Das Inferno
wenn du schnell genug fährst«, erwiderte Miller kalt.
»Kurz vor dem Wagen wendest du und fährst im Zickzack wieder aus der Grube heraus.«
»Wieso stellen Sie mich nicht gleich in eine Schießbude?«
»Halt den Mund!«, brüllte Miller. »Noch ein Wort, und ich schlage dir die Zähne ein.«
Wäre Miller nicht so knapp an Leuten gewesen, hätte er es nicht bei der Drohung belassen. Er fragte sich, wo wohl Jeep Nummer drei blieb, der inzwischen längst hätte eintreffen müssen. Wenn Ollie und seinem Fahrer etwas zugestoßen war, konnte er es sich nicht leisten, einen weiteren Mann zu verlieren.
»Bevor du losfährst, müssen wir aber noch etwas anderes erledigen«, sagte er. »Wir dürfen die Jeeps nicht hier stehen lassen. Wenn die Engländer Handgranaten über die Hecke werfen, sind die Wagen hinüber. Aber lasst nicht die Motoren an. Wir schieben sie einfach ein paar Meter nach hinten…«
Von seiner Stellung auf dem Gipfel des Sandhügels aus konnte Butler sehen, wie Marier in seiner Höhle auf dem Bauch lag und das Armalite im Anschlag hatte. Als Butler zuvor den weißhaarigen Amerikaner am Eingang zur Grube gesehen hatte, hatte er zwar umgehend reagiert, in der Eile aber leider nicht gut genug gezielt. Hätte er seine Uzi nur ein paar Zentimeter höher gehalten, hätte der Feuerstoß den Riesen im Tarnanzug durchlöchert.
Butler überlegte sich, ob er jetzt, wo er sich durch die Salve verraten hatte, nicht lieber die Position wechseln sollte, aber Marier hatte ihm nun einmal ausdrücklich befohlen, die Stellung hier oben zu halten. Außerdem hatte er in einem kleinen Graben Deckung gefunden und war somit vor feindlichem Feuer recht gut geschützt. Also blieb er, wo er war. Auch wenn er die Jeeps hinter der Hecke nicht sehen konnte, hatte er von seiner erhöhten Position aus doch einen guten Überblick.
Er griff zu seinem Handy und rief Tweed an. »Ich hatte vorhin keine Zeit, Ihnen zu erzählen, dass ich den dritten Jeep gefunden habe. Er lag im Straßengraben auf zwei toten Männern. Sie waren so durchlöchert, als ob sie jemand mit dem Maschinengewehr umgemäht hätte.«
»Merkwürdig…«
»Das bedeutet aber, dass wir es nur noch mit fünf Angreifern zu tun haben. Damit sind wir mit zwei Mann in der Überzahl.«
»Werden Sie mir deshalb trotzdem bloß nicht übermütig«, sagte Tweed mit Nachdruck. »Wir haben es mit bestens ausgebildeten Soldaten zu tun, die sich aufs Töten verstehen.«
Marier fiel gerade siedend heiß ein, dass er es unterlassen hatte, jemanden auf dem Sandhügel rechts der Grube zu postieren. Sollte es den Amerikanern gelingen, sich dort festzusetzen, hätten sie Tweeds Höhle und Newman in seinem Sandloch voll im Schussfeld. Es war gefährlich, diese wichtige Position nicht zu besetzen, aber noch gefährlicher war es, jetzt, wo alle ihre Stellungen bezogen hatten, noch irgendwelche Umgruppierungen vorzunehmen.
Zur selben Zeit stieß Lisa in ihrem Sandloch Newman mit dem Ellenbogen an. »Was ist nur los?«, flüsterte sie. »Alles ist auf einmal so ruhig. Schade, dass Harry den weißhaarigen Kerl nicht erwischt hat.«
»Die wollen uns bestimmt mürbe machen«, sagte Newman.
»So was nennt man psychologische Kriegsführung: durch Nichtstun den Gegner zu Fehlern verleiten. Aber wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen.«
»Ich habe Durst«, sagte Lisa. »Meine Kehle ist wie ausgetrocknet.«
»Gut, dass ich aus dem Wagen eine Flasche Wasser mitgenommen habe«, sagte Newman. »Aber trinken Sie nicht zu viel, sonst haben wir später nichts mehr.«
Newman dachte an die anderen, die überhaupt kein Wasser hatten. Hoffentlich kamen die Amerikaner nicht auf den Gedanken, sie so lange zu belagern, bis sie vor Durst aufgeben mussten. Als Lisa ihm die Flasche hinhielt, lehnte er ab. Er wollte so lange wie möglich, ohne zu trinken, aushalten.
Als Nield über ihnen sah, wie Lisa die Flasche an den Mund führte, schloss er die Augen und wünschte, die Amerikaner würden endlich zum Angriff übergehen.
Nachdem Miller mit seinen Männern die beiden Jeeps ein paar Meter zurückgeschoben hatte, fand er es an der Zeit, seinen Fahrer in die Sandgrube zu schicken, um die Positionen der Engländer auszukundschaften. Zuvor allerdings musste er selbst einen guten Beobachtungsposten finden, von dem aus er ungehinderte Sicht hatte, ohne wiederum selbst von den Engländern entdeckt zu werden. Während Miller an der Hecke entlangging und nach einem geeigneten Guckloch suchte, lief ihm der
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