Das Imperium
ab.
Cesca drückte Jess’ Hand. »Du schaffst es schon, Jess. Die Arbeiter kennen sich aus, die Geräte funktionieren einwandfrei. Deine Onkel wissen, worauf es ankommt. Du bist stark und klug, und du bist ein guter Mann.«
»Auch Ross war ein guter Mann.« Jess sah sie nicht an, betrachtete stattdessen das verhärmte Gesicht seines schlafenden Vaters. »Das nützte ihm nichts gegen die fremden Angreifer – oder bei meinem Vater.«
Aufgeregt kam Tasia herein. Sie schob sich durchs Isolierungssiegel, gefolgt von EA, und stampfte mit den Füßen. Die Kälte hatte ihr Gesicht gerötet – sie schien längere Zeit auf dem Eisschelf umhergewandert zu sein, vielleicht um nachzudenken. Cesca kannte Jess’ kleine Schwester nicht so gut, wie sie es sich wünschte, aber sie sah auf den ersten Blick, dass Tasia nicht gekommen war, um ihrem Vater Trost zu spenden.
Jess schien die Stimmung seiner Schwester zu erkennen und versuchte sofort, einem neuerlichen Zornesausbruch vorzubeugen. »Ist der Kurier bereits abgereist? Wenn nicht, kannst du ihn zu seinem Schiff bringen, falls er Gesellschaft möchte.«
»Er ist schon wieder unterwegs, aber bevor er uns verließ, hat er mir König Fredericks Rekrutierungsaufruf gezeigt.«
Cesca spürte plötzliche Kälte im Herzen und ahnte, worauf die junge Frau hinauswollte.
Bram versuchte sich aufzusetzen, griff nach der Tasse mit dem längst kalt gewordenen Tee, starrte finster darauf hinab und wandte sich dann an Tasia. »Woran denkst du, junge Dame?«
»Ich denke an meine Pflicht, Vater. Du hast uns oft genug gesagt, dass wir an alle Roamer denken sollen und nicht nur an uns selbst.« Tasia verschränkte die Arme. »Was ist, wenn ich meine Dienste der Terranischen Verteidigungsflotte anbiete?«
»Kommt nicht infrage«, sagte Bram scharf. Cesca begriff sofort, dass eine Auseinandersetzung bevorstand. EA näherte sich Brams Bett und strich die Decke glatt, aber der Alte winkte den Kompi fort.
»Jemand muss gegen die Feinde kämpfen, die meinen Bruder umgebracht haben.« Tasia atmete tief durch. Cesca wusste, dass sie ungestüm und impulsiv war, aber auch sehr talentiert.
»Beruhig dich, Tasia«, sagte Jess. »Deine Pflicht liegt bei der Familie. Wir brauchen dich hier.«
»Nein, ihr braucht mich nicht. Seit Jahren habe ich keine wichtigen Arbeiten bei den Wasserminen erledigt. Meine Onkel kümmern sich um all jene Dinge, für die ihr keine Zeit findet.« In einem vernünftigeren Tonfall fügte Tasia hinzu: »Shizz, Vater, du weißt doch, wie vielseitig ich bin. Ich kenne mich mit den verschiedenen Raumschiffmodellen aus, kann sie fliegen und auch reparieren. Die Tiwis würden mich sofort nehmen und vielleicht bringe ich es dort schon nach kurzer Zeit zum Offizier.«
»Und sie würden dich auch nach einer Million Jahren nicht wieder gehen lassen«, erwiderte Bram mit rauer Stimme. »Hör jetzt mit diesen Albernheiten auf.«
Cesca erinnerte sich an einige Konfrontationen mit ihrem eigenen Vater, bevor er Rendezvous verlassen hatte, und daher wusste sie, dass sich Bram Tamblyn seiner Tochter gegenüber falsch verhielt. Jahrelang war Cesca gezwungen gewesen, mit den Handelsschiffen des Peroni-Clans unterwegs zu sein, bevor ihr Vater sie schließlich nach Rendezvous brachte, damit sie Schülerin von Jhy Okiah wurde. Cesca hatte es ihrem Vater zuerst übel genommen, ihn später aber verstanden.
Bei Tasia hingegen würde es noch eine ganze Weile dauern, bis sie zu einer solchen Erkenntnis gelangte. Und außerdem war Cesca nicht sicher, ob Bram Tamblyn wirklich Recht hatte. Die Roamer hielten unterschiedliche Kompetenz für wichtig und erstrebenswert. Tasia war intelligent und hatte viel gelernt. Mit ihren zahlreichen Talenten und Fähigkeiten war sie eine gute Partie und eine willkommene Erweiterung für jeden Clan. Und jene Eigenschaften machten sie für die Terranische Verteidigungsflotte noch interessanter.
»Du bist der Erde keine Loyalität schuldig, Tasia, und du weißt ja, wie wenig die Tiwis von uns Roamern halten«, sagte Cesca. »Vergiss nicht: Eine ihrer Patrouillen nahm Rand Sorengaard gefangen und richtete ihn hin.«
»Rand Sorengaard war ein Pirat«, erwiderte Tasia. »Es ist mir gleich, dass er auch dein Vetter war. Er stahl Raumschiffe und brachte Leute um. Stell ihn nicht als einen Roamer-Helden dar.«
»Tasia«, sagte Jess und Cesca hörte den Ärger in seiner Stimme. »Sieh dir Vater an. Er ist nicht imstande, sich um das Wassergeschäft zu
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