Das Inferno
Schweiß in Strömen hinunter. Trotzdem dachte er keinen Augenblick daran, seine schusssichere Weste auszuziehen. Als er ein geeignetes Loch gefunden hatte, durch das er die gesamte Sandgrube überblicken konnte, zog er sein Taschentuch aus der Uniformhose, wischte sich damit über die schweißnasse Stirn und schwenkte es dann als Zeichen für Brad, dass er losfahren solle.
Der Fahrer manövrierte den Jeep vor den Grubeneingang und brachte den Motor auf Touren.
Nun fahr schon,
dachte Miller.
Brad hatte Angst. Wenn er, Miller, Angst hatte, dann trat er immer so schnell wie möglich die Flucht nach vorn an.
Brad zog den Kopf zwischen die Schultern und gab Vollgas.
Wenn er Glück hatte, schaffte er es bis zur hinteren Wand der Sandgrube, ohne dass die Engländer ihn mit Kugeln durchlöcherten. Kaum aber hatte die Motorhaube des Jeeps die Einfahrt passiert, da schlugen auch schon die ersten Kugeln aus Butlers Maschinenpistole in den Kotflügel. Auch Newman ballerte mit seinem Schnellfeuergewehr, was das Zeug hielt, und Lisa stand auf und warf eine Handgranate, die aber erst detonierte, als der Jeep schon vorbei war.
Miller war sehr zufrieden, wusste er jetzt doch, wo sich die Engländer versteckten. Der MPi-Schütze befand sich noch immer oben auf dem rechten Sandhügel, und ein Mann und eine Frau verbargen sich in einem Loch links in der Sandgrube. Nicht mitbekommen hatte er allerdings, dass auch in den beiden Höhlen Feinde in Stellung waren.
Während sein Fahrer am Fuß der Sandwand wendete, suchte Miller mit seinem Fernglas alle Stellen ab, an denen sich zuvor etwas bewegt hatte. Jetzt hielten sich die Engländer wieder versteckt, aber Miller wusste trotzdem, dass sie da waren. In Gedanken legte er sich bereits eine Strategie für den Angriff zurecht. Er glaubte, eine gewaltige Lücke in der Verteidigungslinie des Gegners entdeckt zu haben, weil offenbar niemand auf dem linken Sandhügel in Stellung gegangen war.
Um sich dessen zu vergewissern, musste er aber jemanden hinaufschicken. Oder halt, vielleicht war es doch besser, wenn er das selbst erledigte.
Der Jeep hatte inzwischen gewendet, und der Fahrer trat aufs Gas, um möglichst schnell wieder aus dem Gefahrenbereich herauszukommen. Wahrscheinlich hatte ihm die Handgranate von eben zusätzlich Beine gemacht.
Marier rief über sein Handy erst Tweed und dann Newman an, um ihnen zu sagen, sie sollten diesmal nicht auf den Jeep feuern, es sei denn, jemand würde direkt auf sie schießen.
Nur Butler wartete so lange, bis der Jeep in sein Schussfeld kam und ließ dann einen weiteren Kugelhagel auf das Fahrzeug niederprasseln. Leider waren seine Hände schweißnass, sodass ihm die Mündung der MPi nach unten verrutschte und die Geschosse nur den unteren Teil des Fahrzeugs trafen.
»Verdammt«, fluchte Butler, als der Jeep wieder außer Sicht war. »Verdammt, verdammt, verdammt.«
»Was haben die vor?«, fragte Lisa, die vorhin von Mariers Befehl, sich zu verstecken und nicht auf den Jeep zu schießen, nicht gerade begeistert gewesen war.
»Das könnte so eine Art Versuchsballon gewesen sein«, antwortete Newman. »Sie wollen, dass wir auf den Jeep schießen, um damit unsere Positionen zu verraten. Vielleicht schaut jemand durch ein Loch in der Hecke und beobachtet alles, was wir tun.«
In seiner Höhle horchte Tweed angestrengt nach draußen und hoffte darauf, dass ihm der Feind durch ein Geräusch seine Absichten verriet, aber es blieb alles still. Auch Lisa ging die Ruhe auf die Nerven.
»Wieso brauchen die denn so lange?«, knurrte sie.
»Vielleicht wissen sie nicht, was sie tun sollen«, sagte Newman. »So was kommt vor. Außerdem sind wir in einer starken Stellung, die nicht so leicht zu knacken ist.«
Newman sagte das nur, um Lisa zu beruhigen. Insgeheim war er davon überzeugt, dass die Amerikaner sich sorgfältig auf einen letzten, vernichtenden Angriff vorbereiteten.
In der Höhle über ihnen machte sich Tweed Sorgen wegen der Lücke in ihrer Verteidigungsstellung. Auf dem Hügel rechts von ihm hatte Marier niemanden postiert. Tweed machte ihm daraus aber keinen Vorwurf, immerhin hatte er binnen Sekunden einen sehr praktikablen Plan aus dem Ärmel geschüttelt. Trotzdem war Tweed bei dem Gedanken an die unbesetzte Höhenstellung nicht wohl. Nield konnte ihm ansehen, dass ihn etwas beunruhigte.
37
Miller lehnte an den beiden Jeeps und skizzierte auf einem Block seinen Angriffsplan. Seine vier Männer standen im Halbkreis um ihn herum und
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