Das Inferno
schiefe Lächeln, mit dem er Tweeds unterkühlter Aufforderung, sich zu setzen, nachkam.
»Ich muss Sie ganz eindringlich darauf hinweisen, dass wir hier als ein Team arbeiten«, begann Tweed sichtlich verärgert.
»Da bin ich es nicht gewohnt, dass ich nicht weiß, wo meine Leute sich den ganzen Tag über herumtreiben. Wo waren Sie? Und wenn Sie mir das beantwortet haben, dann hätte ich noch eine Menge Fragen zu Ihrer Vergangenheit.«
»Ich habe vom Hotel aus bei Bob Newman angerufen, aber es hat niemand abgehoben.«
»Das kommt daher, dass ich direkt hierher gefahren bin«, sagte Newman.
»Nun gut…« Wendover sah Tweed gerade in die Augen. »Ich bin nach Alfriston gefahren und habe dort etwas gefunden, das Sie bestimmt interessieren wird. Darf ich Ihnen davon erzählen, oder wollen Sie mich stattdessen lieber an der nächsten Straßenlaterne aufhängen?«
»Schießen Sie los.«
Während Wendover detailliert schilderte, was er in East Sussex erlebt hatte, verschwand langsam der Ärger aus Tweeds Gesicht. Zum Schluss zog der Amerikaner das in blaues Leder gebundene Notizbuch aus der Tasche und reichte es ihm.
»Sie haben hervorragende Arbeit geleistet«, sagte Tweed, während er das Buch durchblätterte. »Vergessen wir das mit Ihrer Vergangenheit. Tja, ich kann mir gut vorstellen, wie Bogle in den Besitz dieses Notizbuchs gelangt ist. Er war ja vor Paula und mir am Tatort und konnte dort dem toten Jeremy Mordaunt das Buch aus der Tasche ziehen. So etwas nennt man üblicherweise Unterschlagung von Beweismitteln. Ach, Paula, würden Sie bitte Jenny noch einmal zu uns bitten?«
Kurze Zeit später betrat Jenny wieder das Büro. »Haben Sie vorhin was vergessen?«, fragte sie.
»Nein. Aber ich habe soeben dieses Notizbuch hier erhalten.
Könnten Sie mir vielleicht sagen, ob die Eintragungen darin codiert sind?«
»Möglich wäre es schon«, sagte Jenny, nachdem sie einen kurzen Blick in das Buch geworfen hatte. »Aber ich müsste es mir genauer ansehen.«
»Das ließe sich machen. Aber Sie müssten mir versprechen, dass es niemand außer Ihnen zu Gesicht bekommt. Ist das machbar?«
»Ja. Ich habe ein eigenes kleines Büro mit drei Sicherheitsschlössern an der Tür und einem Safe für geheimes Material.«
»Dieses Notizbuch ist streng geheim.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Wem soll ich meine Ergebnisse mitteilen, falls ich welche zustande bringe?«
»Mir oder Paula. Sollten wir beide nicht erreichbar sein, dann Monica.«
»Dann werde ich mich gleich mal ans Knacken des Codes machen. Könnten Sie mir vielleicht einen großen Umschlag geben, damit niemand das Notizbuch sieht, wenn ich es in mein Büro bringe?«
Monica gab ihr einen Umschlag, und Jenny steckte das Buch hinein und klebte ihn zu. Im Hinausgehen zwinkerte sie Newman zu. Mark Wendover würdigte sie keines Blicks, aber Paula war sich sicher, dass Jenny den Amerikaner jederzeit wieder erkennen würde.
»Kann sein, dass diese Arbeit etwas länger dauert«, sagte Jenny noch zu Tweed, während sie aus der Tür trat.
Nachdem sie gegangen war, erklärte Tweed Wendover die Sache mit Lisa. Er erzählte ihm, wie er sie kennen gelernt habe und dass er nicht wisse, ob er ihr vertrauen könne.
»Schon wieder dieser Lord Barford«, sagte Wendover nachdenklich.
»Ja. Und nach dem zu schließen, was Sie uns vorhin erzählt haben, steckt Bernard Barford obendrein auch noch in finanziellen Schwierigkeiten. Das hätte ich mir nicht gedacht…«
Während Tweed sprach, klingelte das Telefon, und Monica hob ab. »Lisa Trent ist unten beim Pförtner«, sagte sie.
»Pünktlich auf die Minute.«
»Bitten Sie sie herauf.«
Als Lisa das Büro betrat, wollte Monica ihr den grauen Regenmantel abnehmen, aber sie schüttelte den Kopf und setzte sich, ohne den Mantel auszuziehen, auf den Stuhl, den Tweed ihr anbot. Tweed stellte ihr alle Anwesenden mit ihren Vornamen vor, wobei er Paula, die Lisa ja schon kannte, ausließ.
»Bevor wir mit Ihnen irgendwo hingehen, muss ich mehr über Sie wissen«, sagte er. »Wo wohnen Sie?«
»In einer Wohnung in der Nähe der Ebury Street, aber ich möchte Ihnen lieber nicht die genaue Adresse nennen. Ich wurde von zwei finsteren Gestalten dorthin verfolgt, konnte sie aber noch rechtzeitig vorher abschütteln.«
»Was waren das für Leute? Wissen Sie, wer sie geschickt haben könnte?«
»Ich habe keine Ahnung. Nicht die geringste.«
»Das klingt alles ziemlich vage«, meinte Tweed. »Auf Lord Barfords Party haben Sie
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