Das Imperium
Angriff.«
Louis schnappte verblüfft nach Luft und grinste jungenhaft. »Das ist unglaublich, Margaret. Zuerst die Entdeckung der Portalwand, und jetzt der alte Krieg zwischen Klikiss und Hydrogern – nicht einmal die Klikiss-Fackel kann es mit einem solchen Durchbruch aufnehmen!« Er umarmte seine Frau einmal mehr. »Wir müssen sofort einen Bericht schicken. Alle sollen davon erfahren.«
Margaret ergriff ihren Mann an den Schultern und drückte fest genug zu, um sein Lächeln verschwinden zu lassen. »Verstehst du nicht, Louis? Die Hydroger haben die Klikiss vollkommen ausgerottet. Sie sorgten dafür, dass ein ganzes Volk aus dem Spiralarm verschwand.« Sie richtete einen durchdringenden Blick auf Louis, der noch nicht zu verstehen schien. »Und jetzt haben sie damit begonnen, Menschen anzugreifen!«
Margaret blickte in Richtung der Tunnel, deren Wände weitere Hieroglyphen präsentierten. Aber sie waren undeutlicher, als hätte jemand sie hastig gekritzelt. »DD, wir brauchen auch Lampen in den tieferen Passagen. Ich glaube, die dortigen Symbole können uns noch mehr mitteilen.«
»Wir müssen zu Arcas«, sagte Louis. »Er kann allen in der Hanse die Details übermitteln.«
»Ich setze hier gern die Arbeit fort, während Sie beide zum Lager zurückkehren«, meinte DD.
Die beiden Xeno-Archäologen kletterten die Gerüstleiter an der Schluchtwand hinab. Einen ausführlichen Bericht konnten sie später verfassen, doch die von den Hydrogern ausgehende Gefahr erschien jetzt in einem neuen Licht und darauf mussten die Verantwortlichen der Hanse durch einen Telkontakt hingewiesen werden.
Auf Rheindic Co löste sich die Wüstenhitze kurz nach Sonnenuntergang auf. Kühler Wind wehte über die öde Landschaft. Als Margaret und Louis das Lager erreichten, zeigte sich kein Licht in den Zelten.
Von dem grünen Priester war weit und breit nichts zu sehen. In der Stille klang das leise Summen der Wasserpumpe lauter als sonst. Das Licht ging automatisch an, als die beiden Archäologen ihr Zeit betraten. Auch in Arcas’ Unterkunft schaltete sich eine Lampe ein, aber in ihrem Schein zeichnete sich nicht die Gestalt des grünen Priesters ab.
»Arcas!«, rief Louis. »Wir haben wichtige Neuigkeiten, die sofort per Telkontakt der Hanse übermittelt werden müssen.«
Es kam keine Antwort aus der Nacht. Das Lager blieb still; nichts rührte sich. Margaret sah sich um und spähte in die Schatten.
Louis blieb wie immer optimistisch. »Bestimmt ist er bei seinen Bäumen; dorthin müssen wir ohnehin gehen, um die Nachricht zu schicken.«
Margaret folgte Louis zum Hain – und blieb abrupt stehen, als sie im Mondschein Einzelheiten sah, die ihrem Mann verborgen blieben, bis er seine Taschenlampe einschaltete. Ihr Lichtschein bestätigte das, was die Archäologin befürchtet hatte.
Alle Weltbäume waren zerstört!
Jeder Einzelne war entwurzelt. Manche Stämme erweckten den Eindruck, wie von einer Schere durchtrennt worden zu sein, während andere regelrecht zerfetzt worden waren. Saft tropfte wie goldenes Blut von Fasersträngen. Leblose Blattwedel lagen im Staub.
»Was… was…«, stotterte Louis.
Margaret drehte sich mit steinerner Miene um. »Arcas«, hauchte sie mit Entsetzen in der Stimme.
Sie lief zum Lager zurück, zum Zelt des grünen Priesters, in dem sich nach wie vor matter Lampenschein zeigte. Louis folgte ihr.
Das Grauen in Margaret verdichtete sich, als sie die Zeltplane am Eingang zur Seite strich. Eine halbe Sekunde später riss sie die Augen auf. Hinter ihr schnappte Louis nach Luft.
Arcas lag brutal ermordet auf dem Boden. Sein Körper war eine deforme blutige Masse und wies zahllose tödliche Verletzungen auf. Offenbar hatte der Angreifer nicht gewusst, welche der Wunden tödlich war, und deshalb kein Risiko eingehen wollen.
Louis wandte sich ab und wankte auf wackligen Beinen aus dem Zelt. Margaret verharrte im Eingang, blickte in die Nacht und dachte daran, wie allein und hilflos sie waren.
109 NIRA
Die vom Weisen Imperator angeordnete Aktion begann, als Nira schlief. Sie bekam überhaupt keine Gelegenheit, Widerstand zu leisten.
Während der Ruhephasen im Primaspalast hatte es sich Nira angewöhnt, eine undurchsichtige Maske zu tragen, um nicht vom immer hellen Schein der sieben Sonnen gestört zu werden. So konnte sie in Dunkelheit schlafen, während ihre grüne Haut weiterhin Energie aufnahm.
Sie schlief tief und fest. Nach der Abreise des Erstdesignierten Jora’h hatte sie viel Zeit zum
Weitere Kostenlose Bücher