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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Versehen mehr Brandy ins Glas als sie vorgehabt hatte.
    »Kann sein, dass er ein bisschen stark ist«, sagte sie deshalb, als sie der Besucherin lächelnd das Glas reichte. »Wenn Sie wollen, mische ich Ihnen einen neuen…«
    Sie hörte auf zu reden, weil Mrs. France bereits das halbe Glas in einem Schluck geleert hatte. Die Augen der Frau funkelten vor Freude hinter den dicken Brillengläsern.
    »So, jetzt fühle ich mich schon viel besser. Ich bin mit dem Auto hergefahren und musste eine Menge Umwege machen, um sicherzugehen, dass ich nicht verfolgt werde.«
    »Wer sollte Ihnen denn folgen?«, fragte Tweed.
    »Danzer, der Chauffeur. Er schleicht ständig im Haus herum und taucht oft ohne Vorwarnung neben mir auf. Er ist ein höchst seltsamer Mensch. Knallhart, aber intelligent. Und nicht gerade das, was man sich so unter einem Chauffeur vorstellt.«
    »Wollten Sie mir nicht etwas mitteilen beziehungsweise zeigen?«, sagte Tweed.
    »Ja. Also, in der Zürcher Kredit ist etwas faul.« Sie öffnete den Ordner und holte daraus ein Bündel Kontoauszüge hervor.
    »Es gibt in Deutschland keinen Menschen, dem ich diese Dinge zu zeigen wage.«
    »Mrs. France«, sagte Tweed und stand auf. »Ich habe einen guten Freund zu Besuch hier. Er ist Finanzexperte. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie ihm vorstellen würde?«
    »Aber nein, überhaupt nicht. Wenn es ein enger Freund von Ihnen ist, kann man ihm ja bestimmt vertrauen. Vertrauen ist ja so wichtig…«
    Tweed rief Keith Kent an und bat ihn, auf seine Suite zu kommen. Als er da war, stellte er ihn Mrs. France vor.
    »Das ist Gina France, die Chefbuchhalterin der Zürcher Kredit Bank. Mrs. France, das ist Peter, der Finanzdirektor einer Firma in London.«
    »Es ist mir eine Ehre, Mrs. France«, sagte Kent und setzte sich neben sie. »Seien Sie versichert, dass alles, was Sie hier sagen, streng vertraulich behandelt wird.«
    »Sie sind ein Freund von Mr. Tweed, deshalb vertraue ich Ihnen voll und ganz. Aber ich rede zu viel. Sehen Sie sich lieber das hier an.« Sie fing an, die Kontoauszüge auf dem Couchtisch auszulegen. Einige der Zahlen darauf waren mit Kugelschreiber markiert. »Das sind Fotokopien, die Sie ruhig behalten können.
    Von den Konten wichtiger Kunden in verschiedenen Filialen der Zürcher Kredit wurden riesige Summen abgebucht und auf eine Bank auf den Bahamas überwiesen. Das Seltsame daran ist, dass diese Bank das Geld sofort wieder zurücküberwiesen hat und zwar an die Zürcher Kredit in Hamburg. Die Überweisungen tragen alle den Vermerk ›Irrtum, sofort zurücküberweisen‹.
    Verstehen Sie das?«
    »Ich glaube schon«, sagte Kent.
    »Ist denn so etwas technisch überhaupt möglich?«, fragte Tweed.
    »Ja«, antwortete Kent. »Nicht jeder weiß, wie das anzustellen ist, aber es ist machbar. Mir ist jedenfalls ziemlich klar, was hier gelaufen ist.«
    »Und? Wieso sollte jemand erst Geld überweisen, um es dann postwendend wieder rücküberweisen zu lassen. Wozu der ganze Aufwand?«, fragte Tweed.
    »Es wirkt tatsächlich mysteriös«, sagte Kent, »aber ich könnte mir vorstellen, dass der Vermerk ›Irrtum, sofort zurücküberweisen‹ erst im letzten Moment hinzugefügt worden ist. Kurz bevor die ursprüngliche Überweisung rausging.«
    »Von jemand anderem als demjenigen, der die Transaktion ursprünglich veranlasst hat?«
    »Durchaus möglich. Dazu ist nichts weiter als eine rasche und geheime Aktion vonnöten.«
    »Wer in Ihrer Bank verfügt über das Wissen, um so eine Aktion auszuführen, Mrs. France?«
    »Da fallen mir nur die beiden Partner ein. Aber auch Danzer hat ein dickes Konto auf der Bank.«
    »Wieso erwähnen Sie das?«
    »Weil Danzer viele Qualifikationen hat, die man ihm auf den ersten Blick nicht ansieht. Er war sogar einmal Chefbuchhalter einer anderen Bank, und danach hat er als Ingenieur gearbeitet.
    Angeblich kennt er sich hervorragend mit Sprengstoff aus.«
    »Mit Sprengstoff?«, sagte Tweed erstaunt. »Hat er dieses Wissen denn jemals zum Einsatz gebracht, seit er für Rondel und seinen Partner arbeitet?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Mrs. France sah auf die Uhr, trank ihren Brandy aus und stand auf. »Ich hoffe, Sie entschuldigen mich jetzt. Ich muss zum Bahnhof, bevor dort die Geschäfte zumachen. Schließlich war das ja mein Vorwand, um zu Ihnen zu kommen. Bitte, behalten Sie die Kopien, Peter. Jetzt muss ich aber wirklich gehen. Mr. Tweed, ich bin Ihnen ja so dankbar…«
    Nachdem sie fort war, nahm Kent

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