewohnt?» fragte Hetty. Und fast im selben Augenblick murmelte ich: «Jetzt fehlt uns nur noch ein Schwanz...» Die Atmosphäre war wieder entspannt. Als wir wieder in die Küche kamen, lag Rover keuchend, mit geschlossenen Augen in seiner Kiste. Sein Unterkiefer hing herunter, so daß man ein paar gelbliche Zähne und sehr blasses Zahnfleisch sehen konnte. Sogar Frilly schien beunruhigt zu sein.
    «Ist mit ihm alles in Ordnung?» flehte ich.
    Hetty kniete sich hin und hob eine Pfote an. Sie ließ los. Die Pfote fiel schlaff und kraftlos nach unten. «Nun... nein», sagte

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