Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
sagte sie trocken. Dann sah sie mich wieder an. «Großer Gott, Sie werden doch ein Säugetier melken können, oder? Sie sind doch selber Mutter und müssen wissen, woher die Milch kommt?»
    Schnippisch sagte ich: «Ich hatte drei, also weiß ich es wahrscheinlich besser als Sie!» Dann fügte ich hinzu: «Außerdem kann ich Ziegen melken. Vorjahren, als die Kinder noch klein waren, hatten wir mal eine, das heißt sogar zwei. Und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. » Vor allem daran, daß eine eines Tages verschwand und die Wäsche einer Nachbarin auffraß, während die andere einmal heimlich im Gemüsegarten verschwand und sämtliche jungen Triebe abknusperte, so daß der Gärtner fast einen Schlaganfall bekam. Und dann entdeckte eine ihre Liebe zu den Rhododendren und fraß sie, und ich hielt drei Nächte hintereinander in einem Liegestuhl auf der Veranda Wache, mit einer Flasche Napoleon neben mir. Natürlich gab es ein paar Augenblicke, in denen mir der Liegestuhl nichts ausmachte — aber die Ziege wußte es nicht zu schätzen und ging an dem Cognac ein.
    O nein, dachte ich, nicht noch mal. Selbstmitleid regte sich. Tränen drohten zu fließen. Aber ich riß mich zusammen, dieses eine Mal.
    «Das Melken dauert wahrscheinlich nicht so lange wie der Plausch mit dem Milchmann», sagte Hetty ungeduldig, «und Sie haben da draußen mehr als genug ungemähte Wiese mit einem unterprivilegierten Gaul darauf. »
    «Das stimmt nicht.» Wir machten die Stricke los und führten die Ziegen die Ladeklappe herunter. Miranda trippelte wie eine Debütantin bei einem Galaempfang in den zwanziger Jahren. Ihre Tochter Amanda rutschte und hopste mit kleinen aufgeregten Schreien hinterher.
    «Wo lasse ich sie bloß heute abend?» Ich erinnerte mich plötzlich, daß ich keine geeignete Unterkunft für sie hatte. Die Ställe waren immer noch voll von leeren Teekisten. Die anderen Nebengebäude mußten zumindest gereinigt werden.
    «In den Zwingern?» Mir fiel kein Einwand ein, obwohl ich es irgendwie unpassend fand. Ich sagte zusammenhanglos: «Was meinen Sie mit meinem unterprivilegierten Gaul?» Er hieß eigentlich Harebell, aber aus irgendeinem vergessenen Grund wurde er nur noch Bubbles genannt. Keiner der beiden Namen paßte zu ihm. «Er» war eine Stute, sehr alt, kein Mensch wußte genau, wie alt. Wir hatten sie vom Tierschutzverein bekommen, weil kein anderer bereit gewesen war, ein so großes Tier zu nehmen. Sie war braun und hatte eine weiße Blesse und eine gewisse Ähnlichkeit mit diesen zottelfüßigen Ungeheuern, den früheren Brauereipferden. Wir hatten sie als Freund und Kamerad der beiden alten Ponies zu uns genommen, die wir unseren Kindern verdankten; ein urgemütliches Reittier, wie ein holpernder Schaukelstuhl. Nichts Rassiges, aber sehr geeignet für ängstliche Zeitgenossen. Inzwischen waren ihre Kameraden zu unserem großen Kummer von uns gegangen, und Bubbles genoß friedlich, distanziert, aber zufrieden ihr Gnadenbrot. Ich bürstete sie fast jeden Tag und plauderte mit ihr wie mit einer sehr alten, etwas verkalkten Dame, die aufmerksam zuhört, aber nie richtig mitbekommt, was man sagt.
    «Daß sie eventuell sehr alt ist», meinte Hetty, «bedeutet noch lange nicht, daß ihr ein bißchen leichte Arbeit nicht gefallen wird. »
    Wir hatten den letzten Zwinger erreicht. Ich machte das Tor auf und schob Miranda hinein, während Amanda, ihre Tochter, herumhüpfte und sich an die Mutter drückte. Hetty und ich blieben am Maschendrahtzaun stehen und sahen zu.
    «Arbeit?» fragte ich, weil ich einen Augenblick lang dachte, sie meine vor einem Pflug.
    «Sie könnten sie ab und zu langsam um das Feld reiten. Ich schlage nicht gerade das Grand National vor, aber es würde euch beiden vielleicht guttun. »
    «Holen wir ein bißchen Stroh», sagte ich. In der Scheune und den Ställen, die an einen Bauern aus dem Dorf vermietet gewesen waren, als das Haus auf den nächsten Besitzer gewartet hatte, lag noch eine ganze Menge. Während wir hingingen, murmelte ich vor mich hin: «Aber wo soll ich bloß die Zeit hernehmen?»
    Hetty sagte, ihr falle gerade ein, daß sie unbedingt zu einem Bullen müsse, der schrecklich Durchfall habe, aber sie würde auf dem Rückweg noch einmal hereinsehen. Es war ein Glück für mich, daß sie unten am Tor vorbei mußte, wenn sie zu ihren Patienten fuhr. Oder? Ich dachte in einem fort an die Rechnung. Es war zwar großartig, daß sie so oft zu uns kam und nach dem Rechten sah, auch

Weitere Kostenlose Bücher