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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Nebel kam in Bewegung und wurde schließlich ganz weggeblasen, sodass der Bus ebenso wiederzusehen war wie das Boot, dessen Bug gerade auf den Kiesstrand knirschte.
    Ein großer Mann in Wathosen und Ölzeug kam an Land und hob einen Kieselstein auf. In der anderen Hand hielt er etwas, was Marier auf die Entfernung nicht genau erkennen konnte.
    Der Mann kletterte den Strand hinauf und entdeckte den Bus, woraufhin er wieder zum Boot zurückkehrte. Jetzt erkannte Marier, dass das Ding in der Hand des Mannes ein Megaphon war, mit dem er den Männern im Boot Anweisungen in einer fremden Sprache gab.
    Marier konnte zwar nicht verstehen, was er sagte, aber er sah, wie die Männer einer nach dem anderen auf den Strand sprangen und zu dem wartenden Autobus eilten. Als Marier sich deren Gesichter ansah, musste er seinem Informanten Recht geben. Die Kerle sahen wirklich gefährlich aus.
    Die meisten von ihnen wirkten so, als kämen sie vom Balkan.
    Was Marier erstaunte – und zugleich beunruhigte –, war die militärisch disziplinierte Art, mit der sie sich in Reih und Glied vor dem Bus aufstellten. Ein jeder der Männer trug eine Stofftasche in der Hand. Marier nahm sein Handy und wählte die Nummer der Polizei in Dorchester, die er zuvor in einer Telefonzelle nachgeschaut und einprogrammiert hatte.
    »Polizei«, meldete sich eine gelangweilte Stimme.
    »Ich beobachte gerade, wie eine Gruppe illegaler Einwanderer ins Land geschmuggelt wird. Ein Boot hat sie soeben bei der Swannery an Land gebracht. Schicken Sie sofort ein paar Streifenwagen…«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind, Sir?«
    »Das tut nichts zur Sache. Wenn Sie sich nicht beeilen, sind die Burschen über alle Berge. Stellen Sie mich also sofort zu Ihrem Vorgesetzten durch.«
    »Einen Augenblick, Sir, ich werde mal sehen, ob der Sergeant Zeit für Sie hat.«
    »Schnell, sonst ist es zu spät«, rief Marier wütend ins Telefon, aber der Polizist hatte die Leitung bereits stumm geschaltet.
    Während Marier ungeduldig wartete, beobachtete er, wie die Männer – Marier zählte insgesamt zwanzig – einer nach dem anderen in den Reisebus stiege n. Als alle drinnen waren, fuhr der Bus in Richtung Bridport los. Der große Mann in den Wathosen stand immer noch am Strand und leuchtete mit einer Taschenlampe hinaus aufs Meer. Kurz darauf erschien ein zweiter Touristenbus, der ebenso wie der erste wendete und so parkte, dass sein Kühler in Richtung Bridport zeigte. Nun hörte Marier vom Meer her ein dumpfes Motorengeräusch und sah, wie sich zwei weitere Boote dem Strand näherten.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir? Mein Name ist Sergeant Haskins. Worum geht’s?«
    »Es geht darum, dass gerade eine große Anzahl illegaler Einwanderer ins Land geschmuggelt wird, und zwar bei der Swannery am Rand von Chesil Beach. Sie werden in alten Touristenbussen mit der Aufschrift
Topsy Tours
in Richtung Bridport weggebracht.«
    »Habe ich eben richtig gehört, Sir? Haben Sie ›Topsy‹ gesagt?«
    »Ja.«
    »Seltsamer Name.«
    »Himmel Herrgott, das ist doch egal. Schicken Sie endlich ein paar Streifenwagen los, um die Busse abzufangen. Sie fahren vom Strand aus in Richtung Bridport…«
    »Das habe ich schon verstanden, Sir. Darf ich erfahren, von wo aus Sie anrufen?«
    »Wenn Sie nicht sofort etwas unternehmen, werde ich mich beim Chief Constable über Sie beschweren…«
    Marier hatte genug. Die Neuankömmlinge hatten erstaunlich schnell die beiden Boote verlassen und kletterten nun die Böschung zu dem wartenden Bus hinauf. Der große Mann saß schon wieder in seinem Boot und steuerte es hinaus aufs Meer, wo vermutlich ein Frachter darauf wartete, es wieder an Bord zu nehmen, um zurück zu seinem Ausgangshafen zu fahren, wo er womöglich weitere Randalierer für den Transport nach England an Bord nehmen würde.
    Marier schaltete sein Handy aus. Es war hoffnungslos. Jetzt konnte er nur noch den Bus verfolgen und schauen, wo die Leute hingebracht wurden. Er wendete den Wagen und fuhr auf die Straße nach Bridport. Der Bus war schon losgefahren, und er musste sich beeilen, wenn er ihn noch einholen wollte.
    Er war noch nicht lange unterwegs, als im Rückspiegel ein Streifenwagen auftauchte. Zunächst freute sich Marier darüber, dass die Polizei doch noch reagiert hatte, aber dann schaltete der Wagen sein Blaulicht ein und signalisierte ihm, dass er anhalten solle. Marier hatte die Geschwindigkeit reduziert, als er den Streifenwagen kommen sah, und war sich keiner Schuld bewusst.

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