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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sich an eine dicke Frau, die jetzt neben ihm hinter der Bar stand. »Halt mal kurz die Stellung, Millie. Ich geh kurz etwas frische Luft schnappen…«
    Als sie hinaus auf die Straße traten, kam gerade die Sonne hinter den Wolken hervor. Lisa spazierte zwischen den Marktständen herum und sog genüsslich den Duft von frischem Obst und Gemüse ein. Auf dem Kopfsteinpflaster lagen abgezupfte Kohlblätter herum, und die Bewohner der umstehenden Häuser standen, angelockt von der Vormittagssonne, an den Fenstern im ersten Stock und beobachteten von oben das bunte Treiben. Auf einmal blieb Lisa kurz stehen, setzte dann aber ihren gemächlichen Bummel fort.
    »Du hast ihn also gesehen«, sagte Herb zu ihr.
    »Ja.« Lisa nahm eine Brille mit getönten Gläsern aus ihrer Tasche und setzte sie auf. »Delgado. Was macht der denn hier? Ist ein verdammt langer Weg von Bulgarien hierher – oder von wo er auch immer herkommen mag.«
    »Siehst du, es war doch gut, dass ich mitgekommen bin.«
    Delgado, der eine große braune Papiertüte in der linken Hand hielt, stand auf dem Gehsteig gegenüber und suchte mit seinen dunklen Augen langsam die Umgebung ab. Er war nicht nur dick, sondern auch fast einen Meter neunzig groß, was ihn wie einen Riesen wirken ließ. Seine schwarzen Haare waren fettig und ungepflegt und hätten dringend einen Haarschnitt nötig gehabt, und die dicke Nase in seiner Verbrechervisage sah so aus, als ob sie ihm schon mehrmals gebrochen worden wäre.
    Um den breiten Mund hatte er einen grausamen Zug, und das weit vorgeschobene Kinn wirkte aggressiv. Delgado trug einen langen dunklen Mantel, der ihm bis an die Knöchel reichte.
    »Scheint so, als ob er eine ganze Bande von Schlägertypen mitgebracht hätte«, sagte Herb. »Da drüben steht zum Beispiel einer.«
    Lisa sah einen kleinen, kräftig gebauten Mann, der sich eine schmutzige Baseballkappe verkehrt herum aufgesetzt hatte. Er stand vor einem Stand mit Bananen und schnappte sich eine davon, um sie dann langsam zu schälen und genüsslich in den Mund zu schieben. Als der Händler den Mann aufforderte, die Banane zu bezahlen, aß er sie aufreizend langsam zu Ende und warf dem Händler schließlich die leere Schale ins Gesicht. Dann baute er sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm auf und wartete. Nachdem der Händler den Übeltäter eingehend gemustert hatte, hielt er es offenbar für angeraten, die Sache nicht mehr weiter zu verfolgen.
    »Ich habe gerade gesehen, wie Delgado sich einfach eine Lammkeule in seine Papiertüte gesteckt hat. Der Händler hat das gemerkt und ihn zur Rede gestellt, aber Delgado hat plötzlich ein Messer gezogen. Die Klinge war mindestens zwanzig Zentimeter lang. Er hat nicht gezahlt.«
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte Lisa.
    »Die sehen sich schon den ganzen Tag lang in der Gegend um. Auch mein Pub haben sie sich verdammt genau angeschaut.
    Wahrscheinlich suchen sie einen Unterschlupf. Siehst du den Typ da drüben mit der Baseballmütze? Die hat er von Bert geklaut.«
    »Wann denn?«
    »Heute früh, als sie schon einmal hier waren. Als sie dann wieder weggefahren sind, habe ich ihnen Bert auf dem Motorrad hinterhergeschickt. Sie sind zum West End gefahren und haben sich dort teure Lokale und Diskotheken angesehen. Lauter Nobelschuppen. Tja, und jetzt sind sie wieder hier.«
    »Glaubst du, die wollen Ärger machen?«
    »Im Moment noch nicht«, antwortete Herb. »Jedenfalls sehe ich keine Anzeichen dafür. Aber mir kommt es so vor, als ob sie sich Ziele für später aussuchten. Da, sieh nur. Da kommen gleich sechs schräge Vögel die Straße entlang. Die gehen absichtlich nicht als Gruppe und tun so, als würden sie sich nicht kennen.«
    Lisa nahm einen Apfel von einem Stand und fragte den Händler, wie viel er dafür haben wolle. Der schüttelte lächelnd den Kopf. Nachdem er Herb wegen dessen Begleiterin ein bisschen aufgezogen hatte, gingen die beiden weiter.
    »Siehst du diese Ganoven da drüben?«, fragte er, während Lisa in ihren Apfel biss. »Die sind gerade angekommen, und jetzt gehen sie an Delgado vorbei, als ob sie ihn nicht kennen würden. Das machen die absichtlich. Hast du Delgado eigentlich schon mal gesehen?«
    »Ja. In einer Bar in Brüssel. Er hat damals bemerkt, dass ich ihn angesehen habe, und ich halte ihn für einen Mann mit einem guten Gedächtnis für Gesichter. Sag mal, brauchst du denn keinen Schutz, wenn Delgados Mob die ganze Gegend hier unsicher macht?«
    »Ich habe eine

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