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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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gekommen, ihn abzulegen.
    Pitt überließ Britt das Antworten. »Jesus ist unser Herr«, sagte sie ohne Scheu. Sie hatte dazugelernt, in nur anderthalb Tagen. »Wir versuchen, ihm treu zu sein.« Die Alte nickte zufrieden. »Sag ich doch: eine Sekte.«
    Dann sagte sie, dass es viel zu viele Kinder auf dem Campingplatz gäbe, und die meisten davon seien oft ohne Aufsicht. »Es ist gut für alle«, sagte sie, »wenn ihr euch um sie kümmert.« Und dann drückte sie Britt ein paar Münzen in die Hand. »Meinen Segen habt ihr«, sagte sie und kehrte in ihren Strandkorb zurück.
    Ein kleines Mädchen war mit seinem Sandeimer ins Wasser gelaufen, um ihn zu füllen. Sie war unbeholfen, und eine kleine unerwartete Welle reichte, um sie aus der Hocke zu werfen. Sie plumpste auf ihr Hinterteil und quiekte überrascht. Das Eimerchen fiel ihr aus den Händen und trieb ab.
    »Das kann man ja nicht mit ansehen«, murmelte Pitt. Er rettete erst den Eimer, dann das Kind und hatte beide auf dem Arm, bevor das Kind sich gerührt hatte. Jetzt quiekte es wieder. Und dann lachte es laut und fuhr Pitt mit feuchten Händen ins Gesicht.
    Pitt beeilte sich, das Kind neben Jacques abzusetzen. »Pass besser auf!«, sagte er zu ihm. Jacques sah zu ihm auf. »Sind nicht meine«, sagte er.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Auf dem Meer wandeln
    Am Nachmittag spielten Jacques, Pitt und Britt noch immer mit den Kindern. Sie hatten eine Kanallandschaft gebaut und etliche Burgen. Alle Eltern am Strand und erst recht die, die keine Kinder hatten und ihre Ruhe wollten, waren begeistert und dankbar.
    »Da putz ich lieber Fahrräder«, murmelte Jacques, als er sich nach einer Runde Fangenspielen neben Britt in den Sand warf. Britt hatte ein Mädchen auf dem Schoß und flocht ihm einen dünnen Zopf.
    »Ich weiß nicht …« Ernsthaft erwog sie die Alternative. »Diese hier« – Sie deutete auf die Kleine – »sind wärmer und weicher. Sie können sogar Danke sagen.« »Tun sie aber nicht«, bemerkte Pitt, der gerade ein riesiges rosa Gummitier aufblies und ziemlich aus der Puste war.
    Jacques warf einen sehnsüchtigen Blick aufs Meer. Weiter draußen mühte sich eine kleine Gruppe Surfer mit ihren Segeln und Brettern. Sie waren Anfänger. Das war unübersehbar.
    Noch weiter draußen, da segelte einer, als könne er fliegen. Jacques seufzte. »Das möchte ich können«, sagte er. Britt hatte von den dreien die besten Augen. »Das ist Philip!«, rief sie aufgeregt. »Seht doch! Philip vom Berg!«
    Pitt kämpfte mit dem Gummitier, bis es ihm endlich gelang, das Ventil zu schließen. Dann kniff er die Augen zusammen, um besser zu sehen. »Wer hätte das gedacht!«, sagte er. »Philip wandelt. Und Tom sinkt …« Er lachte leise. Es klang nicht nach Spott, sondern ehrlich verwundert.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Der Segen des Schweigens
    Am Abend – wieder waren die vier Gruppen pünktlich – erwartete Pitt und Andi eine Überraschung. In gewisser Weise auch Judith.
    Nachdem sie Jott und seine Fackel passiert hatten, der sie der Reihe nach musterte und mit dem Zeigefinger auf den Lippen an das Schweigegebot erinnerte, entdeckten sie einen Gast im Küchenzelt.
    Andi wusste gleich, wer er war. Er kannte den Duft der Tomaten-Mozzarella-Basilikum-Soße, der über dem Lager lag. »Paps!« Er rief es lautlos. Schweigen war angesagt. Und das war gut so. Denn hätte er laut »Paps« gerufen, hätte er sich verraten. Sein Vater hieß nicht mehr »Paps«. Pitt hatte kürzlich beschlossen, sie sollten ihn Jonas nennen.
    Pitt hatte mehr Schwierigkeiten, sich zu beherrschen als Andi. Er ließ es an Andi aus und stieß ihn mit Wucht in die Rippen.
    Judith hielt sich im Hintergrund, als Pitts Vater und ihre Mutter nebeneinander aus dem Küchenzelt traten. Jonas trug den Topf mit der Spaghettisoße. »Guten Abend zusammen«, grüßte er. Vielleicht war er unbekümmert. Vielleicht tat er nur so. »Ich dachte, ich sollte mal nach euch sehen. Wie wir alle wissen, kann Lena nicht kochen.«
    Einen Augenblick standen sie sich ratlos gegenüber, hier die Erwachsenen, dort die zwölf. Dann grinste Pitts Vater und sagte: »Worauf warten wir! Ihr dürft ja sowieso nichts sagen!« Er trug den Topf in ihre Mitte, und Lena brachte die Spaghetti.
    Judith aß nichts an diesem Abend. Sie saß hinter Andi und Pitt, ein wenig außerhalb des Kreises, und wachte über den Abstand zwischen Lena und Jonas. Zwei Hände breit war er, als sich die beiden nebeneinander zum Essen setzten. Im

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