Das Inferno
musterte Marier vom Scheitel bis zur Sohle.
»Na, Süßer, spendierst du mir was zu trinken?«
»Wohnen Sie hier in der Gegend?«
»Kann sein. Na, was ist? Lädst du mich nun ein oder nicht?«
»Ich glaube nicht.«
»Dann trink doch allein, du Stoffel.«
Sie stand auf und verließ hüftschwingend die Bar, worüber Marier nicht sonderlich böse war. Er wollte nur mit jemandem sprechen, der sich wirklich hier in der Gegend auskannte.
Marier musste fünf Tage warten, bis sich die ersehnte Gelegenheit ergab. Draußen war es schon dunkel, als ein großer Mann in einem schäbigen Anzug in die Bar kam und sich so selbstverständlich auf einen Hocker setzte, als ob ihm das ganze Hotel gehörte.
»Einen doppelten Scotch«, rief er der jungen Frau hinter der Theke zu. »Und schenk nicht so knauserig ein wie beim letzten Mal.«
»Natürlich nicht, Mr. Barton.«
»Hast du irgendwo die Frau mit den langen roten Haaren gesehen, nach der ich dich gestern Abend gefragt habe? Schlank, gute Figur, eine echte Schönheit?«
»Nein«, antwortete die Barkeeperin und stellte dem Mann seinen Whisky hin. »Hier war sie jedenfalls nicht.«
»Den Drink übernehme ich«, sagte Marier spontan.
Er setzte sich auf den Barhocker neben Mr. Barton und bemerkte, dass dieser große, stark behaarte Hände hatte. Barton hob sein Glas und schaute Marier mit feindseligen Augen an.
Nachdem Marier der Barkeeperin das Geld für den Drink gegeben hatte, zog sie sich ans Ende des Tresens zurück.
»Eine gut aussehende Frau mit langen roten Haaren?«, flüsterte Marier. »Die suche ich auch. Ich zahle sogar für Informationen über sie. Was können Sie mir über sie erzählen?«
»Gehen wir nach draußen«, sagte der große Mann. »Hier drinnen haben die Wände Ohren…«
Die Nacht war sehr dunkel, und die Straße zudem schlecht beleuchtet. Marier ging um eine Ecke, aber Barton wurde immer langsamer. Auf einmal kam ein Junge auf einem Skateboard auf sie zugefahren, und Marier spürte, wie ihm etwas Hartes in den Rücken gedrückt wurde.
»Das ist eine Waffe«, grummelte Barton drohend. »Und jetzt sagen Sie mir, was
Sie
über die rothaarige Schlampe wissen…«
In diesem Augenblick verlor der Junge auf dem Skateboard das Gleichgewicht und kollidierte mit Marier, den er dadurch rückwärts gegen Barton schleuderte. Dabei stieg Marier dem Mann auf den Fuß, woraufhin dieser die Waffe fallen ließ und vor Schmerz stöhnend herumhumpelte. Marier bückte sich schnell und hob die Waffe auf. Es war ein.455er Colt, und Marier merkte an dessen Gewicht, dass er geladen war, vermutlich mit sieben Patronen. Nicht schlecht. Barton, der noch immer humpelte, rief um Hilfe.
»Komm her und hilf mir, Panko…«
Marier schlug seinem Angreifer den Lauf der Pistole ans Kinn, woraufhin dieser halb bewusstlos die Stufen zu einem Souterrain hinuntertaumelte. Dabei schlug er mit dem Kopf gegen eine Ziegelwand und brach stöhnend zusammen. Marier drehte sich um und sah, wie von der anderen Straßenseite aus ein dünner Mann mit einem gefährlich aussehenden Schnappmesser auf ihn zukam. Marier wartete, bis der Mann vor ihm stehen blieb, blickte dann über dessen Schulter und rief:
»Schnapp ihn dir, Larry!«
Es war der älteste Trick der Welt, der aber trotzdem immer wieder funktionierte. Als Panko sich umdrehte, verpasste Marier ihm ebenfalls mit dem Colt einen Schlag an die Schläfe, der so präzise ausgeführt war, dass auch Panko die Stufen hinunterstürzte, um schließlich auf Barton zu liegen zu kommen.
Marier sah sich um. Der Skateboardfahrer war längst verschwunden, und die Straße lag leer da. Vorsichtig stieg Marier die Stufen hinab und fühlte Pankos Puls, der regelmäßig, aber langsam war. Nachdem er den Bewusstlosen in eine Ecke geschleift hatte, wandte er sich Barton zu, der immer noch leise vor sich hin stöhnte.
»Was hattet ihr mit der Rothaarigen vor?«, fragte Marier, während er mit dem Colt auf Barton zielte.
»Ich sollte ihr eine Lektion erteilen…«
»Mund auf, oder ich knalle dich ab.«
Vor lauter Schreck öffnete Barton den Mund, aus dem auch gleich etwas Blut floss. Marier steckte den Lauf des Revolvers hinein, woraufhin Barton fast die Augen aus dem Gesicht zu fallen schienen.
»Ich frage dich nur noch ein Mal«, sagte Marier mit stahlharter Stimme. »Was hattet ihr mit ihr vor? Ich zähle bis drei. Wenn ich dann noch keine Antwort habe, drücke ich ab.«
Barton machte Anstalten zu reden, und Marier zog ihm den Lauf des
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