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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Geschichte bestimmt so gut vortragen wie ein Erinnerer, oder?«
    »Es geht dabei um einen anderen Erstdesignierten in unserer Vergangenheit. Deshalb bin ich mit der besonderen politischen Bedeutung jener Situation vertraut.« Jora’h richtete einen fragenden Blick auf die junge grüne Priesterin. »Sie wissen vermutlich, dass ein Erstdesignierter viele Nachkommen zeugen muss, bevor er der Weise Imperator wird, nicht wahr? Seine Söhne werden zu Designierten auf Kolonialwelten und zu adligen Oberhäuptern der anderen Geschlechter. Vor langer Zeit erwies sich der erstgeborene Sohn eines Weisen Imperators als zeugungsunfähig. Ein Erstdesignierter hat viele Partnerinnen, deshalb stellt sich schnell heraus, ob er Kinder zeugen kann oder nicht.«
    Nira wartete stumm.
    Jora’hs goldenes Haar geriet erneut in Bewegung. »Ein zeugungsunfähiger Erstdesignierter bedeutet eine Gefahr für die Zukunft der politischen Herrschaft. Um zu verhindern, dass es bei den anderen Designierten zu einem Streit um die Nachfolge kam, veranstaltete der sterile Erstdesignierte ein Turnier. Alle Söhne des Weisen Imperators konnten gegeneinander antreten, um festzustellen, wer von ihnen sich am besten dafür eignete, das nächste Oberhaupt des Ildiranischen Reiches zu werden.«
    »Ein Spiel entschied über eine Angelegenheit von dynastischer Bedeutung?« Nira fragte sich, ob der Erstdesignierte scherzte.
    Jora’hs rauchige Augen glänzten im Licht. »Das ildiranische Turnier ist mehr als ein ›Spiel‹, Nira. Es erfordert nicht nur gute athletische Fähigkeiten, sondern auch hohe Aufmerksamkeit, Strategie und das Geschick, mit einem Kontrahenten gegen einen dritten Gegner zu kooperieren.«
    In der Arena erzielte Cir’gh einen weiteren Treffer. Sein Laserblitz verletzte ein Reptilienwesen so schwer, dass der Reiter die Lanze senkte und seinen Schild hob, sich auf diese Weise geschlagen gab. Er wich zum Rand der Arena zurück, um die anderen beiden Krieger nicht bei ihrem Kampf zu behindern.
    »Der sterile Erstdesignierte wollte das Turnier zu einem großen Ereignis machen, zu einem spektakulären Fest, von dem er hoffte, dass man sich noch in Jahrhunderten daran erinnern würde«, fuhr Jora’h fort. »Unglücklicherweise endete es mit einer Tragödie.«
    Nira hörte jetzt aufmerksam zu und achtete kaum mehr auf das, was in der Arena geschah. »Warum? Was passierte damals?«
    »Während der Lieblingsbruder des sterilen Erstdesignierten kämpfte, brach ein Schild, und die Bruchstücke reflektierten Strahlen ins Publikum. Der Bruder, sein Gegner und drei Zuschauer kamen ums Leben.«
    »Wie schrecklich«, sagte Nira.
    »Schließlich wurde ein Designierter zum Nachfolger bestimmt und regierte neunzig Jahre lang unter einer Wolke des Zweifels. Der sterile Erstdesignierte, der eigentlich zum Weisen Imperator hätte werden sollen, blieb für den Rest seines Lebens als Berater im Prismapalast und entschied sich gegen die Kastration, was sein Recht war.«
    In der Arena besiegte der einäugige Cir’gh seinen Gegner – der Kämpfer hob seinen Schild, Zeichen dafür, dass er die Niederlage eingestand. Das Publikum jubelte. Jora’h stand auf und applaudierte, als erneut buntes Licht gleißte und Nira blendete.
    »Ihr Volk hat eine sonderbare, aber auch sehr faszinierende und schöne Geschichte, Jora’h«, sagte Nira.
    So etwas wie Wärme zeigte sich im Gesicht des Erstdesignierten. »Ich hoffe, dass Sie auch weiterhin diesen Eindruck haben, wenn Sie mehr über uns erfahren, Nira.«

72 ESTARRA
    Vater Idriss und Mutter Alexa waren erst überrascht und dann enttäuscht, als Beneto sie auf seine Absicht hinwies, Theroc zu verlassen und sich um die Weltbäume auf dem abgelegenen Kolonialplaneten Corvus Landing zu kümmern. Für ihren zweiten Sohn hatten sie sich viel mehr erhofft, vielleicht eine wichtige Stellung auf einer anderen Welt oder eine Führungsrolle bei den grünen Priestern.
    Aber letztendlich fügten sie sich den Wünschen des Weltwalds. Als Alexa begriff, dass dies tatsächlich dem Wunsch ihres Sohns entsprach, umarmte sie ihn und gab bekannt, dass sie ein Abschiedsfest veranstalten würde, bei dem auch die geschicktesten Baumtänzer aus den größten Baumstädten auftreten sollten. Beneto lächelte freundlich, obgleich ihm weniger Aufhebens lieber gewesen wäre. Alexa traf diese Entscheidung auch mehr um ihrer selbst willen, deshalb fand sich Beneto bereitwillig mit dem Bankett ab.
    Als Estarra von der bevorstehenden Abreise ihres

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