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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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vor langer Zeit das Generationenschiff Caillie nach Theroc gebracht hatten, war der Weltwald nur eine isolierte Gruppe semiintelligenter Bäume auf einem einzelnen Planeten gewesen. Ohne die Möglichkeit, intellektuell zu wachsen oder Neues zu erfahren, blieb das Selbst des Waldes über viele Jahrtausende hinweg verkümmert.
    Doch dann kamen die Siedler und ein Mädchen namens Thara Wen lernte, mit dem Wald zu kommunizieren; sie brachte dies anderen sensitiven Menschen bei. Diese frühen »Priester« fanden heraus, wie man das gewaltige Gedächtnis des Weltwaldes anzapfte, ein Erinnerungsvermögen, das enorme Datenmengen aufnehmen konnte. Die Weltbäume kamen einer lebenden Datenbank gleich, doch es mangelte ihnen an Erfahrung und externem Wissen. Dieses Problem lösten Thara Wen und die anderen Sensitiven.
    Als der Weltwald von den Menschen zu lernen begann, entwickelte sich die Beziehung zu einer nützlichen Symbiose. Grüne Priester erklärten Mathematik und Wissenschaft, Geschichte und Folklore. Der Weltwald kam schnell auf den Geschmack und wollte das gesamte Wissen der Menschen aufnehmen, von den langweiligsten Dingen bis hin zu den beeindruckendsten Legenden. Der Waldcomputer konnte Myriaden Informationen assimilieren, miteinander in Verbindung setzen und auf diese Weise exakte Prognosen erstellen, die fast wie Prophezeiungen eines gutmütigen Erdgeistes anmuteten.
    Um Nira herum verlasen andere Akolythen uninteressant klingende Daten, die sogar meteorologische Entwicklungen auf anderen Planeten betrafen. Die junge Frau nahm auf dem Blattwedel Platz, froh darüber, sich erneut in Malorys epische Chronik vertiefen zu können. Priester spielten auf Musikinstrumenten oder aktivierten die Aufzeichnungen von Symphonien menschlicher Komponisten. Für den Weltwald war Musik ebenso Sprache wie Worte.
    Allein unter dem Himmel las Nira stundenlang und veränderte dabei nicht einmal ihre Sitzposition. Sie konzentrierte sich ganz auf die Geschichte und die zuhörenden Bäume. Die Weltbäume konnten Informationen auch durch direkte telepathische Verbindungen mit den grünen Priestern aufnehmen, doch diese Möglichkeit stand Nira noch nicht zur Verfügung. Außerdem zog sie es vor, laut zu lesen – so sollten ihrer Meinung nach Geschichten erzählt werden, und das schien der Weltwald zu verstehen. Zwar gab es noch keine Symbiose, aber irgendwie wussten die prächtigen Pflanzen, dass Nira bald Teil ihres Netzwerks sein würde. Sehr bald, hoffte die junge Frau.
    Als der Nachmittag in den Abend überzugehen begann, wurde Niras Stimme immer kratziger und sie begriff, dass sie seit Stunden keinen Schluck Wasser mehr getrunken hatte. Sie sah auf und stellte fest, dass die älteren Priester ihre Plätze auf dem grünen Dach verließen – für diesen Tag war ihre Arbeit getan. Sie griff nach der Flasche und trank Clee, eine stimulierende Mischung aus Wasser und den Bodensamen der Weltbäume. Sie fühlte sich wach und wäre bereit gewesen, hundert weitere Seiten zu lesen, aber es warteten noch andere Pflichten auf sie.
    Als sie dorthin kletterte, wo sich die größten Blattwedel trafen, begegnete sie Yarrod, einem hoch gewachsenen Priester in mittleren Jahren und jüngeren Brüder von Mutter Alexa. Die vielen Tätowierungen in seinem grünen Gesicht wiesen auf seine verschiedenen Studien und auch die Fähigkeiten hin, die er erworben hatte, während er dem Weltwald diente. In der lockeren, großzügigen Hierarchie der grünen Priester bekleidete Yarrod einen der höchsten Ränge, ohne dass er diese Position seiner Verwandtschaft mit Mutter Alexa verdankte.
    »Nira Khali, ich bin gekommen, um dich zu begleiten. Unser Rat hat sich versammelt und die Bäume sind einverstanden.«
    »Einverstanden?« Niras Herz schlug schneller. Verschiedene Möglichkeiten kamen ihr in den Sinn, und sie wusste nicht recht, was sie sich am meisten wünschte.
    Yarrod lehnte sich an einen dicken Ast und zog eine Phiole hinter dem Strick an seiner Taille hervor. »Die Priester gratulieren dir.« Er lächelte, zog den Stöpsel aus der Phiole und ließ eine dunkle Flüssigkeit auf die Kuppe des Zeigefingers tropfen. »Du hast die Ausbildung abgeschlossen, die notwendig ist, um das Zeichen des zweiten Lesers zu bekommen.«
    Er streckte ihr die Hand entgegen und Nira spürte jähe Freude darüber, den neuen Rang so schnell erreicht zu haben. Sie trug bereits das Zeichen des Akolythen auf der Stirn, außerdem zwei Bögen an Mund- und Augenwinkeln, die darauf

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