Das Inferno
Restaurant«, erklärte Tweed. »Es braucht allerdings eineinhalb Stunden für eine volle Umdrehung, weshalb man jetzt auch nicht sehen kann, dass es sich tatsächlich bewegt. So. Ich werde den Wagen hier im Parkverbot abstellen.«
Sie stiegen aus. Obwohl es noch nicht einmal Mittag war, brannte die Sonne erbarmungslos aus dem wolkenlosen Himmel herab. Die Luft war heiß wie in einem Backofen. Marier streckte Tweed die Hand hin und ließ sich den Autoschlüssel geben. Lisa sah ihn verwundert an.
»Kommen Sie denn nicht mit?«
»Nein, ich bleibe beim Wagen…«
Tweed ging raschen Schrittes einen Betonweg entlang, der quer über eine Rasenfläche zum Fuß des Fernsehturms führte.
Paula fragte sich, weshalb er so in Eile war. Sie drehte sich um und sah, dass Newmans Mercedes inzwischen direkt hinter Tweeds Wagen parkte. Newman und Wendover standen auf dem Gehsteig, aber Harry Butler und Pete Nield waren nirgends zu entdecken. Wahrscheinlich versteckten sie sich auf den Rücksitzen des Wagens, dachte Paula. Aber weshalb?
Am Eingang des Fernsehturms kaufte Tweed drei Karten. Die junge Frau an der Kasse sagte, dass gleich ein Aufzug nach oben fahren würde. Sie waren die einzigen Fahrgäste. Paula bereitete sich auf eine raketenartige Beschleunigung der Fahrstuhlkabine vor, wie sie es im Empire State Building in New York erlebt hatte. Aber sie hatte sich getäuscht. Der Aufzug fuhr ganz sanft an.
»Zum Café?«, fragte die Fahrstuhlführerin auf Englisch.
»Ja.«
Oben angelangt, verließen sie den Aufzug und begaben sich in das Café mit den riesigen Aussichtsfenstern. In der Mitte war eine erhöhte Plattform, auf der weiß gedeckte Tische standen.
Tweed wählte einen davon aus, und kaum dass die drei Platz genommen hatten, kam auch schon eine Kellnerin auf sie zu.
Tweed bestellte Kaffee.
»Nehmen Sie das«, sagte Lisa und reichte ihm ein Fernglas, das sie aus ihrer Handtasche genommen hatte.
»Und Sie?«, fragte Tweed.
»Ich habe noch ein zweites dabei. Das können Paula und ich uns teilen.«
Tweed trat an eines der Fenster, hob das Fernglas an die Augen und schaute hinaus. Paula und Lisa folgten ihm. Als Paula sah, wie hoch oben sie hier waren, bekam sie einen Schreck. Die beiden Limousinen unten auf der Straße kamen ihr wie Spielzeugautos vor.
»Verdammt hoch oben sind wir hier«, sagte sie. »Gut, dass ich schwindelfrei bin.«
Sie nahm das Fernglas, das Lisa ihr reichte und stellte auf Newman scharf, der mit unbewegtem Gesicht an seinem Mercedes le hnte. Wendover ging neben dem Wagen auf und ab.
Von den beiden BMWs, die sie verfolgt hatten, war weit und breit nichts zu sehen, ebensowenig von deren Insassen. Paula teilte diese Beobachtung Tweed mit.
»Die lassen sich Zeit und planen, wie sie uns am besten angreifen. Ich an ihrer Stelle würde das jedenfalls so machen.
Aber jetzt wollen wir erst einmal unseren Kaffee trinken…«
Paula kehrte zwar mit den anderen an den Tisch zurück, setzte sich aber nicht. So hatte sie einen besseren Blick nach draußen, wo sie einen grünen Park und einen breiten Streifen in der Sonne glitzernden Wassers sah, auf dem sich viele weiße Segel verteilten.
»Ist das die Elbe?«, fragte sie.
»Nein, die Außenalster«, antwortete Tweed, der ebenfalls wieder aufgestanden war. »Sie ist mit der Binnenalster durch einen Kanal verbunden.«
»Wunderschön«, sagte Paula träumerisch.
Lisa, die ihren Kaffee bereits getrunken hatte, war wieder an eines der Fenster getreten und blickte mit dem Fernglas nach unten. Auf einmal winkte sie Tweed und Paula aufgeregt herbei.
»Ich habe gerade den Mann im rosa Hemd gesehen«, rief sie.
»Sie wissen schon, den, der auch am Reefers Wharf war. Nur dass er heute ein knallgelbes Hemd trägt. Kann es sein, dass er auch hier die Operation leitet? Er macht ein grimmiges Gesicht und hat gerade auf die Uhr geschaut.«
»Wo ist er genau?«, fragte Tweed, der zusammen mit Paula neben sie getreten war.
»Sehen Sie die Straße da drüben, die in einer scharfen Kurve nach rechts abbiegt? Ein ganzes Stück von unseren Autos entfernt. Da steht er halb hinter einem Baum versteckt auf dem Gehsteig.«
»Hab ihn«, sagte Tweed, der durch das Fernglas schaute, das Lisa ihm gegeben hatte. »Das ist er tatsächlich. Und ich gebe Ihnen Recht, Lisa, er sieht wirklich so aus, als ob er eine Operation leiten würde.«
»Ich hätte nie geglaubt, dass wir diesem Mistkerl hier in Deutschland wieder begegnen«, sagte Paula. Sie trat ganz nahe an Tweed
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