Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
haben als Rüden. Da ich genug Platz hatte, war das kein Problem, und da sie sich mehr oder weniger über das ganze Haus verteilten, hatte ich es noch leichter. Nur die Küche war immer ein bißchen übervölkert, aber das mag ich genauso wie unordentliche Zimmer. Die hatte ich ebenfalls. Ich nehme an, es liegt an der Unordnung in meinem Kopf.
    Manche Gäste waren neurotisch, manche aggressiv, manche einfach sauertöpfisch. Nettie, ein Neufundländer, hätte eigentlich Nessel heißen müssen, weil sie schrecklich reizbar war. Ihre Besitzerin, eine gewisse Mrs. Broadwater, hatte mich eines späten Abends angerufen und mit einer Stimme, die eher eine Bombe als einen Hund vermuten ließ, nachdrücklich gewarnt, sie werde sie gleich herbringen. Ich wollte gerade zu Bett, aber sie klang so aufgeregt, daß ich erschöpft zusagte, solange aufzubleiben.
    Ich sollte es bereuen. Sie blieb, bis der Morgen graute, schluchzte und trank Kaffee mit Cognac und erzählte mir zwischendurch ihre Lebensgeschichte, die aus einer monotonen Kette von Katastrophen zu bestehen schien. Und nun, schloß sie, ziehe ihr Mann aus. Er habe einmal zu oft mit seiner Schreibkraft geschäkert (sie sagte, das Wort «Sekretärin» sei ebenso zweideutig wie «Modell», und beide bedeuteten ein und dasselbe), und es habe ein großes showdown gegeben. Mrs. Broadwater wollte fürs erste zu ihrer Schwester ziehen, aber sie sah nicht ein, warum ihr Mann den Hund und den Vogel haben solle, deshalb solle er zu mir. Die arme Nettie hatte keiner nach ihren Wünschen gefragt, und ich machte ihr eine gemütliche Ecke neben meinem Bett, wo ich sie den kurzen Rest der Nacht streicheln und beruhigen konnte.
    Morgens tauchte Mr. Broadwater auf, aber Nettie versteckte sich hinter der Badewanne. Ich blieb fest und erklärte, nach den getroffenen Vereinbarungen könne ich sie einzig und allein an Mrs. Broadwater aushändigen. So ließ er Nettie eine Schachtel Fruchtbonbons da, weil sie die am liebsten auf der Welt habe, und verschwand wieder. Mr. Broadwater war sicher nicht das, was sie auf der Welt am liebsten hatte, denn sie wagte sich erst nach drei Stunden aus dem Badezimmer heraus und zuckte vor den Fruchtbonbons zurück, als wären sie mit Rattengift bestreut.
    Eine Woche verging, ohne daß die Broadwaters von sich hören ließen. Dann standen sie Hand in Hand in der Tür. Die Versöhnung erstreckte sich allerdings nicht auf die arme Nettie, die heftig protestierte, als sie zum Wagen gebracht wurde und den ganzen Weg zur Straße hinunter zum Steinerweichen heulte.
    Eines Tages kam ein fabelhaft aufgetakeltes Mädchen, ihren Yorkshire-Terrier zu bringen. Sie wollte nach Dänemark, und sie weinte, als sie ihn zum Abschied küßte. Er war unglaublich liebenswert. Alle Yorkshires sind unwiderstehlich, aber dieser war den anderen noch voraus. Er hieß Bilko und war ein großer Angeber und Chauvi, aber nur, wenn ich in der Nähe war. Sobald er mit den größeren Hunden allein war, verkroch er sich irgendwo. Immer wenn ich im Begriff war, aus dem Haus zu gehen, ärgerte er gerade Toby oder die Afghanen, mit einem Auge auf mich, und wenn ich draußen war, lief ich schnell ans Fenster und sah, wie er in den Schrank hopste, um sich der Vergeltung zu entziehen. Er hatte die hinreißende Angewohnheit, sich auf den Rücken zu legen und an seinen Pfötchen zu knabbern, wie ein kleines Baby an seinem großen Zeh.
    Das aufgetakelte Mädchen kam mit einem mürrischen Mann wieder, den sie als ihren Verlobten vorstellte, und ich gab ihr Bilko nur sehr ungern zurück. Ich machte mir wochenlang Sorgen um ihn. Ich war sicher, daß der mürrische Mann seine kleinen Spielchen nicht dulden würde. Dann kreuzten sie wieder auf, Bilko kam aufgeregt vor ihnen ins Haus gewuselt und schwang erneut das Zepter. Der mürrische Mann hatte sich total verändert. Er war jetzt beinahe lebhaft, und der Abschied fiel ihm viel schwerer als dem Mädchen. Er war auch derjenige, der jeden Abend anrief, um sich nach dem Befinden des kleinen Lieblings zu erkundigen.
    Zu meinem Mann sagte ich am Telefon: «Diese Woche hab ich achtzehn.» Ich war sehr stolz. Es bewies, daß ich meinen Anteil leistete und daß man kaum von mir erwarten konnte, durchs halbe Land zu sausen, um...
    Pa war nicht weiter beeindruckt. «Großer Gott, das ist schrecklich viel! Sie werden alles auf den Kopf stellen. Ich dachte, du wolltest höchstens zwölf auf einmal nehmen!»
    Ich war sprachlos. Nie hatte ich ein Limit erwähnt. Nie

Weitere Kostenlose Bücher