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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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war, diesen Plan zu Ende zu entwerfen, wanderten seine Gedanken zu einer anderen Unstimmigkeit – zu einer solch monumentalen Belanglosigkeit, von der er kaum glauben konnte, dass sie seine Gedanken schon wieder in Beschlag nahm. Gefangen wie eine Maus im Labyrinth, die immer wieder um die falsche Ecke läuft und da landet, wo sie gestartet ist.
    Vor seinem inneren Auge kämpften zwei gegensätzliche Bilder von Mattie Smith miteinander – das eines Kindes, von Wölfen aufgezogen, das knurrte und spuckte, wenn jemand ihm zu nahe kam; und das Bild einer erwachsenen Frau, einer eisig schönen Kreatur, deren Richterzimmer er gerade verlassen hatte.
    Er berührte die Schnittwunde auf seiner Wange.
    Das war einfach. Er mochte das ungepflegte kleine Monster lieber.
    Sie hatte sich nicht besonders schlau dabei angestellt, Jameson Cross in die Schranken zu weisen. Missmutig zog Mattie ein meterlanges Stück Klopapier von der Rolle, faltete es und ging zum Waschbecken, um es zu befeuchten. Sie wollte kein Stoffhandtuch ruinieren und wusste nicht, wie sie die Schmiere sonst entfernen sollte, die Breeze ihr aufgetragen hatte.
    Auch die Anhörung gehörte nicht zu Matties Glanzleistungen. Die übliche straffe Kontrolle über die Verhandlung war ihr entglitten. Anscheinend hatte jeder ihre fehlende Konzentration gespürt, so wie ein Kind ahnt, wenn die Mutter Schwierigkeiten hat. Hinterher war Mattie direkt ins Bad gegangen. Auch wenn das Make-up nicht schuld war, es musste verschwinden. Sie mochte es nicht, wie die Leute sie so genau ansahen. Schlimmer noch, sie schienen nicht mehr mitzubekommen, was sie sagte. "Entschuldigung, Euer Ehren?" Den ganzen Nachmittag lang war Mattie gezwungen gewesen, sich zu wiederholen, und das hatte sie aus der Bahn geworfen.
    Jaydee stand in der Tür zum Bad und sah zu, wie Mattie den Eyeliner abwusch. Der Ärmel ihrer Robe war klitschnass. Offensichtlich hatte sie ihn versehentlich auch unter das Wasser gehalten, als sie das Klopapier befeuchtete.
    "Ich mochte diese Bette-Davis-Augen irgendwie."
    Sie wrang den Ärmel über dem Waschbecken aus. "Ich mag sie auch – an Bette Davis."
    Er schob die Hände in die Taschen seiner Jeans, aber die Finger rutschten nicht tiefer als zu den zweiten Knöcheln, weil der Schnitt zu eng war. Jaydee trug diese Hosen aus der Überzeugung, dass die Damenwelt seine maskulinen Vorzüge zu schätzen wusste.
    "Wasserfester Eyeliner muss die halbe Lebenszeit von Plutonium haben", grummelte Mattie. "Guck dir das Zeug an. Es geht nicht ab."
    Sie rieb an ihren Augen, bis sie blutunterlaufen waren. Damit zauberte sie jedoch nur zwei charmante schwarze Heiligenscheine um ihre Augenhöhlen. Den nächsten Job werde ich als Clown antreten, überlegte Mattie. Vielen Dank, Breeze.
    "Wäre es vermessen zu fragen, was heute Morgen im Gerichtssaal passiert ist?", sagte Jaydee. "Den Gerüchten zufolge hast du dir einen Faustkampf mit Jameson Cross geliefert. Er blutete am Kopf, als ich reinkam."
    "Wo warst du, Jaydee? Der Gerichtsdiener ging dich suchen, und ich war im Saal ganz allein."
    "Tut mir leid, ein natürliches Bedürfnis, und ich habe es gerade rechtzeitig zu den Toiletten geschafft. Also, was ist passiert?" Er machte einen neuen Versuch. "Hat er einen Annäherungsversuch gestartet?"
    "So, wie ich das sehe, warst du der Einzige, der Annäherungsversuche gemacht hat. Du warst ja ganz hin und weg von dem talentierten Mr. Cross."
    Jaydee räusperte sich. "Mattie, das ist gemein."
    Mattie bearbeitete den Eyeliner mit einem Papierhandtuch und Flüssigseife – und diesmal mit Erfolg. Erleichtert stellte sie fest, dass sie nicht länger wie ein Waschbär aussah. Die Leute würden einfach denken, sie hätte fünf Tage lang nicht geschlafen.
    "Was ist der Stand der Dinge mit Langston?" Ohne auf Jaydees Beschwerde einzugehen, wechselte Mattie das Thema und knöpfte sich die Bluse auf, während sie an Jaydee vorbei in ihr Büro ging. Die Robe landete auf einem Stuhl, mit nassem Ärmel und allem. Jetzt war Mattie in Arbeitsstimmung, erpicht darauf, so viel zu erledigen, wie sie nur konnte.
    "Du hast den Fall den richtigen Anwälten übertragen. Sie haben sich bereits getroffen und einen Plan entwickelt. Der Antrag auf Berufung wird nächste Woche gestellt."
    "Fantastisch", sagte sie mit großer Erleichterung. "Ich verlasse mich darauf, dass du mir in diesem Fall Augen und Ohren ersetzt, Jaydee."
    Sie ging an ihren Schreibtisch, um die Termine für die nächsten Wochen zu checken.

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