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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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öffnete einen Kommunikationskanal zu den anderen Schiffen und wandte sich an die Arbeiter. »Mein Bruder ist dort unten in der Atmosphäre von Golgen gestorben, zusammen mit vielen Angehörigen Ihrer Clans. Beim Leitstern, jetzt liegt es an uns, etwas gegen ihre Mörder zu unternehmen.«
    Er atmete tief durch und suchte nach geeigneten Worten. »Wir Roamer sind kein gewalttätiges Volk. Wir haben kein beeindruckendes Militär und uns stehen keine Massenvernichtungswaffen zur Verfügung. Aber wir lassen auch nicht mit uns spaßen. Wir werden dem Feind Widerstand leisten und alle verlorenen Familienangehörigen rächen. Niemand von uns kann sich dieser Aufgabe entziehen. Ich beabsichtige das gewiss nicht.«
    Stimmen drangen aus dem Lautsprecher, brachten Zustimmung und eine gewisse Entschlossenheit zum Ausdruck, die die Furcht verdrängte.
    »Zum Glück bietet uns das Universum seine eigenen Waffen an«, sagte Jess. »Wir werden davon Gebrauch machen.«
    Das Sonnensystem war umgeben von einer Schale aus potenziellen Kometen: Eisblöcke, die in Bomben verwandelt werden konnten. Noch auf Plumas hatte Jess genaue Karten des Kuiper-Gürtels studiert, Millionen von Kometen-Umlaufbahnen berechnet und die Ergebnisse entsprechender Manipulationen simuliert. Mehr als tausend Kandidaten kamen infrage, und jeder von ihnen würde Zerstörung auf Golgen herabregnen lassen.
    Jess hatte eine besondere Intuition für Himmelsmechanik und Orbitalmanöver. Er war immer besonders gut gewesen bei den »Sternenspielen« der Roamer: Man betrachtete Sternkonstellationen aus verschiedenen Blickwinkeln und versuchte dann, den Ort des Beobachters auf einer Sternenkarte des Spiralarms zu bestimmen. Als Jess jünger gewesen war, hatte er zusammen mit Tasia auf die Karten gesehen und sich vorgestellt, fremde Welten und rätselhafte Phänomene im All zu erforschen.
    Jess biss die Zähne zusammen, als er die Karte des Golgen-Systems aus einem ganz anderen Grund betrachtete. Die zahllosen eingeblendeten Linien beschrieben Umlaufbahnen und in vielen Fällen brauchten die Kometen Jahrhunderte, um die Sonne einmal zu umkreisen. Für den Vergeltungsplan kamen nur jene großen Eisbrocken infrage, die auf steilen hyperbolischen Bahnen ins Innere des Sonnensystems rasten und sich dadurch in Geschosse verwandeln konnten, deren kinetische Energie sich mit der Zerstörungskraft von tausend Atomsprengköpfen vergleichen ließ. Achtzehn solche Kometen boten sich als Projektile an.
    Die Arbeiter von Plumas – gewöhnliche Wasserminentechniker, Pumpenspezialisten und Eisingenieure – hatten automatische Schubmodule mitgebracht, die auf den Kometen verankert werden konnten, um sie über Wochen hinweg in eine bestimmte Richtung zu beschleunigen. Das veränderte die Umlaufbahnen der großen Eisbrocken und brachte sie auf Kollisionskurs mit Golgen.
    »Sie kennen unsere Ziele. Bringen wir die Eisbomben in Bewegung, um den Fremden in den Tiefen von Golgen eine Lektion zu erteilen.« Knurrend fügte Jess hinzu: »Jene Wesen wissen noch nicht, worauf sie sich eingelassen haben.«
    Die anderen Schiffe bestätigten, glitten fort und verschwanden im Labyrinth des Kometengürtels. Die Roamer an Bord verstanden sich auf Genauigkeit und Präzision; immerhin hatten sie für den anspruchsvollen Bram Tamblyn gearbeitet. Jeder Roamer, der sich Schlampigkeit oder Unaufmerksamkeit leistete, fand schnell den Tod und meistens nahm er viele Unschuldige mit ins Jenseits.
    Jess überprüfte noch einmal seine Fracht, änderte dann den Kurs und flog sein ausgewähltes Ziel an, einen großen Kometen, der bereits zu den inneren Bereichen des Sonnensystems unterwegs war. Er verließ den Kuiper-Gürtel und näherte sich der Ekliptik.
    Jess trug isolierte Arbeitskleidung, einen Overall mit Dutzenden von Taschen, Schlaufen und Werkzeuggürteln. Der bestickte Schulterumhang darüber, eine Kostbarkeit, war von seiner Mutter genäht worden. Er wies stilisierte Muster und die Namen von Ross, Jess und Tasia vor dem Hintergrund der Roamer-Kette auf. Kummer erfasste Jess, als er daran dachte, wie sehr seine Familie geschrumpft war. Aber die Dinge würden sich ändern.
    Die einzelnen Schiffe erreichten ihre Ziele. Ihre Besatzungen verankerten Landeklammern, stiegen aus und installierten die Ausrüstung. Im Verlauf der nächsten Stunden erstatten die einzelnen Gruppen immer wieder Bericht und hielten Jess auf dem Laufenden. Die Schubmodule wurden aktiv, veränderten ganz langsam die Umlaufbahnen der

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