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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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sie widerstrebend. «Ich fürchte, nein.» Sie zog ein Lid hoch, fühlte seinen Puls - vergewisserte sich, daß er noch nicht tot war, um Gottes willen! Mir war noch nie ein Hund unter den Händen weggestorben, das heißt, jedenfalls nicht so. Ich hatte schon ein paar zum Tierarzt bringen müssen und war geblieben, während sie eingeschläfert wurden, hatte zugesehen, wie das treue alte Leben sie verließ, ich hatte auf dem Heimweg ununterbrochen geweint, den schon verblassenden Namen vor mich hin geflüstert, eine Liebe zurückgelassen, wie ich sie für wenig Menschen empfunden hatte. Aber so...
    «Er wird doch nicht... Nicht hier! Ich könnte es nicht ertragen! Wie sollte ich das dem alten Herrn beibringen? Hetty, um Gottes willen!» Sie sah mich lange und kühl an und richtete sich wieder auf. Ich schämte mich plötzlich.
    «Hat er die Tabletten mitgebracht, die ich ihm gab?» Ich nickte.
    «Hat er sie regelmäßig genommen?» Ich nickte wieder.
    «Dann müßte es gutgehen. Geben wir ihm jetzt eine.» Ich reichte ihr den Tablettenball und versuchte, mich an die tägliche Dosis zu erinnern, um mich zu beruhigen. Ich hatte gedacht, es genüge, wenn ich ein kleines Bord mit ein bißchen Verbandszeug für kleinere Verletzungen besäße, mit Ohren- und Augentropfen, um so zu tun, als sei ich den Anforderungen gewachsen, aber in eben diesem Augenblick versagte ich. In eben diesem grausamen Augenblick sah ich wieder alles vor mir, die geknickten Lilien, die unverkauften Kräuter, die späten Tomaten und die Apfelbäume, die nicht trugen.
    Dann sagte Hetty milde: «Es hat keinen Sinn, schon bei der ersten Hürde zu straucheln, meine Liebe. Er wird es noch eine Weile machen, und der Colonel wird nur so lange in Witterding bleiben, wie er unbedingt muß. Sehen wir es doch mal so, wie es ist. Wenn das arme Tier stirbt, können Sie sich wenigstens damit trösten, daß sie dem alten Mann die Qual abgenommen haben, Zeuge seines Endes zu werden. Vielleicht denkt er, er hätte den Hund länger am Leben halten können, vielleicht macht er sich Vorwürfe, daß er fortgefahren ist. Vielleicht macht er Ihnen sogar Vorwürfe — aber ist das so wichtig, wenn Sie ihm diese schrecklichen letzten Stunden abgenommen haben?»
    So mußte man es wohl sehen. Leben und Tod sind beide so groß, daß man ihnen nicht ausweichen kann, und wenn sie einen treffen, kommt es darauf an, das Gleichgewicht zu behalten. Wie ich fühlte, spielte kaum noch eine Rolle.
    Ich sah sie dankbar an. Dann kniete ich neben der Kiste und streichelte die letzten Spuren Panik fort.
    «Ich muß jetzt gehen», sagte Hetty, «wirklich. Ich muß noch einen Hengst kastrieren. »
    Ich stand auf und brachte sie zur Tür. Kaum vorstellbar, daß diese zierliche Person, die geradewegs einem Titelbild von Cosmopolitan entstiegen zu sein schien, etwas so Brutales machte. Ich sagte es ihr.
    «Gestern war es ein Schwein.» Ich fragte mich unwillkürlich, was der Supermarkt mir nächstes Mal außer den Köpfen und Haxen bringen würde.
    Sie zögerte. «Sie zittern ja immer noch.»
    Tränen stiegen mir in die Augen. Ich sagte: «Ich nehme an, ich bin ein bißchen erschöpft. » Es war stark untertrieben.
    «Hören Sie», sagte Hetty bestimmt, «wenn ich schnell mal telefonieren darf, könnten wir einen Schluck auf Rover trinken, ehe ich gehe. Wir setzen uns wieder nach draußen unter die Bäume, und Sie erholen sich ein wenig, und wenn ich Sie mit Gewalt dazu zwingen muß. Los, holen Sie was mit Alkohol drin. Wie wär’s mit einer - kühl und feucht. »
    Ich entschied mich für Pampelmusensaft, Eis und einen kräftigen Schuß Gin. Es ist mein Mittel gegen Stress. Ich muß es oft nehmen. Als ich zur Bank unter den Bäumen zurückging, hatte Hetty die Füße auf den runden Metalltisch gelegt und die Augen wegen der Sonne geschlossen.
    «Alles klar, der Hengst kann warten. Ich hatte die halbe Nacht mit dem alten Schwein zu tun. »
    «Den Fehler machen wir alle mal», sagte ich, um die Atmosphäre zu lockern.
    Wir stießen an.
    «Ich glaube, ich sollte Ihnen eine unangenehme Wahrheit sagen», sagte Hetty. «Wirklich.» Sie nahm die Füße vom Tisch und kam meinem Protest zuvor. «Bitte. Ich kann so was ganz gut. Wenn es soweit ist, können Sie das gleiche für mich tun.» Ich fand das ungefähr so unwahrscheinlich, als würde der Stallmeister des Buckingham-Palasts mich bitten, einen Corgi der Königin in Pension zu nehmen.
    Die Hunde waren ins Haus gegangen. Sie fanden

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