Das Imperium
willen…
Jess blieb einige Tage lang im Rendezvous-Komplex und wartete auf Cesca. Doch dann wurde allmählich klar, dass er ohne ersichtlichen Grund Zeit verlor, und er durfte auf keinen Fall zulassen, dass jemand seine wahren Empfindungen für Cesca erahnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Rückkehr nach Plumas zu planen. Als Kotto Okiah ihn bat, ihn zu einer Erkundungsmission nach Isperos zu fliegen, erklärte sich Jess sofort einverstanden. Andere Roamer schienen auch gar nicht bereit zu sein, für einen solchen Flug in die Rolle des Piloten zu schlüpfen.
Das Schiff umkreiste den heißen Planeten, widersetzte sich der starken Schwerkraft der Sonne und erreichte schließlich den Schattenkegel hinter Isperos. Jess blickte auf die ausgedörrte, glasige Oberfläche hinab und bemerkte von der Hitze verursachte tiefe Risse. Lavaseen erstreckten sich endlos und glätteten die Konturen von Einschlagskratern, um während der kalten Nachtmonate zu einer Felsenhaut zu erstarren.
»Hier eine Roamer-Kolonie errichten zu wollen… Sie müssen den Verstand verloren haben, Kotto.«
Der junge Ingenieur sah begeistert auf die glühend heiße Welt. »Denken Sie nur an die Metalle. Derartige Ressourcen findet man nicht überall. In der enormen Hitze sind alle Verunreinigungen durch leichtere Elemente verbrannt. Und der Sonnenwind hat zahlreiche neue Isotope geschaffen, die nur darauf warten, dass wir sie uns nehmen.« Er klopfte mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Wenn wir Isolierungsfasern, Doppelwandabschirmungen und Vakuum-Wabenstrukturen verwenden, sollte sich die Integrität der Kolonie leicht bewahren lassen…« Kottos Stimme verklang, als er über die Möglichkeiten nachdachte.
Der jüngste Sohn von Jhy Okiah hatte schon früh ein besonderes Talent für Niederschwerkraft-Konstruktionen gezeigt. Er liebte es, bei Lösungen schwieriger Überlebensprobleme bis an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Mehr als zehn Jahre hatte er in Del Kellums geheimen Werften in den Ringen von Osquivel gearbeitet und zweimal die Ekti-Reaktoren für Himmelsminen verbessert. Trotz seiner vielen Erfolge und gelegentlicher Fehlschläge war Kotto weder arrogant noch stur. Eine unersättliche Neugier trieb ihn an.
Als Junge war Kotto eine echte Herausforderung für den Gouvernanten-Kompi UR gewesen, der sich im Rendezvous-Komplex um viele Roamer-Kinder kümmerte. Der neugierige Junge hatte dem mütterlichen Roboter großen Kummer bereitet, nicht etwa mit schlechtem Benehmen, sondern weil er dauernd Fragen stellte und alles auseinander nahm, ohne die Dinge wieder zusammensetzen zu können. Als Erwachsener hatte Kotto sein Genie wiederholt unter Beweis gestellt, zum Wohl vieler Clans.
Jess steuerte das Schiff tiefer über die oft geschmolzene und dann wieder erstarrte Oberfläche des Planeten. Als er die Zuversicht im Gesicht des Ingenieurs sah, begann er ebenfalls an das Potenzial von Isperos zu glauben. Immerhin hatten Roamer immer wieder Unmögliches geleistet.
»Roamer glauben, mit allem fertig zu werden«, hatte Cesca einmal zu Jess gesagt. »Wenn sie genug Ressourcen und Zeit haben.«
»Unkonventionelle Leute brauchen keine konventionelle Weisheit«, erwiderte Jess.
Cesca und er befanden sich allein in einem Büro, dessen Wände aus Felsgestein bestanden und das zum Rendezvous-Cluster gehörte. Es war ein unschuldiges Treffen, bei dem es darum ging, über Wasser- und Sauerstofflieferungen des Tamblyn-Clans zu sprechen. Sie wahrten einen sicheren Abstand, obgleich ihre Blicke einander suchten. Eine elastische Barriere schien sich zwischen ihnen zu erstreckten: Sie trennte sie voneinander und zog sie gleichzeitig näher zueinander.
»Trotzdem kann Zeit nicht alle Probleme lösen«, sagte Jess. Er trat einen Schritt auf sie zu. Mit einer Handbewegung versuchte er, über seine tatsächlichen Motive hinwegzutäuschen – als wollte er seinen Worten nur Nachdruck verleihen. Eine halbe Sekunde später erstarrte er und spürte seine Gefühle wie eine schwere Bürde.
Cesca verstand, was er andeutete. Jahre zuvor hatte sie sich mit Ross Tamblyn verlobt, und Ross arbeitete hart, um die Bedingungen zu erfüllen die Cesca und er vereinbart hatten. Alles erschien akzeptabel bei der Verbindung zwischen den beiden starken Clans, auch wenn Ross so etwas wie ein schwarzes Schaf war. Die meisten Roamer billigten die Ehe. Die Blaue Himmelsmine würde zur festen Grundlage einer wachsenden Familie werden, auch ohne Bram Tamblyns Unterstützung.
Doch
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