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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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diesen verrückten modernen Häusern.
    Riesiger Kasten. Gehört einem Typen namens Rondel.«
    »Klingt irgendwie ausländisch der Name. Dann sind Barford und Rondel wohl gute Freunde, oder?«
    »Glaube ich eher nicht. Lord Barford war früher mit der Armee viel im Ausland und mag deshalb die Ausländer nicht so besonders. Ich kann’s ihm nachfühlen.«
    Wendover bemerkte auf einmal, dass schon seit geraumer Zeit jemand hinter ihm stand, aber er drehte sich absichtlich nicht um. Schließlich wandte sich der Neuankömmling mit einer unangenehmen und arroganten Stimme an ihn.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, was Sie hier tun?«
    »Ja, würde es.« Wendover drehte sich um und musterte den Mann. Er war klein, trug einen dunklen, schlecht sitzenden Anzug und machte ein grimmiges Gesicht. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Chief Constable Bogle.«
    »Assistant Chief Constable«, verbesserte der Wirt.
    »Halten Sie sich da raus, Barrow«, raunzte der Polizist.
    »Geben Sie mir lieber eine Limonade.«
    »Sagten Sie Boogle?«, fragte Wendover. »Ich kannte mal einen Mr. Boogle, der…«
    »Bogle«, wiederholte der Polizist. »Bogle. Kapiert?«
    Jetzt geht’s los, dachte Wendover, dem Newman beim Frühstück von Tweeds Begegnung mit Bogle erzählt hatte. Er wandte dem Polizisten wieder den Rücken zu und trank von seinem Bier. Kurze Zeit später tippte Bogle ihm auf die Schulter. Wendover stellte sein Glas ab und drehte sich um. »Ich mag es nicht, wenn man mich anfasst.«
    »Und ich mag es nicht, wenn man mich ignoriert. Schließlich habe ich einen Mord aufzuklären. Sie sind jetzt schon in der zweiten Kneipe und stellen seltsame Fragen. Das finde ich verdächtig. Weisen Sie sich bitte aus.«
    »Das werde ich nicht tun. Muss ich auch nicht, außer Sie bezichtigen mich eines Vergehens. Ach, übrigens, Ihre Limonade wird kalt.«
    Mit diesen Worten verließ Wendover das Pub. Als er auf dem Weg zu seinem Wagen wieder an dem ersten Lokal vorbei kam, rief ihm der Wirt durch die offene Tür etwas zu.
    »Ihnen ist vorhin etwas aus der Hosentasche gefallen, als Sie Ihren Geldbeutel herausgezogen haben.«
    Er kam heraus auf die Straße und gab Wendover ein kleines, in blaues Leder gebundenes Notizbuch. Wendover schlug es auf und sah, dass auf der Innenseite des Umschlags in Gold die Buchstaben MoA eingeprägt waren. Er blätterte kurz durch die Seiten und sah, dass sie voller Zahlen und scheinbar sinnloser Buchstaben waren.
    »Vielen Dank«, sagte er zu dem Wirt. »Ohne dieses Büchlein wäre ich in meiner Arbeit völlig aufgeschmissen.«
    Wendover steckte das Notizbuch ein und eilte zurück zu seinem Auto. MoA war die Abkürzung für Ministry of Armaments, das Rüstungsministerium. Vermutlich hatte Bogle das Notizbuch fallen lassen, als er sich in dem Pub seine Handschuhe angezogen hatte, um offizieller zu wirken. Jetzt galt es, die Ortschaft zu verlassen, bevor Bogle den Verlust bemerkte, und so schnell wie möglich zur Park Crescent zu fahren.
    Seattle, Washington, an der Pazifikküste.
    Dass die World Liberation Front ihr Hauptquartier ausgerechnet in einer teuren Wohnung mit Blick auf den Lake Washington hatte, war kein Zufall. In einem Viertel, in dem viele wohlhabende Bürger wohnten, vermutete niemand – das FBI eingeschlossen –, dass sich hier eine revolutionäre Terrororganisation versteckte.
    Im geräumigen Wohnzimmer saß ein Mann vor einem Computer und surfte im Internet. Sein langes, fettiges Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und über der Lehne seines Stuhls hing das Jackett seines teuren Geschäftsanzugs. Wenn er sich außerhalb der Wohnung aufhielt, trug der Mann immer einen Hut, unter dem er den Pferdeschwanz verbarg. Die Nachbarn hielten ihn für eines von diesen Computergenies, die sich mit Programmieren eine goldene Nase verdient hatten.
    Jetzt war es mitten in der Nacht, und der Mann surfte auf der Website eines Gartencenters, wo er sich für die Preise verschiedener Rosensorten interessierte. Nachdem er mehrere davon auf ein Blatt Papier geschrieben hatte, schlug er eine Tabelle in einem kleinen schwarzen Notizbuch auf und übersetzte mit ihrer Hilfe die Zahlenkolonnen in eine kurze Nachricht. Dann griff er zum Telefon und wählte eine Nummer in London, die aber in keinem Telefonbuch zu finden war.
    »Hier Oskar«, meldete sich eine raue Stimme.
    »Sie klingen wie ein Komödiant«, sagte der Pferdeschwanz.
    Das war eine vorher abgesprochenes Losung, mit der er seine

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