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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Mahlzeit in der Kontemplationskammer ein, fühlte sich gestärkt und für eine profunde Diskussion bereit. Der Erstdesignierte trug makellose neue Kleidung aus theronischen Stoffen. An der Brust bildete das Gewebe aus hauchdünnen Kokonfasern weite Falten, die von edelsteinbesetzten Nadeln und goldenen Knöpfen zusammengehalten wurden.
    Nach der Ankunft der Unersättliche Neugier hatte Jora’h mit dem Handelsminister Klio’s gesprochen und darum gebeten, sich die exotischen Waren von Außenwelt ansehen zu dürfen. Er war so sehr von ihnen beeindruckt gewesen, dass er die Hälfte von Rlinda Ketts Fracht kaufte, um sie hauptsächlich als Geschenke für seine vielen Partnerinnen und Nachkommen zu verwenden. Er hatte nicht einmal zu feilschen versucht und einfach den verlangten Preis bezahlt.
    Nach ihm fielen andere Angehörige des Adelsgeschlechts wie hungrige Tiere über den Rest der Fracht her und trieben die Preise höher, als es die menschliche Händlerin zu hoffen gewagt hatte.
    Als sich Jora’h nun respektvoll vor dem Weisen Imperator verbeugte, nahm der die Präsenz seines Sohns mit einem Nicken zur Kenntnis. Jora’h zählte die Bediensteten, die seinen Vater umschwärmten. Fünfzehn! Sie nahmen Aufgaben wahr, die eher ihrem eigenen Selbstwertgefühl dienten als der Labsal des Weisen Imperators.
    Die Angehörigen des Dienergeschlechts massierten die bleiche Haut des Imperators, rieben Lotionen und Salben in Gelenke und entfernten alles, das auf Schwielen oder irgendeinen Makel hindeutete. Andere Bedienstete fütterten ihn mit Leckereien: zartes Fleisch, eingelegtes Gemüse, würzige Beeren und gesalzenen Fisch. Ständig eilten sie hin und her, glätteten die Umhänge und streichelten den langen Zopf.
    Der Weise Imperator ruhte in seinem Chrysalissessel und ließ dies alles ruhig über sich ergehen. Jora’h wusste, dass sein Vater auf Zuwendungen dieser Art eigentlich gar keinen Wert legte, aber er gestattete es den Bediensteten, ihr angeborenes Bedürfnis zu befriedigen, ihn zu verwöhnen. An diesem Tag aber wurde er der übermäßigen Aufmerksamkeit schnell überdrüssig. Der lange Zopf zuckte wie der Schwanz einer zornigen Isix-Katze.
    »Lasst uns allein«, sagte der Weise Imperator scharf, zur großen Bestürzung der Bediensteten. Sie stöhnten leise und wichen traurig zurück, hielten den Blick dabei gesenkt. »Und ich will keinen weiteren Unsinn über rituellen Selbstmord hören. Wenn ihr euch um jemanden kümmern wollt, so geht in die Stadt. Sucht euch einen müden, deprimierten Arbeiter und massiert ihn. Ihr habt meinen Segen.«
    Die Bediensteten schnatterten erfreut und eilten fort. Jora’h wusste, dass sie bis zur Erschöpfung arbeiten würden, um irgendeinen nichts ahnenden Arbeiter zu verwöhnen.
    Als sie die Kontemplationskammer verlassen hatten, richtete der Weise Imperator einen wie schläfrig wirkenden Blick auf seinen Sohn. »Eines Tages wirst du es ebenfalls satt haben, dass man dich dauernd verhätschelt.«
    »Ich glaube, ich kann die Nachteile bereits erkennen.« Jora’h lächelte freundlich. »Aber es wird noch lange dauern, bis es Zeit für mich wird, deinen Platz einzunehmen.«
    Normalerweise herrschte ein Weiser Imperator mehr als hundert Jahre und Jora’hs Vater standen noch einige Jahrzehnte bevor, während derer der Erstdesignierte das Leben in vollen Zügen genießen konnte. Yura’h, der Vater des Weisen Imperators, war während der ersten Begegnung mit den Menschen vor 183 Jahren Oberhaupt des ildiranischen Volkes gewesen.
    »Trotzdem erwarte ich von dir, dass du die politischen Aspekte der galaktischen Situation verstehst«, sagte der Weise Imperator mit einer gewissen Strenge in der Stimme. »Alle meine Söhne sind Designierte auf ildiranischen Kolonialwelten. Durch das Thism kommuniziere ich mit ihnen, aber ich möchte, dass sie verstehen und nicht nur einfach meinen Direktiven gehorchen. Ihr seid meine Werkzeuge und Waffen, mit denen ich das Reich verwalte.«
    Jora’h nickte. Er war immer neugierig und bestrebt, Neues in Erfahrung zu bringen, aber seine Interessen gingen weit über den Bereich der Politik hinaus. Sein Sohn Thor’h, der beim phlegmatischen Designierten von Hyrillka seine Zeit vertrödelte, hatte bisher nicht das geringste Interesse an Politik gezeigt.
    Nach dem Kastrationsritual, das Jora’h zum neuen Oberhaupt des ildiranischen Volkes und Bewahrer des Thism machte, würde er alle Gedanken, Pläne und Geheimnisse seines Vaters erfahren. Mit dem Verlust

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