Das Internat
hatte behauptet, dass es Larry nicht besser gehen könnte. Und die Erleichterung des Generalstabschefs war deutlich sichtbar gewesen. Fast hatte Jane ihre Ausflüchte gerechtfertigt. Die Wahlen standen an, und das Weiße Haus bereitete sich auf den Wahlkampf vor. Eine schwindelerregende Menge an Zeit und Arbeit würde darin investiert werden. Allein die Vorbereitungen bedeuteten einen gewaltigen Kraftakt, und Jane wollte dem Wahlkampf nicht schon den Schwung nehmen, bevor er begonnen haben würde.
Was hätte sie sonst tun sollen? Jeden zu Tode erschrecken?
Niemand außer ihr wusste von Larrys Symptomen, obwohl man möglicherweise einen Verdacht hatte. Das würde zumindest die Erleichterung des Generalstabschefs erklären. Larrys Symptome waren schnell gekommen und schnell wieder verschwunden. Er klagte über einen Druck auf der Brust, der vermutlich von nichts anderem als Stress oder einer Magenverstimmung herrührte. Oder einer einfachen Erkältung. Und Jane hatte beschlossen, dass es ihrem Mann gut gehen würde, weil sie sich darum kümmern würde.
Der Aufzug hielt im nächsten Stockwerk, und Jane trat zurück, um die Leute hinauszulassen. Als mehr Körper hineindrängten, ging sie noch weiter zurück – und stieß aus Versehen mit einer Person hinter ihr zusammen. Ein Mann, stellte sie fest, ohne sich umzudrehen. Woher wusste sie das? Das Rascheln seines frischen Baumwollhemdes vielleicht. Ein leichter männlicher Duft. Oder seine Größe. Er stand links hinter ihr, die Schulter über ihrer, wenn es seine war. Jane sah nicht nach.
Weil das die Spannung beendet hätte.
War das ein Hauch von Gin, vielleicht von einem Aperitif vor dem Mittagessen?
Sie murmelte eine Entschuldigung, erhielt aber keine Antwort.
Seltsam, dass sie schwitzte. Sie tastete nach dem Taschentuch in ihrem Ärmel und hoffte, dass sie sich nicht vor allen anderen die Stirn abtupfen musste. First Ladys benutzten die Mitarbeiteraufzüge nicht oft – falls doch, waren sie normalerweise in Begleitung. Jane hatte den Secret Service als Teil ihres Lebens akzeptiert. Aber sie lehnte es ab, zusätzlich von Laufburschen und Assistenten belagert zu werden, wenn sie etwas allein erledigen konnte. Sie hatte lieber ihren Palm-Pilot dabei als eine Mia, die mit dem Stenoblock hinter ihr herlief.
Warme Luft streifte ihren Nacken.
Etwas glitt über die Kurven ihres Pos.
Die Hand eines Mannes? Seine Hüfte?
War das Absicht?
Janes Magen krampfte sich so zusammen, als wäre ein Ruck durch den Aufzug gegangen. Der Atem stockte ihr in der Brust, nichts konnte das brennende Gefühl aufhalten, das sie durchströmte – wie kopfüber im freien Fall. Sie sah ihn immer noch nicht an. Es wäre vorbei, sobald sie ihn ansehen würde. Das erwartungsvolle Gefühl, das ihr Inneres durcheinanderwirbelte, würde verschwunden sein.
Sie zog das Taschentuch aus ihrem Ärmel und tupfte sich einige Tröpfchen von der Oberlippe, aber es war sinnlos, solange ihr die Hitze im Gesicht brannte. In Sekunden hatte der Körper ihren Geist übermannt. In einem Wirbel von erotischen Fantasien, die alle den anonymen Mann hinter ihr einschlossen, wurde sie gefangen gehalten.
Beim nächsten Halt würde es passieren, im Erdgeschoss. Alle bis auf die beiden würden aussteigen. Wenn die Türen sich schlössen, würde er seine perfekt gebügelte Anzughose ausziehen und ihr seine riesige Erektion zeigen. Jane würde auf den Boden sinken, weil ihre Beine sie nicht mehr tragen könnten. Sie würde sein Hinterteil packen und ihm den Weg weisen. Ihn im Ganzen verschlingen.
Jane wusste, dass das passieren würde, weil es schon oft passiert war. Nicht mit diesem Mann in diesem Aufzug, aber mit vielen anderen in Aufzügen oder an anderen Orten, an denen man verbotene Kontakte zu Fremden aufnehmen konnte. Diese Erlebnisse fanden selten in Privaträumen statt. Denn die Angst, entdeckt zu werden, verschaffte Jane keinen Kick. Ihr war nur wichtig, dass es Geschäftsmänner waren, gepflegt und gut erzogen.
So wie Miss Rowes Männer.
Und dass sie
sie
wollten, Jane Dunbar.
Die Angst vor Ablehnung war furchtbar. Aber der Kick, wenn sie sie auswählten, beflügelte und erregte Jane. Sie brauchte kein Vorspiel. Sie war zu allem bereit, was für ihre Eroberung umso erfreulicher war. Wenn sie nicht gestört wurden, konnte es über einen Blowjob hinausgehen. Es konnte überall hinführen.
Ich weiß genau, was du brauchst,
sagte sie ihnen.
Einige Frauen werden mit diesem Wissen geboren.
Viele von ihnen
Weitere Kostenlose Bücher