Das Imperium
neuen Technik sind wir imstande, bisher unbewohnbare Welten für die Roamer zu erschließen. Unsere Industrien können schwere Elemente und Erze gut gebrauchen. Wenn wir sorgfältig genug vorgehen, könnte Isperos zu einer Goldmine für uns werden. Besser gesagt: zu einer Mine, die uns Gold und auch andere Metalle liefert.«
»Und das Schöne daran ist, dass andere Menschen nie auf den Gedanken kämen, solche Welten zu beanspruchen«, sagte Jhy Okiah mit glänzenden Augen. Sie bemerkte den Zweifel in Cescas olivfarbenem Gesicht. »Nun, vielleicht bin ich nicht objektiv, wenn es um meinen jüngsten Sohn geht. Was hältst du von diesem Projekt, Cesca?«
Die junge Frau musterte Kotto. »Riskant wäre eine solche Kolonie zweifellos, aber man muss auch die Vorteile sehen. Könnte Isperos eine größere Herausforderung sein als die anderen Orte, die wie besiedelt haben?« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn die Gesellschaft der Roamer bereit ist, die Bürde der neuen Kolonie zu tragen, während Techniker und einige tapfere Siedler die ersten unsicheren Schritte unternehmen… In dem Fall sollten wir einen Versuch wagen.«
Jhy Okiah sah zur steinernen Decke der Bürohöhle hoch und schien sich dabei den ganzen Rendezvous-Komplex vorzustellen. »Beim Leitstern, wenn die Roamer nicht versuchen würden, Unmögliches zu leisten, hätten wir gar nichts zustande gebracht.«
27 BERNDT OKIAH
Nur ein geübtes Auge konnte die Schönheit einer Himmelsmine erkennen, die in der Werft bei den gebrochenen Monden von Erphano gebaut wurde.
Der stämmige Berndt Okiah stand in der transparenten Aussichtskuppel auf der pockennarbigen Oberfläche eines Mondes. Angesichts der geringen Schwerkraft und des gewaltigen gelbbraunen Gasriesen am Himmel verschob sich Berndts Perspektive: Der kolossale Planet schien sich unter ihm zu befinden und er hatte das Gefühl, kopfüber in die Wolken zu stürzen.
Roamer-Konstrukteure hatten die geologische Zusammensetzung der vielen Felsbrocken in Erphanos Umlaufbahn untersucht und anschließend mobile Fabriken in den Orbit gebracht. Automatische Schmelzer und Erzverarbeitungsanlagen hatten ganz Monde verschlungen und Metalle und Mineralien aus dem Felsgestein gewonnen, um daraus Platten und Komponenten herzustellen. Später kamen ganze Heerscharen von Arbeitern, um die Komponenten zu einem riesigen industriellen Puzzle zusammenzusetzen.
Manchmal, wenn die Roamer etwas im stellaren Territorium der Hanse konstruierten, boten sich Klikiss-Roboter an, gefährliche Arbeiten im All zu erledigen. Sie stellten keine Fragen, erwarteten keine Bezahlung, gingen aber nach einem eigenen Zeitplan vor. Die meisten Roamer trauten den geheimnisvollen alten Maschinen nicht und erledigten ihre Arbeit lieber selbst.
Dies war Berndts Lieblingsprojekt – eine Himmelsmine, die ihm gehören und deren Betrieb er leiten würde – und deshalb hatte er es von Anfang an begleitet, seit über einem Jahr. Kleine Höhlen, von Bohrköpfen in die Monde gegraben, die Wände mit Polymeren beschichtet, hatten als Unterkünfte gedient. Als die Ressourcen zunahmen, wuchs die Werft wie ein Wald. Große Träger, Ausleger und Kabel hielten die im Bau befindliche Erphano-Himmelsmine, während die Roamer an ihr arbeiteten.
Zwar vertraute Berndt den Arbeitern, aber trotzdem polterte er und blieb aufdringlich, sah ihnen immer wieder über die Schulter, während sie die Ekti-Reaktoren montierten. Der Lieblingstechniker seiner Großmutter, Eldon Clarin, war vor kurzer Zeit mit neuen Plänen und kühnen Verbesserungsvorschlägen für die technischen Systeme der Himmelsmine eingetroffen. Berndt hatte zuerst mit Skepsis reagiert, bis er begriff, dass die Modifikationen nicht mehr als eine Woche in Anspruch nahmen. Hinzu kam: Wenn sie ihren Zweck erfüllten, wurde die neue Himmelsmine produktiver und damit auch profitabler.
Berndt hatte sich selbst und den Roamer-Clans einen Erfolg versprochen. Seine Großmutter hatte ihm eine außergewöhnliche Chance gegeben – einige Leute behaupteten, dass er sie nicht verdiente – und er wollte sie nicht vergeuden. Berndt musste sich selbst und seinem Volk gewisse Dinge beweisen.
Während er von der Kuppel aus die letzten Vorbereitungen beobachtete, kam Clarin durch die Zugangsröhre herein. »Ich habe alle Systeme kontrolliert, Chief. Die Himmelsmine ist praktisch startbereit.«
Der untersetzte Mann nickte und kratzte sich am breiten Kinn. »Funktionieren sie noch immer mit siebenundneunzig Prozent der
Weitere Kostenlose Bücher