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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Falsche kommt …«
    Sie lächelte. Ein mutiges Lächeln, nur ein klein wenig nervös. »Sie versuchen mir Mut zu machen, oder?«
    »Tut mir leid. Mir sind nur ein paar komische Typen in der Nähe aufgefallen, wo das Haus in Flammen steht. Die sahen irgendwie … nicht vertrauenswürdig aus.«
    »Na, wunderbar.«
    »Ich wollte Sie nicht beunruhigen.«
    »Schon okay. Was ist eigentlich mit dem Feuer?«
    Stanley blickte über seine Schulter, konnte aber nicht viel erkennen. Die Überbleibsel einer etwa anderthalb Meter hohen Innenwand verdeckten die Sicht. »Kleinen Moment«, sagte er. Er kletterte rückwärts, richtete sich auf und drehte sich um.
    In einiger Entfernung stieg hinter den zerklüfteten Überresten von Sheilas Haus immer noch eine Rauchsäule in den Himmel.
    »Es sieht nicht so aus, als ob sich der Brand ausbreitet«, sagte er.
    »Ist die Feuerwehr schon dort?«

    »Nein«, antwortete er. »Die Polizei auch noch nicht.« Das hatte er geraten. Die Überreste von Sheilas Haus versperrten ihm die Sicht auf die Straße, und er hatte nicht vor, auf einen Schuttberg zu klettern, nur um sich das Ganze anzusehen. »Es weht so gut wie kein Lüftchen. Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen, dass das Feuer übergreift.«
    »Na, wenigstens haben wir das nicht zu befürchten … Ich rieche kein Gas. Können Sie Gas riechen?«, fragte sie.
    Stanley schnupperte. Die heiße Luft brannte in seinen Nasenflügeln. Er schnappte ein leichtes Raucharoma auf, einen trockenen Geruch, der von Beton oder Gipsstaub herrühren konnte, und den Duft von Sonnenöl, der sein Herz schneller schlagen und vor seinem inneren Auge Bilder von Strand, Wellen, Bikinimädchen und Sheila in ihrem Liegestuhl aufkommen ließ.
    Genauso hatte ihr Liegestuhl gerochen.
    Er schloss seine Augen, atmete tief durch und stöhnte vor Lust.
    »Stanley?«
    Wie wundervoll es war, wenn diese süße Stimme seinen Namen aussprach.
    »Ich kann kein Gas riechen.«
    »Vielleicht sollten Sie zur Sicherheit das Gas am Haupthahn abdrehen. Das soll man nach einem größeren Erdbeben tun. Und von irgendwelchen Gaslecks ist auch auszugehen.«
    »Okay, ich kümmere mich darum. Wissen Sie, wo der Sperrhahn ist?«
    »Außen am Haus.«
    »Okay.«

    »In der Nähe des Schornsteins an der Außenwand. Da müsste noch ein Spezialschraubenschlüssel dranstecken. Sie müssen nur den Schlüssel drehen.«
    »Den finde ich schon.« Er trat nah an den Rand des eingebrochenen Bodens, lehnte sich vor und blickte auf Sheila hinab. »Ich werde das Gas abstellen, dann gehe ich los und finde eine Säge … und was zum Zudecken.«
    »Das wäre großartig, Stan. Gott sei Dank haben Sie mich gefunden.«
    »Das sehe ich genauso.«
    »Beeilen Sie sich, okay?«
    »Ich komme zurück, so schnell ich kann. Darauf können Sie wetten.«

8
    Es hielten keine Fahrerinnen an, was auch immer Barbara anstellte. Manche warfen ihr böse Blicke zu, andere taten, als ob sie sie nicht sehen würden.
    Barbara hatte eine Weile gebraucht, um den Grund dafür zu finden, aber inzwischen war sie sich ziemlich sicher. Es hatte wenig mit ihrer Aufmachung zu tun. Und genauso wenig damit, dass die Fahrerinnen keine Teenager mochten oder sie für eine Kriminelle hielten.
    Sie hielten nicht an, glaubte sie, weil Frauen eine spontane Abneigung gegenüber anderen Frauen entwickelten, die sie für attraktiver als sich selbst hielten.
    So wie Mom es ausgedrückt hatte: »Wenn du ihnen das Gefühl gibst, sie seien unansehnlich oder hässlich, hassen sie dich dafür.«
    Mom kannte dieses Gefühl aus eigener Erfahrung. Ihr ganzes Leben lang war sie Zielscheibe für Gehässigkeiten und Neid gewesen. Hatten die Leute sie erst einmal kennengelernt, mochte fast jeder sie. Aber aus der Entfernung wurde sie verachtet. Von Frauen. Barbara hatte es oft mitbekommen. So wie Männer ihre Mutter mit großen Augen und offenem Mund anstarrten, warfen Frauen ihr böse, verkniffene Blicke zu.
    Auch Barbara hatte das am eigenen Leib erfahren müssen. Nicht annähernd so oft wie ihre Mutter, aber trotzdem ziemlich häufig.

    Genauso ist es hier, dachte sie, als eine Frau nach der anderen an ihr vorbeifuhr, ohne anzuhalten.
    Männer hielten natürlich, auch wenn sie ihnen gar kein Zeichen gegeben hatte.
    Der sechste Wagen war ein schwarzer Pontiac. Die Scheibe des Beifahrerfensters senkte sich, noch bevor der Wagen zum Stehen kam. Der Fahrer lehnte sich aus seinem Sitz. Er war etwa vierzig und sah ziemlich wohlhabend und seriös aus in

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