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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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in seinem Chrysalissessel unter der Himmelssphäre des Prismapalastes zurück und genoss den Sonnenschein, der durch die gewölbten Wände glänzte. Über ihm flatterten Vögel und bunte Insekten in dem großen offenen Terrarium, von Sperrfeldern gefangen gehalten. Versprühtes Wasser bildete eine Wolke und darauf glühte ein Hologramm, das die wohlwollenden Züge des Weisen Imperators zeigte. Es präsentierte sich am Ende einer Lichtsäule, die vom großen Sessel ausging. Wie eine Gottheit blickte das Gesicht des Oberhaupts aller Ildiraner auf die Pilger und Bittsteller, die kamen, um ihn zu sehen und zu verehren.
    So sollte es sein.
    Durch das Thism fühlte der Weise Imperator das komplexe Netz aus wichtigen Ereignissen überall im Reich. Die weit verstreuten Gedanken und Empfindungen waren am deutlichsten, wenn er sie durch seine Söhne empfing, die Designierten der ildiranischen Kolonien. Aber er sah auch die mentalen und emotionalen Lichter anderer wichtiger Personen im Reich, die von militärischen Kommandeuren, Forschern, Architekten und manchmal sogar von Liebenden, wenn ihre Leidenschaft so stark wurde, dass sie aus dem Hintergrundglühen von Milliarden ildiranischer Seelen heraustrat. Der Weise Imperator sortierte die Gefühle unbewusst, während er sich seinen wohlwollenden Pflichten im Prismapalast widmete.
    Nur er verstand die Prioritäten, die unangenehmen Notwendigkeiten. Alle anderen konnten im Dunkeln bleiben, soweit es ihn betraf. Das ildiranische Volk diente ihm, welche Entscheidungen auch immer er traf. Er war das Zentrum des Reiches; alle Lebenslinien gingen von ihm aus.
    Eine aus fünf Geschuppten bestehende Delegation näherte sich ihm, mit gesenktem Kopf und krummem Rücken. Diese Ildiraner hatten kantige Gesichter und lange Schnauzen und sie bewegten sich mit einer fließenden Schnelligkeit, die etwas Reptilienartiges zum Ausdruck brachte. Die Geschuppten waren ein ildiranisches Geschlecht, das in Äquatorzonen arbeitete und dort unter einem immer grellen, heißen Himmel schimmernde Sonnenkollektoren wartete. Sie bauten Windräder in schmalen Schluchten, die den Wind kanalisierten.
    Manche Geschuppte waren auch in Bergwerken und Steinbrüchen tätig, schlugen dort Bodenschätze aus hartem Felsgestein.
    Der Weise Imperator beugte sich vor, um die Delegation zu empfangen. Ihr Anführer trug eine ölig glänzende ärmellose Lederjacke und trat ehrfürchtig näher. Die hohe Luftfeuchtigkeit war ihm unangenehm und er schnaufte bei jedem Atemzug, hielt den Kopf auch weiterhin gesenkt.
    »Weiser Imperator«, sagte er mit rauer Stimme, »wir haben Ihnen ein Geschenk mitgebracht, unsere bisher größte Entdeckung in den Steinbrüchen. Unser Geschlecht bringt Ihnen diese Gabe, um Ihre Weisheit und väterliche Fürsorge zu preisen, die unser Reich blühen und gedeihen lassen.«
    Der korpulente Imperator setzte sich interessiert auf, als stämmige Arbeiter die große Tür am Ende des Empfangssaals öffneten. Anschließend hoben sie einen großen Stein an und trugen ihn herein. Zwar waren sie sehr kräftig gebaut, aber sie hatten ganz offensichtlich Mühe, mit dem Gewicht des Objekts fertig zu werden.
    Der Weise Imperator fragte sich, ob die Geschuppten vielleicht einen im Felsgestein eingeschlossenen Meteoriten gefunden hatten. Aber als sich die Arbeiter mit dem großen Brocken näherten, stellte er fest, dass ein Stück abgetrennt war, um die innere Struktur zu zeigen. Er sah Bänder aus Amethysten und Aquamarinen, darüber und darunter prächtige Kristalle in allen Farben des Spektrums.
    »Dies ist die größte Geode, die wir jemals gefunden haben, Herr«, sagte der Anführer der Geschuppten. »Größer als der größte Soldat, ein unermesslicher Schatz. Wir machen sie Ihnen zum Geschenk, um Ihren Ruhm zu mehren.«
    Die anwesenden Adligen, Beamten, Höflinge und Funktionäre schnappten nach Luft und flüsterten miteinander. Selbst der Weise Imperator lächelte. »Ich habe noch nie ein so wunderschönes natürliches Objekt gesehen.«
    Er hob eine fleischige Hand und in seinem Gesicht zeigte sich so etwas wie zufriedene Bescheidenheit. Es wurde Zeit, seine Großzügigkeit zu zeigen, sein väterliches Wohlwollen. »Ich werde meinen Pflichten nicht besser gerecht als Sie den Ihren, so wie alle Ildiraner. Ein Weiser Imperator ist für die Prosperität des Reiches nicht wichtiger als der niedrigste Diener irgendeiner Art.« Er nickte dem Geschuppten zu. »Ich weiß Ihre Gabe zu schätzen, aber Ihre

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