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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Zeit vor dreiundzwanzig Jahren zu erinnern. Heute wollte er sich zurückversetzen, und das nicht nur wegen seines Bruders. Die ganze Geschichte schrie nach Gerechtigkeit, aber es war die Verschwörung, die Jameson genauso fesselte wie das Verbrechen. Billy hatte behauptet, dass es ein Sexring von VIPs gewesen sei. Für ihn klang es nach einer Clique von Männern, die glaubten, dass Macht und Geld ihnen Zugang zu allem verschaffte, minderjährige Mädchen eingeschlossen. Und wenn sich Jamesons Verdacht als richtig erwies, war es dieses Netz von Korruption, das zum Tod der Direktorin geführt hatte. Unglücklicherweise waren die Einzigen, die ein Motiv hatten, die Opfer selbst. Aber wenn sie seinen Bruder wissentlich als Unschuldigen ins Gefängnis hatten gehen lassen, waren sie nicht nur Opfer, sondern selbst Teil der Verschwörung.
    Als William Broud senior, ihr Vater, starb, stattete Jameson San Quentin einen Besuch ab, um seinem Bruder davon zu berichten. Seit Ewigkeiten hatte er Billy nicht gesehen und war nicht überrascht, dass sein Bruder sich weigerte, mit ihm zu sprechen. Er ließ ihm lediglich ausrichten, er solle ihn in Ruhe lassen. Jameson hatte wenig andere Möglichkeiten, als einzuwilligen, und er hatte Billys Wunsch bis zu seiner Entlassung respektiert. Dann hatten ihn die Schuld und das schlechte Gewissen übermannt.
    Billy hatte es nicht getan? Niemand glaubte an seine Unschuld, auch Jameson nicht. Die gesamte Gemeinde hatte es eilig gehabt, ihn zu verurteilen. Sie waren alle ein Teil der Verschwörung, auch Jameson.
    Jameson lief an der Bibliothek und an der Krankenstation vorbei. Vor dem Turm, in dem sich Miss Rowes Apartment befunden hatte, stoppte er. Es war Zeit, die Fassaden einzureißen und die Wahrheit zu enthüllen. Mit seiner eigenen Schuld hatte er sich schon auseinandergesetzt. Jetzt wollte er die Bastarde finden, die einen unschuldigen Mann in den Tod geschickt hatten. Diese Verschwörung wollte er aufklären.
    Er war in der Gegend aufgewachsen, und in seinem Kopf tauchten immer wieder die gleichen Fragen auf: Wer zur Hölle waren diese Männer in dem Sexring? War es jemand, den er kannte? Und warum hatte sein Bruder geglaubt, dass die drei vierzehnjährigen Mädchen die Direktorin getötet hätten?
    Diese Fragen ließen Jameson nicht los, als er eine Gruppe Schülerinnen beobachtete, die aus der Bücherei kam und stehen blieb, um sich zu unterhalten. Vor zwanzig Jahren war er immer wieder Zeuge ähnlicher Szenen gewesen. Es war ein normales Verhalten für junge Mädchen – nur nicht für
diese
Mädchen. Sie saßen nicht unter den Bäumen und picknickten wie die anderen Schülerinnen. Nicht einmal hatte er gesehen, wie sie an den üblichen Ritualen oder dem Klatsch über Jungs teilhatten. Sie sprachen ihre eigene Sprache, hielten sich gegenseitig den Rücken frei und taten Dinge, die wie weibliche Mutproben wirkten.
    Jameson wusste das, weil er in eine von ihnen vernarrt gewesen war und sie genau beobachtet hatte. Alle möglichen Ausreden hatte er sich einfallen lassen, um auf den Campus zu gehen. Gelegentlich hatte er sogar "vergessen", einige Dinge auszuliefern, damit er öfter herkommen konnte. Ein Wunder, dass er seinen Job nicht verloren hatte.
    Wie eine Gruppe von Dieben unternahmen sie so gut wie nie etwas getrennt voneinander, und einmal musste er den Mut aufbringen, auf alle vier zuzugehen. Mehrmals hatte er versucht, mit ihnen zu sprechen, aber es war nicht leicht gewesen. Mehr als ein errötendes Hi war aus Ivy nicht herauszubekommen. Und das hatte ihn fertiggemacht. Breeze war lustig und charmant, aber ein bisschen zu selbstbewusst für einen schüchternen achtzehnjährigen Lieferjungen. Jane gab sich reserviert, Jameson hielt sie für die Anführerin, die ihre kleinen Schützlinge immer im Auge behielt. Mattie galt als der Wildfang, zu allen Schandtaten bereit.
    Einmal hatte er die vier zusammengedrängt in einem Alkoven hinter der Greadon Hall gesehen. Sie hatten offensichtlich geglaubt, dass keiner sie beobachten würde, und ein Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit herumgereicht – möglicherweise etwas, das sie aus der Krankenstation gestohlen hatten. Das hatte er damals jedenfalls angenommen. Einige Tropfen hatten sich die Mädchen auf die Handrücken und Wangen gerieben und danach einen Schluck aus der Flasche genommen. Breeze Wheeler hatte sich an den Hals gegriffen, als würde sie ersticken. Nur Ivy hatte nicht gemerkt, dass das ein Witz war. Die anderen hatten

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