Das Inferno
kahler Raum mit einer Decke aus mächtigen Balken und einem Boden aus Naturstein.
Aus winzigen Ritzen in den steinernen Wänden, die so aussahen, als wären sie mindestens hundert Jahre alt, drang Wasser, das in dem Raum für eine klammfeuchte Atmosphäre sorgte. Die Bewohner des Raumes fühlten sich hier nicht sonderlich wohl, aber Delgado, der auf einer schweren Holzkiste saß und seine Schlägertruppe musterte, kam das gerade recht. Er wollte, dass die Männer ständig unter Spannung standen. Es war Barton, der die gespenstische Stille schließlich durchbrach.
»Wie lange sollen wir eigentlich noch hier unten in diesem Rattenloch warten? Was ist, wenn die Mauer auseinander bricht? Ersaufen wir dann alle?«
Delgado grinste wie ein Wolf, als er die Angst auf Bartons Gesicht sah. Es gefiel ihm, dieser brutalen Bande von Schlägern und Kriminellen Angst einzujagen. Angst war ein gutes Mittel, um sie unter Kontrolle zu halten. Obwohl sie wegen ihres verwegenen Aussehens kaum so wirkten – die meisten der Männer waren Slowaken, Kroaten oder Angehörige von Nationen, deren Existenz vielen im Westen praktisch unbekannt war –, hatten sie alle dennoch eine gute Ausbildung an den unterschiedlichsten Waffen erhalten. Für das, was sie hier zu erledigen hatten, würden sie viel Geld bekommen.
»Morgen schlagen wir zu«, sagte Delgado. »Und zwar hier.«
Mit seinem dicken Zeigefinger deutete er auf eine Karte von Schleswig-Holstein, die er an eine Tafel geheftet hatte. »Das hier ist die Autobahn nach Flensburg. Barton und Panko, habt ihr die Fahrzeuge besorgt?«
Er meinte damit vier große Landrover, mit denen man über so gut wie jedes Gelände fahren konnte.
»Sie stehen in der Garage, die Sie angemietet haben«, antwortete Barton.
»Woher wissen Sie, dass die Engländer die Autobahn nehmen?«, fragte der stets aufgeweckte Panko.
»Wieso sollten sie nicht? Es ist der schnellste Weg.«
»Und was stellen wir mit ihnen an?«, wollte Barton wissen.
»Wieder so was wie am Fernsehturm?«
Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Delgado, der nicht an dieses Fiasko erinnert werden wollte, hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht. Er atmete tief durch.
»Diesmal töten wir Tweed und alle seine Leute. Habt ihr verstanden? Töten. Töten. Töten.«
Das zustimmende Gemurmel der Männer vor ihm klang wie das Knurren eingesperrter Raubtiere.
»Was machst du denn für ein Gesicht, Barton?«, fragte Delgado. »Sag schon, was du auf dem Herzen hast.«
»Du redest zu laut, Delgado. Was ist, wenn jemand von draußen hört, was wir hier besprechen?«
»Ach ja? Hören soll uns jemand?« Delgado grinste abermals wie ein Wolf. »Dann sag mir mal, du Schlauberger, ob du hier unten schon mal eine Schiffssirene gehört hast.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Gleich hinter dieser Mauer fließt die Elbe, und da fahren ständig irgendwelche Schiffe, die immer wieder mal ihre Sirenen betätigen. Aber du hörst sie nicht, also kann uns da draußen auch niemand hören. Ist doch logisch, oder?« Delgado hielt kurz inne und fuhr dann fort: »Also, morgen machen wir Folgendes…«
Es war schon Abend, als Tweed Marier, Butler und Nield zu sich, Paula und Newman in die Suite bat. Er hatte sein Jackett ausgezogen, die Balkontür weit geöffnet und eine aufgeschlagene Karte von Schleswig-Holstein auf den Tisch gelegt.
»Wir haben eine mysteriöse Mitteilung bekommen, die uns für morgen nach Flensburg bestellt«, erklärte er. »Es ist eine Falle, aber wir werden in diese Falle gehen. Marier, Sie sind dafür verantwortlich, dass unsere Angreifer ein für allemal ausgeschaltet werden. Auch wenn es brutal klingt: Wir machen keine Gefangenen.«
Paula war entsetzt. So lange sie Tweed kannte, hatte er noch nie einen derartigen Befehl gegeben. Als er so dastand und sich hemdsärmelig über die Landkarte beugte, strahlte er eine unerbittliche, ja tödliche Entschlossenheit aus.
»Wir fahren in dem cremefarbenen Mercedes, den der Feind jetzt mit uns identifiziert. Nur Sie, Harry, folgen uns eine halbe Stunde später mit dem blauen Mercedes. Und nehmen Sie sich ein Handy mit, damit sie Marier jederzeit mitteilen können, wenn Sie etwas Verdächtiges bemerken. Sehen Sie sich als eine Art Nachhut an.«
»Nehmen wir die Autobahn?«, fragte Marier und fuhr mit dem Finger auf der Karte die A7 entlang, die vom nördlichen Stadtrand Hamburgs hinauf nach Flensburg am nördlichen Rand Deutschlands führte.
»Richtig.«
»Wie weit ist es
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