Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
er sich streckte, erinnerte er sich daran, dass er, bevor er sich am frühen Morgen aufs Sofa gelegt hatte, noch aus Jackett und Schuhen geschlüpft war, aber das Kissen unter seinem Kopf hatte er nicht dorthin gelegt. Das musste ihm jemand im Schlaf untergeschoben haben. Als er es jetzt wegnahm, entdeckte er, dass darunter seine Walther, Dr. Keflers Papiere und das blaue Notizbuch lagen, das Mark Wendover ihm gegeben hatte. Er selbst hatte die Sachen jedenfalls nicht dorthin gelegt, dazu war er viel zu müde gewesen.
    »Paula«, rief er. »Ich bin wach.«
    Keine Antwort. Tweed stand auf und spähte vorsichtig ins Schlafzimmer. Es war leer. Er rieb sich den Nacken und sah, dass zwei Briefumschläge auf dem Teppich vor der Tür lagen.
    Offenbar waren sie von außen unter der Tür hindurchgeschoben worden. Tweed überprüfte die Tür, die aber fest verschlossen war. Dann bückte er sich, hob die beiden Umschläge auf und öffnete sie.
    Der erste war mit dem Hotelwappen versehen und enthielt den Schlüssel zur Suite. Logisch, dachte er. Paula war aufgestanden und zu ihrer Suite gegangen, hatte aber vorsichtshalber Tweeds Tür von außen abgeschlossen, um ihm dann auf diese Weise den Schlüssel wieder zukommen zu lassen. Im zweiten Umschlag, der ohne Aufdruck oder Aufschrift war, befand sich ein Blatt Papier mit einer kurzen Mitteilung:
    Kommen Sie in den Turm. Dort kriegen Sie Kaffee und Informationen. Lagerstraße 2-8. Lisa.
    Tweed runzelte die Stirn. Die ganze Nachricht war mit Schreibmaschine geschrieben, auch die Unterschrift.
    Tweed sah auf die Uhr – es war acht – und ging unter die Dusche, wo er weiter über die seltsame Mitteilung nachdachte.
    Dann zog er sich einen frischen Anzug an und steckte die Nachricht in die eine Tasche und die Walther in die andere Tasche. Unten am Empfang fragte er nach einem Schließfach.
    Er unterschrieb ein entsprechendes Formular und wurde daraufhin von einem Hotelangestellten eine kurze Treppe hinuntergeführt.
    Der Mann holte einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete eine Tür, die man leicht hätte übersehen können. Als die beiden drinnen waren, schloss der Mann die Tür wieder, die sofort automatisch verriegelt wurde. Danach führte er Tweed in einen weiteren Raum, dessen Wände mit Schließfächern unterschiedlicher Größe versehen waren. Nachdem er eines davon mit seinem Generalschlüssel entsperrt hatte, zog er sich diskret zurück.
    Tweed drehte seinen eigenen Schlüssel im Schloss, zog die Metallschublade aus dem Schließfach und legte Keflers Papiere sowie das von Wendover entwendete Notizbuch und Lisas Umschlag mit den fünfzigtausend Euro hinein. Dann schob er die Schublade zurück, schloss das Schließfach ab und versuchte gleich darauf, es mit seinem Schlüssel wieder zu öffnen, was aber nicht möglich war. Ein automatischer Mechanismus hatte es verriegelt, sodass es nur mit Hilfe des Hauptschlüssels wieder zu entsperren war. Tweed nickte anerkennend. Das Hotel verfügte über ausgezeichnete Sicherheitsvorkehrungen.
    Als Nächstes ging Tweed in den Frühstücksraum, wo bereits Paula, Newman, Wendover und Lisa an einem Tisch saßen und sich, nach dem fröhlichen Lachen zu schließen, königlich amüsierten. Lisa trug eine ärmellose grüne Bluse, einen weißen Faltenrock und Turnschuhe.
    »Willkommen zu unserem Arbeitsfrühstück«, sagte Paula mit einem freundlichen Lächeln. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Wie ein Mann ohne Gewissen«, sagte Tweed, während er sich auf einen leeren Stuhl neben Lisa setzte.
    »Aber, aber, Tweed«, neckte ihn Lisa. »Sie meinen wohl wie ein Mann mit reinem Gewissen.« Sie sah ihn schief an. »Oder täusche ich mich etwa?«
    Nachdem Tweed sein Frühstück bestellt hatte – Orangensaft, Kaffee, Toast und Orangenmarmelade –, zeigte er den anderen die maschinengeschriebene Mitteilung, die man ihm in seine Suite geschoben hatte.
    »Haben Sie das geschrieben?«, fragte er Lisa.
    »Natürlich nicht«, antwortete Lisa empört, nachdem sie den Zettel überflogen hatte. »Was geht hier vor? Mir hat man auch eine Nachricht unter der Tür hindurchgeschoben. Hier, lesen Sie.«
    Lisa gab Tweed einen Umschlag, der genauso aussah wie der, den er erhalten hatte. Auch er enthielt eine mit Schreibmaschine geschriebene Botschaft:
    Gehen Sie sofort zum Hauptbahnhof. Warten Sie dort in der kleinen Cafeteria auf einen Mann mit einer Nelke im Knopfloch.
    Er wird Sie ansprechen.
    »Keine Unterschrift«, bemerkte Tweed.
    »Genau«, sagte Lisa.

Weitere Kostenlose Bücher