Das Imperium
aus Seife und Asche.
»Ich höre etwas.« Arcas hob die Stimme, um das Rauschen des Regens zu übertönen – es klang wie Fleisch, das auf einem heißen Grill briet. »Und es wird lauter.«
Margaret vernahm ein dumpfes Donnern, das immer mehr anschwoll. Sie klammerte sich an der Felswand fest, blickte nach unten und sah eine Zunge aus brodelndem braunem Wasser durch die schmale Schlucht lecken. Die Fluten kamen mit ungeheurer Gewalt, trugen ein Durcheinander aus Schlick und Felsbrocken, krachten an die Schluchtwände, prallten davon ab und rissen alles mit sich.
Die Menschen und DD befanden sich weit genug oben, um nicht in Gefahr zu geraten, aber die Klikiss-Roboter waren den Wassermassen hilflos ausgeliefert. Die drei schwarzen Maschinen hoben ihre Arme in dem sinnlosen Versuch, die Flut abzuwehren. Dann war die braune Masse heran, und die Roboter verschwanden in ihr, als sie den Weg durch die schmale Schlucht fortsetzte, dabei schneller wurde und noch mehr Felsen mit sich zerrte.
Margaret wollte einige Worte an Louis richten, aber plötzlich aktivierte DD seine Alarmsysteme und wies unüberhörbar laut darauf hin, dass er Hilfe brauchte. Wasser war in die Felswand eingedrungen und sorgte dafür, dass sich hier und dort Teile von ihr lösten. Mit einer metallenen Faust hielt sich DD am letzten Haken fest, während die steile Wand der Schlucht immer wieder erzitterte. Weitere Brocken lösten sich.
Arcas kauerte im Schutz eines Überhangs und hoffte, dass er nicht zusammen mit dem größten Teil der Felswand in die Tiefe stürzte. Kleine Wasserfälle spülten Gestein fort. Margaret und Louis hielten sich fest, als um sie herum kleine Felslawinen niedergingen und in der braunen brodelnden Flut verschwanden.
Von den Klikiss-Robotern war weit und breit nichts mehr zu sehen.
Schließlich ließ der Regen nach und der orangefarbene Himmel sah wie verbrannt aus, als die Wolken weiterzogen und ihre Regenlasten über einem anderen Teil der Wüste abluden.
Die nasse Kleidung klebte kalt an ihnen, als sich Margaret und Louis aufrichteten. Arcas kam unter dem Überhang hervor und blinzelte erstaunt. DD rief auch weiterhin um Hilfe und wirkte wie ein verängstigtes Kind, als er mit einer Hand an Haken und Seil hing.
Die beiden Archäologen schoben sich vorsichtig über den schlammigen Sims und benutzten dann das Seil, um den Kompi auf festes Felsgestein herabzulassen. »Ich hoffe, wir können die drei Roboter wiederfinden«, sagte DD. »Glauben Sie, die Flutwelle hat sie zerstört?«
Margaret sah nach unten und beobachtete das noch immer in der Schlucht wütende Wasser. »Wir müssen abwarten, DD.«
Arcas gesellte sich ihnen hinzu, verdreckt und beunruhigt. Margaret wischte sich Schmutz aus dem Gesicht. Louis sah seine Frau an und lachte. Sie schüttelte den Kopf und schmunzelte, denn er sah kaum besser aus. »Wenn du jetzt in einen Spiegel sehen könntest, alter Knabe…«
Arcas deutete dorthin, wo DD den letzten Haken ins Felsgestein getrieben hatte. Dort war fast die Hälfte der Schluchtwand weggebrochen und nun konnte man in weite Höhlen blicken, die zuvor hinter dem Sandstein verborgen gewesen waren.
Mit neuer Kraft griff Margaret nach dem Seil und kletterte nach oben. »Bitte seien Sie vorsichtig, Margaret«, sagte DD, aber sie achtete gar nicht auf ihn, schob sich über den Felsvorsprung und erreichte den Höhlenzugang.
»Komm hoch, Louis, und sieh dir das an!«, rief Margaret. Dann blickte sie nach unten zum grünen Priester, der noch immer ziemlich mitgenommen wirkte. »Arcas, erinnern Sie mich daran, nie wieder an Ihnen zu zweifeln.«
Dann betrat sie die Höhle und bestaunte die bisher unberührte Geisterstadt der Klikiss, die das Unwetter freigelegt hatte.
71 NIRA
Die Einladung erreichte Nira in ihrem privaten Quartier, in Form einer gravierten Spiegeltafel: Der Erstdesignierte Jora’h bat sie, sich mit ihm am kommenden Nachmittag ein spektakuläres ildiranisches Turnier anzusehen. Der schlanke Kurier, offenbar der Angehörige des Geschlechts der Oberklasse, war weniger eindrucksvoll und anziehend als Jora’h.
Er beobachtete, wie Nira die gravierte Mitteilung erneut las und sie mühelos verstand – das Wissen um die ildiranische Schriftsprache hatte sie der Datenbank des Weltwaldes entnommen. »Ich bin angewiesen, auf Ihre Antwort zu warten. Der Erstdesignierte Jora’h legt großen Wert darauf, dass Sie ihm Gesellschaft leisten.«
Das Turnier erschien Nira interessant genug und außerdem freute
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