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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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doch unsichtbar blieb. Nach ein oder zwei Sekunden verbeugte sich die alte grüne Priesterin. »Ich werde meine Pflicht erfüllen.« Sie löste die Spangen des Botschafterumhangs, streifte ihn ab und hielt ihn wie das Tuch eines Matadors. »Sarein, hiermit reiche ich Ihnen das Symbol Ihres neuen Amtes. Nehmen Sie diesen Umhang und leisten Sie dem Weltwald gute Dienste.«
    Sarein nahm den Umhang ein wenig unbeholfen entgegen, legte ihn nicht um die Schultern, sondern über den Arm.
    Nur noch spärlich bekleidet, die grüne Haut so dunkel, dass sie fast schwarz wirkte, verbeugte sich Otema ein letztes Mal vor den beiden Regenten und schritt dann zum Ausgang. »Wenn Sie mich brauchen… Ich kommuniziere mit dem Weltwald.«

32 NIRA
    Nira Khali war nervös, als sie allein in den tiefen Wald ging, und gleichzeitig spürte sie eine freudige Erregung, die sie in dieser Intensität nie zuvor gefühlt hatte. Für Furcht gab es keinen Platz, denn sie wusste, dass sie den Schutz der Weltbäume genoss.
    Während ihrer gesamten Zeit als Akolyth hatte sie auf diesen Augenblick gewartet. Alle wachen Stunden hatte sie gebetet und nach Möglichkeiten gesucht, dem intelligenten Wald zu dienen, integraler Bestandteil des theronischen Ökosystems zu werden.
    Der lächelnde Yarrod und andere stolze grüne Priester blickten Nira nach, als sie barfuß und mit glänzenden Augen fortlief. Sie trug nur einen Lendenschurz und winkte zum Abschied, bevor sie weit von den Siedlungen entfernt im Dickicht des Weltwalds verschwand.
    Ihre Aufregung wuchs, als sie daran dachte, wie sehr sich ihr Leben bald ändern würde. Tief atmete sie die aromatische Luft, hörte das Knistern des trockenen Laubs unter ihren Füßen und fand Kraft in der beruhigenden Nähe der Weltbäume.
    Sie gehörte hierher.
    Nach diesem Tag würde Nira nie wieder allein sein, jedenfalls nicht als ein wahrhaft separates Individuum. Wenn der Wald sie akzeptierte, wurde sie bald Teil eines wesentlich größeren Ganzen. Vorfreude machte ihre Schritte leicht.
    »Ich komme.« Sie sprach leise, aber zu Millionen von intelligenten Bäumen auf Theroc und anderen Welten.
    Yarrod hatte ihr nicht gesagt, wohin sie gehen sollte, aber instinktiv hielt sich Nira von den Wegen und Pfaden fern, auf denen andere Menschen wanderten. Um sie herum und auch weit über ihr berührten sich handförmige Blätter und erzeugten ein Geräusch, das nach einem ermutigenden Flüstern klang. Nira ließ sich vom Wald leiten.
    Sie ging sanft geneigte Hügelhänge hinab und durchs feuchte Tiefland, wo hohes Gras am Zusammenfluss kleiner Bäche wuchs. Entschlossen stapfte sie durch den Sumpf, die Beine von Grashalmen umschmeichelt. Der Boden unter ihr wurde immer weicher. Diesen Ort hatte sie noch nie zuvor aufgesucht, aber etwas in ihr erinnerte sich an ihn.
    Kleine Flüsse mündeten in Teichen, in denen so viele Pflanzen wuchsen, dass sie die ganze Wasseroberfläche bedeckten. Nira blickte sich um und betrachtete das vom Sonnenschein geschaffenen Fleckenmuster im Moor. Ein unvorsichtiger Schritt konnte zur Folge haben, dass man in einem Tümpel versank.
    Doch sie erlaubte sich keinen Zweifel, lief weiter und vertraute ganz dem Wald. Sie wusste, wo Trittsteine und Baumstämme im Wasser lagen, selbst wenn sie unter der Oberfläche verborgen waren. Der Ruf des Waldes war lauter und klarer als jemals zuvor.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Nira unheilvolle Bewegungen: Hungrige Reptilien schwammen durchs Wasser, von Schuppen bedeckte Raubtiere mit langen Reißzähnen. Nira nahm ihre Präsenz unbesorgt hin. Die Echsen glitten durch die manchmal recht zähflüssige Mischung aus Pflanzen und Wasser, beobachteten die junge Frau und warteten darauf, dass sie ausrutschte und fiel. Aber Nira sprang von einem glitschigen Stein zum nächsten, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Sie setzte über einen moosbedeckten Baumstamm hinweg, erreichte die andere Seite des Sumpfes, ließ die Reptilien mit den gelben Schlitzaugen hinter sich zurück und setzte den Weg fort.
    Wenn sie nicht mehr wusste, welche Richtung sie einschlagen sollte, schlang sie einfach die Arme um den Stamm des nächsten Weltbaums und presste die nackte Brust an die raue Borke. Der Kontakt verstärkte die leitenden Gedanken und dann lief Nira mit erneuerter Kraft weiter. Sie achtete nicht darauf, wie viele Stunden vergingen, schenkte auch ihrer Umgebung kaum Beachtung.
    Schließlich wurde der Wald dunkler und die Schatten verdichteten sich. Es war keine drohende

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