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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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in der Lage zu sein, die günstige Gelegenheit als solche zu erkennen. Die Argumente der Händlerin waren ausgezeichnet und Sarein hatte ihre Eltern im privaten Quartier weiterhin bedrängt. Aber sie konnte Idriss und Alexa nicht davon überzeugen, dass Theroc der Hanse beitreten sollte, obgleich sich dadurch viele neue Möglichkeiten geboten hätten.
    Ihr Vater hatte sie so angesehen, als hielte er sie noch immer für ein kleines Kind. »Es wäre töricht, unsere Unabhängigkeit einfach so aufzugeben. Was haben wir zu gewinnen im Vergleich mit all den Dingen, die wir verlieren könnten?«
    Sarein hatte das Gefühl, mit einem völlig verständnislosen Alien zu sprechen. Nein, dachte sie. Selbst die Ildiraner wären in dieser Hinsicht vernünftiger.
    Sie klopfte mit dem Stift auf das elektronische Dokument und dachte über die Zukunft ihrer Welt nach. Kummer erfasste sie – warum musste eine einfache Aufgabe so schwer sein?
    Voller Wehmut erinnerte sie sich an Basil Wenzeslas und all die Dinge, die sie unter der sanften, zuvorkommenden Anleitung des Vorsitzenden gelernt hatte. Basil war viel älter als sie, aber überaus kultiviert, attraktiv und gesund, ausgestattet mit einem animalischen Magnetismus, der ihn für Sarein faszinierend machte. Hinzu kam die Macht, über die er in der Terranischen Hanse verfügte.
    Auf der wundervollen Erde hatte Sarein die besten Mahlzeiten und erlesensten Weine gekostet. Basil hatte sie umworben, denn er wusste, dass diese junge Frau der Schlüssel sein konnte, mit dem sich Theroc öffnen ließ. Sarein erkannte, worauf Basil hinauswollte, und sie war bereit gewesen, sich ködern zu lassen. Für sie gab es ebenso viel zu gewinnen wie für den Vorsitzenden.
    Sie hatte Basils Werben nachgegeben und für mehrere Monate waren sie ein Liebespaar gewesen, bis Sarein nach Theroc zurückkehrte. Er hatte sich als rücksichtsvoller Partner erwiesen, als ein geduldiger und doch energischer Mann, und er wuchs Sarein ans Herz, über den Reiz hinaus, den Wissen und Macht zunächst auf sie ausgeübt hatten. Sie liebte seinen Elan und begriff, wie sehr er sich all das wünschte, was Sarein repräsentierte. Für ihn war sie ein mögliches Mittel, um mehr grüne Priester zu bekommen.
    Sarein wurde müde, dämpfte das Glühlicht, streifte die Kleidung ab und schlüpfte nackt unter die glatten Laken ihres Bettes. Sie fühlte sich benommen und gleichzeitig ruhelos. Sie lächelte, als sie einzuschlafen begann und sich tatsächliche Erinnerungen an Basil mit Phantasievorstellungen vermischten.
    Sarein fragte sich, wer eigentlich wen verführt hatte.

31 BOTSCHAFTERIN OTEMA
    Als Otema nach Theroc zurückkehrte, hob sich die Last vieler Jahre des Dienstes von ihren Schultern, wie Kondorfliegen, die aufstiegen und davonflatterten. Als ergebene grüne Priesterin freute sie sich darüber, wieder bei den Weltbäumen zu sein.
    Auf der Erde hatte ihr ein luxuriöses Apartment in der diplomatischen Sektion des Flüsterpalastes zur Verfügung gestanden; und die Gärten des Königs enthielten viele Weltbäume. Trotzdem sehnte sich Otema danach, Therocs Boden unter den bloßen Füßen zu spüren, ihre Hände auf die Borke der dicken Stämme zu legen und die fedrigen Berührungen der Blattwedel zu fühlen.
    Sie war 137 Jahre alt und damit die Älteste unter den grünen Priestern. Nach so vielen Jahren der Symbiose zeigte ihre Haut ein sehr dunkles Grün. Mit der Verbindung zum Wald und hingebungsvoller Pflichterfüllung war sie gesund geblieben, doch jetzt wollte sie ausruhen, studieren und beten.
    Der Weltwald schien so etwas wie Unbehagen zu empfinden. Dachte er über ein tiefes Geheimnis nach oder wurde er sich langsam einer verborgenen Gefahr bewusst? Die grünen Priester wussten nicht genau, was vor sich ging, aber sie vertrauten den Bäumen und blieben wachsam.
    Als theronische Botschafterin auf der Erde hatte Otema für die Weltbäume gearbeitet und der mächtigen Hanse immer wieder die Stirn geboten. Strenge und Unnachgiebigkeit hatten ihr den Spitznamen »eiserne Lady« eingebracht. Sie war klug und umsichtig genug gewesen, allen Überzeugungsversuchen des Vorsitzenden Wenzeslas zu widerstehen und die Forderungen der Terranischen Hanse nach mehr grünen Priestern zurückzuweisen. Otema wusste noch nicht, wer ihre Nachfolge antreten sollte, aber sie beneidete jene Person gewiss nicht.
    Mit langsamen, präzisen Bewegungen kletterte Otema auf der Landelichtung aus dem Shuttle, nicht etwa deshalb, weil sie

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