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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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fügte Judith hinzu. Endlich sah sie ihn an. Sie lächelte ernst. Er lächelte genauso zurück.

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    Einkehr
    Hand in Hand traten Judith und Andi den Rückzug an. Simone, Matti und Tamara schlossen eng auf. Nur Johanna blieb zurück. »Gabriel!«, rief sie laut. »Ich bin’s, Johanna!«
    »Kann ich euch helfen?« Auf einmal war jemand hinter ihnen, jemand Freundliches, der die Abweisung wieder gut machte. »Willkommen im Vogelnest.«
    Andi und Judith fuhren herum. Vor ihnen stand ein junger Mann, groß und schlaksig mit braunen Locken. »Gabriel?«, fragten sie gleichzeitig.
    Gabriel läutete die Glocke. Schon bei den ersten Tönen belebte sich der leere Platz um den Brunnen. Aus jeder zweiten Hütte tauchte irgendjemand auf.
    Johanna entdeckte Marias Mutter. Zwei Mädchen mit langen, schmalen Pferdegesichtern, einander lächerlich ähnlich. Einen Mann mit Brandwunden. Dann einen Dicken mit Elefantenbeinen. Und ein Mädchen, das aussah wie auf der Flucht. Petra, Deike und Heike, Benedikt und Niklas. Und Anne.
    Ohne zu überlegen, wich Johanna einen Schritt zurück. So viele seltsame Menschen auf einem Fleck hatte sie noch nie gesehen. Schwer zu begreifen, dass einer wie Gabriel dazugehörte. »Bist du hier als Betreuer?«, fragte sie ihn.
    Rebekka und ein paar andere zuckten zusammen. Der dicke Niklas kicherte albern. Gabriel hob seine kleine Schwester hoch. »Wir betreuen uns alle gegenseitig«, sagte er. »Darf ich vorstellen?«
    Mit einer weiten Geste umfasste er alle Hütten und auch ihre Mitte. »LMB«, sagte er feierlich. » Leben mit der Bibel . Das ist ein Jugend-Verband. Wir finden hier Ruhe und Einkehr.«
    »Leben mit der Bibel?«, fragte Tamara. Die anderen schwiegen. »Lach nicht!«, zischte Rebekka. »Wohl dem, der nicht sitzt, wo die Spötter sitzen«, zitierte Tamara gelassen. »Psalm 1.«

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    Mühselig und beladen
    Tamara schaffte es, dass Rebekka lächelte. Und Niklas wollte wissen, wer sie waren. »Umweltschützer«, sagte Maria. »Jesus-Leute«, sagte Elli. »Zwangsweise«, sagte Simone. Dann setzten sie sich alle in einem weiten Kreis um den Brunnen und begannen zu erzählen.
    Die einen erzählten von Jott und der fraglich gewordenen Konfirmationsfeier (Johanna stellte fest: Das mit den Tischkarten hatte sie längst vergessen), die anderen vom Trost der Bibel. »Schau mich an«, sagte Benedikt. »Dann weißt du, warum ich gern allein bin.«
    Benedikt hatte zu nah an einem Grillfeuer gestanden, als jemand Spiritus in die Flammen goss. Niklas litt an einer Organstörung. Die Zwillinge waren es leid, verwechselt zu werden. Gabriel und Elli hatten bei einem Unfall ihre Eltern verloren. Rebekkas Eltern lebten im Ausland. Petra hielt die kleine Maria im Schoß und erzählte, dass ihr Mann daheim eine Freundin hatte.
    »Wir sind noch mehr«, erzählte Niklas und zeigte auf einige leer stehende Hütten. »Da ist einer, der stottert und zwinkert. Sogar ein Rollstuhlfahrer kommt hier herauf. Und Sibylle …« Er senkte die Stimme. »Sibylle wird bald …« Rebekka und Gabriel unterbrachen ihn gleichzeitig. »Das ist genug«, sagte Gabriel. »Das führt zu weit«, sagte Rebekka.
    »Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid …«, murmelte Simone. Aber sie klang nicht so spöttisch wie sonst. »Sind wir das nicht alle?«, fragte Matti plötzlich. »Matthäus 11«, sagte Tamara.

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    Der Kindersegen
    Jacques kniete im Sand. Mit einem Kinderspaten grub er ein tiefes Loch. Neben ihm hockte der kleine Josch und gab Anweisungen. »Tiefer, tiefer, tiefer.« Andere Kinder bauten Kanäle oder schichteten den Aushub zu Wällen. Pitt rieb sich die Augen, als er das sah.
    Zusammen mit Britt hatte er Gerald zum Campingplatz geschoben, einen Mann im Rollstuhl. Und sie hatten Edwin, dem Stotterer, beim Anmelden geholfen. Beide waren dankbar gewesen, so dankbar, dass es Pitt beschämte.
    Nun waren Pitt und Britt auf dem Weg zurück zum Hafen. »Mal sehen, wem wir noch dienen dürfen«, hatte Britt gesagt. Dabei entdeckten sie Jacques. Sie stießen sich an und blieben stehen.
    »Ihr seid wirklich ein Segen«, sagte plötzlich eine alte Frau. Sie kam aus dem nächstgelegenen Strandkorb, und ebenso wie Britt und Pitt beobachtete sie den großen Jungen, der friedlich mit den kleinen Kindern spielte.
    »Eine Sekte?«, fragte sie mit Blick auf die groben Kittel. Auch Jacques hatte seinen immer noch an. Er war einfach nicht dazu

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