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Das Hungerjahr - Roman

Das Hungerjahr - Roman

Titel: Das Hungerjahr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aki Ollikainen
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Mund, als herrschte auf der Zunge Frühling. Die Zunge ist ein raues Feld, das unter dem Schnee zum Vorschein kommt, der Boden ist noch gefroren. Mataleena gibt Juho etwas Schnee. Auch Marja greift mit der Hand neben den Schlitten.
    »Wenn ihr runterfallt, halte ich wegen euch nicht an«, meint der Knecht über die Schulter hinweg.
    Marja lässt das Schneeessen bleiben, aber Mataleena reckt sich gleich wieder über den Rand, trotzig, weiter als nötig. Schließlich kommen sie an eine Poststation. Aber weitere Häuser sind in der näheren Umgebung nicht zu sehen. Der Knecht dreht sich auf dem Bock um, reißt Marjas Mantel auf und nimmt ihr die Brote, die Viklund ihr geschenkt hat, ab.
    »Es gibt hier noch mehr Hungrige, denen der Bauer kein Brot kauft. Denen stehen die Brote hier eher zu als euch.«
    Er bricht das eine Brot durch und wirft Marja eine Hälfte in den Schoß, dann springt er vom Bock und geht in die Poststation hinein.
    Als Marja mit den Kindern eintritt, spricht der Knecht gerade mit dem Stationshalter über eine Getreidefuhre. Er blickt über die Schulter und sieht sie an, als hätte er sie noch nie gesehen.
    »Landstreicher, nicht aus unserer Gegend.«
    »Geht in den Warteraum«, sagt der Halter zum Knecht.
    Als Marja und Mataleena aufwachen, ist der Knecht von Viklund weg. Marja trägt den schlafenden Juho nach draußen.
    »Wenn wir wenigstens die Ski mitgenommen hätten«, seufzt sie.
    Auf dem Hof stehen zwei weitere Schlitten. Mit dem einen hat am Vorabend ein Junge einen Pfarrer zur Poststation gebracht. Der Junge schläft noch im Warteraum. Der Fuhrmann der Station spannt am zweiten Schlitten ein Pferd an.
    »Wo fahrt ihr hin?«, fragt Marja.
    Der Fuhrmann antwortet nicht, hört nicht hin, schaut nur unter dem Kopf des Pferdes hindurch zum Wald gegenüber. Marja starrt lange auf den Rücken des Mannes. Als sie schließlich aufgibt, dreht sich der Mann um.
    »Nach Norden. Ich nehm aber keine Bettler mit, wegen dem Pfarrer. Und der Stationshalter würde es auch nicht erlauben.«
    Auf dem Gesicht des Fuhrmanns wechseln die Schatten von Mitleid und Schuldgefühl.
    »Wir wollen nicht nach Norden, da kommen wir ja her«, antwortet Marja.
    »Geht in die andere Richtung. Ich geb dem Jungen einen Tritt, dass er aufwacht. Der kann euch dann an der Straße aufgabeln. Aber so, dass es der Halter nicht sieht. Ihr schafft es, außer Sichtweite zu kommen, bevor der Junge aufbricht.«
    Da geht die Tür auf, und der Pfarrherr im dicken Pelz tritt heraus, begleitet vom Stationshalter. Mataleena muss lachen, denn die Fellmütze des Pfarrers sieht aus wie eine daunige Pusteblume, außer dass sie braun ist, nicht weiß. Würde man pusten, würde der Flaum über den Schnee schweben, und auf dem Kopf des Pfarrers bliebe bloß ein Zapfen zurück. Der Flaum würde vor der Station auf die Erde fallen, und dann würden im Sommer dort überall gelbe Pfarrer mit Blütenköpfen wachsen und sich im Wind wiegen.
    Aber Mataleena wagt es nicht, zu pusten, und auch der Wind, der um die Ecke pfeift, fegt dem Pfarrer nicht den Flaum vom Hut.
    »Na!«, brüllt der Stationshalter Marja an.
    Das ist der Befehl zum Aufbruch. Marja setzt Juho ab, nimmt ihre Kinder an der Hand und macht sich auf den Weg durch die Furche der verschneiten Straße.
    »Ach, diese Zeiten und dieses Volk! Wie der Herr es prüft, ob es stark im Glauben ist«, lamentiert der Pfarrer.
    Sie gehen lange, die kurze helle Zeit des Tages neigt sich dem Ende zu. Von dem Jungen mit dem Schlitten ist nichts zu hören und zu sehen. Mataleena geht hinter ihrer Mutter her, tritt in ihre Spuren, schützt sich vor dem Schneetreiben, indem sie die Jacke noch fester um sich schlingt.
    Der Hunger gleicht dem Katzenjungen, das Weiden-Lauri in einen Sack gesteckt und im Eisloch ertränkt hat. Es kratzt mit seinen kleinen Krallen und das verursacht einen schneidenden Schmerz, wieder und wieder kratzt es, bis es erschöpft ist und sich fallen lässt und mit seinem Gewicht den Sack nach unten zieht; und dann sammelt es doch wieder Kräfte und fängt erneut an zu kämpfen. Man möchte es herausnehmen, aber es kratzt so heftig, dass man sich nicht traut, die Hand in den Sack zu stecken. Man muss es aushalten oder den Sack aufs Eis tragen und das Junge in dem Sack im Eisloch ertränken.
    Marja ist plötzlich stehengeblieben, und Mataleena prallt gegen ihren Rücken. Ringsum drückt schwerer Schnee den Fichten die Schultern nieder.
    »Das ist das Ende«, seufzt Marja, aber da hört

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