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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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was, Paula?«, sagte er. »Immer, wenn ich mit Ihrem Chef rede, komme ich mir vor wie in einem Irrgarten.
    Oder wie in einem Schachspiel mit Worten. Aber wieso bin ich dabei immer der Verlierer?«
    »Werden Sie ihm nun von Ihrer Untersuchung erzählen oder nicht?«, fragte Paula mit einem strahlenden Lächeln zurück.
    Kuhlmann stand auf und ging mit hinter dem Rücken gefalteten Händen langsam um den Tisch herum, wobei er keinen seiner Gäste anschaute. Als er schließlich wieder auf seinen Platz zurückkehrte, trank er erst seine Kaffeetasse leer, füllte sie erneut und bot die Kanne dann auch den anderen an, die aber dankend ablehnten.
    »In Deutschland gehen zurzeit seltsame Dinge vor«, begann er. »Unsere GSG 9 – eine Sondereinheit, die sich etwa mit Ihrem SAS vergleichen lässt – ist in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Auch hier in dieser Stadt bereitet sich eine Abteilung davon auf ihren Einsatz vor.«
    »Erwarten Sie weitere Krawalle?«, fragte Paula.
    »Nein. Aber es gibt da gewisse Gerüchte aus ziemlich hoch angesiedelten Quellen…« Kuhlmann hielt inne. »Was ich Ihnen jetzt sage, müssen Sie unbedingt für sich behalten. Es darf auf keinen Fall in falsche Hände geraten. Also, wir haben von einem streng geheimen Treffen wichtiger internationaler Politiker läuten hören, das bald stattfinden, dessen Ergebnis aber erst nach seinem Abschluss der Öffentlichkeit mitgeteilt werden soll.«
    »London, Washington und Paris«, sagte Tweed, als ob er mit sich selber spräche.
    »Ja, aber eine weitere wichtige Hauptstadt haben Sie bei Ihrer Aufzählung vergessen.«
    »Man trifft sich angeblich auf einer abgelegenen Insel der Bahamas.«
    Paula erschrak, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Tweed schien jetzt komplett verrückt geworden zu sein.
    Sie vermied es, Newman anzusehen, wohl wissend, dass er es gewesen war, der die Bahamas neulich in London ins Gespräch gebracht hatte.
    »Dieses Gerücht habe ich auch gehört«, sagte Kuhlmann bedächtig. »Es wurde systematisch unter wichtigen Journalisten und Sicherheitsexperten verbreitet. Eine Nebelkerze par excellence, mit der man den wahren Versammlungsort zu verschleiern versucht. Es muss jemanden geben, der als Verbindungsglied zwischen den Teilnehmern an dieser Konferenz fungiert, aber ich kann einfach nicht herausfinden, wer das ist. Aber auch auf einer weiter unten angesiedelten Ebene muss es Verbindungsglieder geben, die ich allerdings ebenfalls nicht kenne. Eines aber weiß ich: dass es ein verdammt riskanter Job ist.«
    »Jason Schulz, Jeremy Mordaunt, Louis Lospin«, sagte Tweed.
    »Alle drei sind sie tot. Soviel zum Thema riskanter Job«, sagte Kuhlmann nachdenklich. »Wahrscheinlich haben sie zu viel gewusst.«
    »Und was soll das alles mit den Krawallen zu tun haben?«, fragte Paula.
    »Gute Frage«. Kuhlmann schwieg einen Augenblick. »Ich habe da eine Hypothese«, fuhr er nach kurzem Schweigen fort.
    »Aber wohlgemerkt, es ist nur eine Hypothese. Nehmen wir einmal an, es käme eine zweite Welle von Ausschreitungen auf uns zu, noch gewalttätiger und brutaler als die erste, wie wäre dann die Reaktion in unseren westlichen Staaten?«
    »Na ja…«, sagte Paula und fragte sich, ob sie nicht lieber schweigen sollte – aber jetzt hatte sie schon einmal angefangen.
    »Die Öffentlichkeit in den betroffenen Ländern würde wohl nach einer schnellen Niederschlagung und der Wiederherstellung von Recht und Ordnung rufen. Wenn’s sein muss, auch mit drastischen Mitteln.«
    »Kluges Kind«, sagte Kuhlmann. »Aber jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten. Tweed, kennen Sie eigentlich die Insel Sylt? Sie liegt im nördlichen Teil von Schleswig-Holstein, ganz dicht an der Grenze zu Dänemark.«
    »Ja«, antwortete Tweed. »Man erreicht sie nur per Eisenbahn über einen langen Deich. Auch Autos müssen auf die Bahn verladen werden.«
    »Tja, ich frage mich nämlich, warum man mehreren Besitzern von großen Anwesen auf der Insel Geld dafür gegeben hat, dass sie für einen Monat ihre Häuser verlassen«, sagte Kuhlmann nachdenklich. »Sehr viel Geld übrigens.«
    Kuhlmann stand auf und streckte sich. Das Gespräch war vorbei. Zum Abschied nahm er Paula noch einmal in den Arm.
    »Es geht um Macht, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Kluges Kind«, sagte Kuhlmann noch einmal und sah hinüber zu Tweed, der schon am Ausgang war. »Ich wünschte, ich hätte Sie in meinem Team.«
    »Leider gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung«, sagte

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