Das Imperium
Schließlich holte er einen Displayer hervor.
»Beim Leitstern, ein weiterer Gasriese?«, erwiderte Jess. »Einer von unseren? Gab es dort eine Himmelsmine?«
»Nein. Es war Oncier, jener Planet, der gezündet und in eine Sonne verwandelt wurde.«
»Dumme Kriegstreiber-Experimente«, brummte Bram Tamblyn. »Was hat das mit uns zu tun? Ist der Test nach hinten losgegangen?«
»Nein, Sir. Es fand ein Angriff statt, wie bei Golgen.« Der Kurier betätigte eine Taste des Displayers, worauf dieser die von Dr. Serizawa gesendeten Bilder wiedergab. »Einer unserer Händler hat dies aufgezeichnet. Es kam in den letzten Prioritätsnachrichten.«
Cesca beobachtete entsetzt, wie vierzehn kugelförmige Schiffe erst die Monde zerstörten und dann auch die wissenschaftliche Station. »Glaubt Jhy Okiah, dass dies auch mit Ross und der Blauen Himmelsmine geschehen ist?«
»Das vermutet sie«, sagte der junge Mann.
»Es ist mehr als nur eine Vermutung«, knurrte Bram. »Es ist Gewissheit!« Plötzlich schwankte er und hielt sich an Jess’ Arm fest. Jess stützte ihn ruhig, ohne die angeschlagene Gesundheit seines Vaters zu kommentieren.
»Bei der Gans herrscht ziemliche Aufregung«, fuhr der Kurier fort. »Sie wissen nicht, was es mit den Fremden auf sich hat und was es zu unternehmen gilt. Denken Sie daran: Auf der Erde weiß man nichts von dem Angriff über Golgen.«
»Vielleicht sollten wir die Gans darauf hinweisen«, sagte Cesca.
»Die Sprecherin hat einen solchen Vorschlag von Ihnen erwartet«, erwiderte der junge Mann. »Sie ist bereit, den Vorsitzenden Wenzeslas zu informieren.«
»Shizz, natürlich sollte sie das!«, warf Tasia entgeistert ein. »Diese Gefahr betrifft uns alle.«
»Ja, aber Roamer behalten ihre Geheimnisse gern für sich«, entgegnete Cesca.
»Ich habe unsere Geheimniskrämerei satt«, sagte Tasia. »Welchen Sinn hätte es, solche Informationen zurückzuhalten? Wenn die fremden Schiffe weitere Himmelsminen von uns angreifen, müssen wir die Tiwis um Hilfe bitten. Immerhin haben wir kein eigenes Militär.«
»Oh, das erinnert mich an etwas«, sagte der Kurier. »König Frederick hat die Bürger aufgefordert, ihre patriotische Pflicht zu erfüllen, zusammenzustehen und die Menschheit gegen den unbekannten Feind zu verteidigen.« Er betätigte die Kontrollen des Displayers. »Ich habe den exakten Wortlaut aufgezeichnet, wenn Sie ihn hören möchten…«
»Es überrascht mich nicht, dass die Gans diese Sache als Vorwand nutzt, um die TVF zu stärken«, brummte Bram Tamblyn. »Verdammte Tiwis!«
»Als Vorwand?«, wiederholte Tasia. »Wie kannst du so etwas behaupten, Vater. Jene Schiffe haben Ross getötet. Und wer weiß, wen sie als Nächstes angreifen werden?«
Bram keuchte und sein Gesicht wurde grau. Jess stützte ihn und sagte: »Lass nur, Tasia. Komm, Vater. Ich bringe dich zu deiner Hütte. Du musst ausruhen.«
Cesca stützte Bram Tamblyn auf der anderen Seite. Tasias Kompi bot Hilfe an. »Soll ich ihn untersuchen? Benötigen Sie Medikamente?«
»Spar dir die Mühe, EA«, sagte Tasia. »Es ist nur das übliche Theater.«
Zwar verfügte Cesca nicht über große medizinische Erfahrung, aber sie sah, dass Bram Tamblyn seine Schwäche nicht vorgab. Sie führten ihn zu seiner Hütte und brachten ihn dort zu Bett. Jess nahm an der Seite seines Vaters Platz.
Cesca fand ein Paket mit dem Pfefferblumentee, den Bram am liebsten trank, und kochte ihm eine Tasse. Es fiel dem Alten sichtlich schwer, zu sitzen und zu trinken, aber er nahm Cescas Fürsorglichkeit mit einem Lächeln zur Kenntnis.
Er schlief etwa eine Stunde. Cesca saß ruhelos neben Jess, und sie sprachen leise miteinander. Alles in ihr drängte danach, Jess zu fragen, ob sie jetzt Gelegenheit bekommen würden, ihre Liebe offen zu zeigen, aber sie wagte es nicht, dieses Thema anzuschneiden. Die Vernunft sagte ihr, dass sie sich in Geduld fassen musste.
Angesichts der beunruhigenden Neuigkeiten rechnete Cesca damit, schon bald von Jhy Okiah nach Rendezvous zurückgerufen zu werden, aber sie ließ Jess nicht gern mit seiner plötzlichen Verantwortung allein. Seine vier Onkel kümmerten sich bereits darum, das Wasser an die Oberfläche zu pumpen und zu verladen oder es durch elektrochemische Konversion in traditionellen Treibstoff zu verwandeln. Seit Generationen war die Wasserindustrie von Plumas im Besitz des Tamblyn-Clans und die Arbeit musste weitergehen, ungeachtet familiärer Tragödien. Viele Roamer-Familien hingen davon
Weitere Kostenlose Bücher