Das Imperium
Vorsitzender der Hanse zeichnete er sich durch unerschütterliches Selbstvertrauen aus und er wusste, wie man Großes leistet. Aber er vergeudete kein Vermögen, widmete seine Energie anderen Dingen.
Er stand auf, schritt erneut durch die Bürosuite hoch oben in der Hansa-Pyramide und blickte durch die Fenster zu den Kuppeln und Türmen des Flüsterpalastes. Die Bildschirme zeigten unterdessen, wie König Frederick General Lanyan an den Schultern fasste, ihn umdrehte und der einmal mehr jubelnden Menge präsentierte. Der laute Applaus hinderte viele daran, den neuerlichen Versprecher des Königs zu hören, aber dem Vorsitzenden fiel er sofort auf.
»Ich gebe euch General Kurt Lanson! Er ist der größte meiner Generäle und ein Mann, den ich zu meinen persönlichen Freunden zähle.« Die Zuschauer klatschten und Basil kochte innerlich. Der General neigte den Kopf und gab vor, den Fehler des Königs nicht bemerkt zu haben.
»Das reicht«, murmelte Basil. »Die Dinge müssen sich ändern.« Er sendete ein Signal, das den Sonderbeauftragten Franz Pellidor und seine sorgfältig ausgewählten Mitarbeiter zu ihm rief.
Als die Gruppe kurze Zeit später eintraf, straffte der blonde Pellidor die Schultern, nahm vor seinen Mitarbeitern Aufstellung und richtete einen erwartungsvollen Blick auf den Vorsitzenden.
Basil strich sich mit dem perfekt manikürten Zeigefinger über die Unterlippe und überlegte, wie sich sein Vorhaben am besten in die Tat umsetzen ließ. Schließlich wandte er sich mit ruhiger Stimme an die Gruppe. »Ergreifen Sie alle notwendigen Maßnahmen. Wir müssen sofort mit der Ausbildung des kürzlich ausgewählten Prinzen beginnen. Ich hoffe nur, dass wir nicht schon zu lange damit gewartet haben.«
»Wir verstehen, Sir«, sagte Pellidor. Der Gesichtsausdruck des Sonderbeauftragten blieb völlig neutral. Basil hatte es auch nicht anders erwartet.
Er dachte an den vorherigen Thronfolge-Kandidaten, Prinz Adam, der sich als zu aufsässig und respektlos für das von der Hanse errichtete politische Kartenhaus erwiesen hatte. Es war Basil nichts anderes übrig geblieben, als den jungen Adam zu eliminieren, noch bevor die Öffentlichkeit überhaupt etwas von seiner Existenz erfuhr.
Der Vorsitzende senkte die Stimme und sprach mehr zu sich selbst, als die Einsatzgruppe ging. »Hoffen wir, dass der neue Kandidat gefügiger ist. Andernfalls kommen wir in große Schwierigkeiten.«
25 RAYMOND AGUERRA
Raymond kehrte mit munteren Schritten zum Wohnkomplex zurück, denn eine erfolgreiche Nacht lag hinter ihm.
Kurz vor dem Morgengrauen war die Luft feucht und frisch, als die Stadt erwachte. Raymond hatte in einem Verteilungszentrum Kisten geschleppt und seine schweißfeuchte Kleidung stank, was er dem schlecht abgestimmten Motor eines Hebewagens verdankte, der die Verladehalle mit schadstoffreichen Dämpfen gefüllt hatte. Zwar war er für das Schuften schlechter bezahlt worden als gewöhnliche Arbeiter, aber das Geld hatte genügt, um einige Lebensmittelpakete, ein neues Hemd und sogar ein elektronisches Puzzle für seinen kleinen Bruder Michael zu kaufen.
Jetzt wollte er schnell nach Hause zurück, um aufzuräumen. Normalerweise kehrte er nicht so spät heim. Raymond hoffte, dass er noch eine Stunde schlafen oder wenigstens frühstücken konnte, bevor es Zeit wurde, zur Schule zu gehen. Seine Mutter war vermutlich schon aufgestanden. Nun, in dieser Nacht hatte er genug verdient, um die Verspätung zu rechtfertigen. Zufrieden drückte er seinen Ranzen an sich.
Als er kurz darauf die Ecke zum Wohndistrikt hinter sich brachte, sah er ein Chaos aus Flammen und Einsatzfahrzeugen. Er blieb abrupt stehen. Neugier verwandelte sich in Sorge und bewirkte, dass er sich wieder in Bewegung setzte und die Straße hinunterlief. Flammen leckten dem Himmel entgegen und schwarzer Rauch stieg wie eine verbrannte Faust auf.
Mit jedem Schritt, mit jedem Wohnblock, an dem er vorbeikam, verwandelten sich seine vagen Befürchtungen immer mehr in furchtbare Gewissheit. Mit den Schultern bahnte er sich einen Weg durch die Menge der Schaulustigen. »Lasst mich durch!« Er ließ den Ranzen, gefüllt mit den Früchten seiner Arbeit, hin und her schwingen, warf ihn dann weg. Die Lebensmittelpakete, das neue Hemd und das elektronische Puzzle… Diese Dinge bedeuteten ihm plötzlich nichts mehr.
Die Straße, in der er und seine Familie gewohnt hatten, war ein flammendes Inferno. Gleiter und Hubschrauber kreisten am Himmel, konnten sich dem
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