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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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möchte hier leben, den Bäumen vorlesen und den Hain gedeihen sehen. Ich habe nichts dagegen, mir die Hände schmutzig zu machen, um den Kolonisten zu helfen. Es freut mich einfach, nützlich zu sein.«
    Talbun schwieg einige Sekunden lang, während sie den Weg fortsetzten. Dann erschien ein Lächeln auf seinem dunklen Gesicht und er sagte: »Ich weiß, Beneto. Alle Informationen, die ich von den Weltbäumen über dich bekommen habe, weisen darauf hin, dass der Hain und die Siedler bei dir in guten Händen sind.« Er ging schneller. »Beeilen wir uns. Der Bürgermeister und tausend Kolonisten wollen dich willkommen heißen, sich vorstellen und dir Geschichten über mich erzählen.«
    »Dafür gibt es später noch Zeit genug«, erwiderte Beneto. »Ich bin lange im All gewesen und würde gern die Bäume sehen, die du hier gepflanzt hast.«
    Der alte Priester ging beschwingt und brachte Beneto fort von den in konzentrischen Kreisen angeordneten niedrigen Gebäuden. Sie folgten dem Verlauf eines Pfades, der in ein langes, flaches Tal führte. Dort wuchsen die von Talbun gepflanzten Weltbäume im Schein der Sonne Corvus. Beneto spürte sie, noch bevor er sie sah. Er hatte das Gefühl, nach langer Zeit einen alten Freund zu treffen.
    »Als die ersten Kolonisten hierher kamen, fanden sie eine Welt vor, die Arbeit verlangte, um zu ihrer Heimat zu werden«, sagte Talbun. »Die Untersuchungen der Hanse zeigten, dass es im Norden Erze und Mineralien gab, ohne eine Vegetation, die den Tagebau behindert hätte. Der größte Teil des Geländes bestand aus frei liegendem Felsgestein, ohne irgendwelche Pflanzen.«
    »Ich habe beim Landeanflug einheimische Vegetation gesehen«, meinte Beneto.
    »Ein miteinander verflochtenes haariges Moos – es gibt hier nicht einmal Gras. Die Moose verbreiten sich mithilfe von Trieben. Die größten Pflanzen von Corvus sind einfache Farne, die mir höchstens bis zu den Schultern reichen.« Talbun stieg den Hang eines Hügels empor und atmete nicht schneller, als der Weg steiler wurde.
    »Leider konnte unser Vieh zunächst nichts mit der einheimischen Vegetation anfangen. Schließlich versuchten es die Siedler mit genetisch modifizierten Ziegen. Jene Tiere konnten das Moos und seine Triebe verdauen, solange die Siedler ihre Nahrung ergänzten.«
    Beneto lachte leise. »Es stimmt also, dass Ziegen alles fressen.«
    »Ja«, sagte Talbun. »Und Menschen essen die Ziegen. Über Jahre hinweg kamen das einzige frische Fleisch und die Milch von den Ziegen. Beides galt als Köstlichkeit, denn größtenteils ernährten sich die Kolonisten von konservierten Lebensmitteln, die Handelsschiffe brachten. Wir waren sehr von regelmäßiger Versorgung abhängig.«
    Von der Hügelkuppe am Rand des Tals aus blickten sie über die Felder und Äcker hinweg.
    »Zuerst war der Boden von Corvus selbst für die anspruchslosesten irdischen Pflanzen unfruchtbar, bis die Kolonie-Investoren den größten Teil ihres Kapitals für Düngerlieferungen verwendeten. In der Hanse witzelte man darüber – man sprach von ›Dung-Konvois‹ nach Corvus Landing. Aber es wurde immer mehr Dünger auf den Ebenen ausgebracht, und allmählich veränderte sich dadurch die chemische Struktur des Bodens. Schließlich konnten die Siedler Weizen, Hafer und Gerste anpflanzen.« Talbun seufzte. »Ich wünschte, es wären schon damals Weltbäume hier gewesen, um alles aufzuzeichnen. Man säte im industriellen Maßstab: Flugzeuge brachten die Saat überall auf den Ebenen aus.«
    Der alte Priester wirkte wehmütig, als er Beneto über einen sanfter geneigten Hang hinabführte, dem Hain entgegen. »Ich kam nach drei Jahren hierher und die Siedler brauchten fünf, um auf Corvus Landing Fuß zu fassen. Jetzt sind wir fast autark und erwirtschaften erste Gewinne, obwohl wir nur wenig exportieren. Die Minen im Norden produzieren genug Mineralien und Metalle für unsere Konstruktionsprojekte. Bürgermeister Hendy hat Colony Town in die aufblühende Stadt verwandelt, die du beim Raumhafen gesehen hast.«
    Beneto und Talbun kamen an einem niedrigen Gebäude vorbei, in dem der alte Priester wohnte. »Die Frauen von Colony Town kochen für mich und bestehen darauf, bei mir sauber zu machen. Es ist ihnen wichtig. Sie lassen einen grünen Priester nie vergessen, wie sehr sie uns respektieren und schätzen.« Talbun lächelte müde und setzte den Weg in Richtung der flüsternden Blattwedel des Hains fort. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich verbringe nur wenig Zeit in

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