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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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ohne konkreten Anlaß. Aber wenn die Rechnung bezahlt werden müßte, würde es nicht mehr so großartig sein. Das Problem stand wie eine Mauer zwischen uns.
    Ich ging zurück und musterte Miranda kritisch. Sie sah entschieden blöde aus und schien ihre mangelnden Geistesgaben durch Bescheidenheit kompensieren zu wollen. Wenn sie ging, wirkte sie freilich einigermaßen aufreizend; sie wiegte sich schamlos in den Hüften, und ihr großes pralles Euter schwang unanständig hin und her. Der Anblick war jedoch nicht unästhetisch, und wenn bei einem Tausch etwas Milch für uns heraussprang, würde es wohl die Zeit und Mühe wert sein.
    Der Hundezwinger bot genug Raum für die beiden. Mit der Strohschütte war er sogar ideal. Nachdem ich mich vergewissert hatte, daß sie gut untergebracht waren, ging ich ins Haus, um Noodle in den Vorratsraum zu bringen. Dann brachte ich Shelmerdine in den Setzschuppen und legte sie — laut Anweisung — in ihre eigene strohgepolsterte Kiste. Percy kam auf die Veranda, weil er frische Luft brauchte, und Major kam samt Käfig in die Garderobe, deren Tür ich schnell hinter mir zumachte, weil er plötzlich angefangen hatte, irgendein schauriges Kinderlied zu kreischen, und immerzu die einzelnen Verse vertauschte.
    Als ich wieder in der Küche war, setzte ich mich hin und legte die Füße auf den Gemüseständer. Ich blätterte schnell die Zettelsammlung durch, die mein Gästebuch bildete, und nahm dann das Algebrabuch aus der längst vergessenen Schulzeit irgendeines Unbekannten, dessen leere Seiten meine Notizen über die kleinen Eigenheiten der Gäste enthielten. Daisy zum Beispiel (ein unwahrscheinlicher Name für einen Neufundländer) bekam bei Regen immer «aufgeweichte Pfoten». Wenn sie wegen der «Bedürfnisse», wie dort stand, ins Freie mußte, sollte ich ihre Pfoten bitte durch kleine Plastikbeutel schützen. Ein anderer Kunde hatte gesagt: «Lassen Sie ihm bitte Zeit, wenn er das Bein hebt. Er hat einen schlechten Abfluß. » Die meisten Besitzer drückten sich reichlich prüde aus, wenn es um die intimeren Körperfunktionen ging. Eine Dame hatte gebeten: «Wenn er die wichtigen Sachen bis halb zehn nicht gemacht hat, ermutigen Sie ihn bitte ein wenig. » Sie meinte Paraffinöl, hätte aber genausogut von einem faulen Pianisten sprechen können, den man zum Üben zwingen müsse.
    Ich las noch einmal den Brief von Adam, der am Morgen gekommen war. Er schrieb, er spare tüchtig, um Ladys Rechnung bezahlen zu können, und fügte als PS -meine Tochter sagte immer «Pis» - hinzu: «Sagen Sie Lady, ich hole sie in den Ferien ab. »
    Ich empfand echte Zuneigung für meine Gäste und ihre Besitzer. Leute, die ihre Hunde und Katzen lieben — ich meine, wirklich lieben —, haben etwas gemein, das über bloße Güte hinausgeht. Sie bringen der unterdrückten Kreatur ein Stück vom verlorenen Paradies zurück. Außerdem ist eine tiefe Liebe zu Tieren die einzige völlig selbstlose Liebe, die es gibt. Ihre übertriebene Fürsorge brachte mich zwar oft an den Rand der Verzweiflung, aber ich lachte nie über die seitenlangen Maßregeln, die Pillen, Tropfen, Salben und Wässerchen. Wenn ich es als Geschäft betrachtete, hatte ich sogar einen guten Grund, eine höhere Rechnung auszustellen.
    Ehe ich zu Bett ging, kam noch ein Anruf von einer Hundebesitzerin, die fragte, ob es mir etwas ausmache, wenn ihr altenglischer Schäferhund blaßgrün ankomme. Ich sagte, wenn es ihr nichts ausmache, warum dann mir? Sie erläuterte, er sei an ihrem Mann vorbeigelaufen, der gerade Farbe an eine Wand gesprüht habe («Gott sei Dank abwaschbare», sagte sie erleichtert). «Scrumpy ist so groß, daß ich ihn nicht baden kann, und außerdem habe ich sowieso keine Zeit dazu, bei all dem Packen und den Kröten.»
    Sie sah sich zu einer weiteren Erklärung veranlaßt. «Den Kröten, die sich begatten», sagte sie mit fester Stimme. «Ist Ihnen klar, wie sehr die Insektenvertilgungsmittel, die die Bauern auf die Felder sprühen, die Krötenbevölkerung dezimieren? Wir päppeln alle auf, die wir finden können. Diese beiden habe ich in einem verseuchten Teich gefunden. Sie begatteten sich gerade. Ich habe sie bei unserem Entwässerungsgraben ausgesetzt, wo noch keine Umweltschäden sind. Ich füttere sie nach den Anweisungen, die ich mir von der tierärztlichen Fakultät habe schicken lassen, und ich werde den Laich in allen Teichen verteilen, die noch nicht von diesen Giftmischern verseucht worden sind.

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